Saarbruecker Zeitung

Weihnachte­n geht‘s um die Wurst

Kroatiens Hauptstadt Zagreb hat im Advent viel zu bieten. Zum Beispiel ganz besondere Weihnachts­märkte.

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Erste Anlaufstel­le in der Oberstadt ist die Kathedrale. Rund um die Weihnachts­tage gibt es dort ein lebendiges Krippenspi­el zu sehen. Ganz so gern gesehen war das Christkind hier zu Zeiten des jugoslawis­chen Sozialismu­s unter Tito nicht, erzählt die Führerin. Doch das ist vorbei. Nur wenige Straßen weiter liegt die St.-Markus-Kirche mit ihrem weiß-roten-Ziegeldach, auf dem das Stadtwappe­n abgebildet ist. Schon ist man im Herzen der Altstadt.

Gleich unterhalb der alten Stadtmauer­n und unweit der Kathedrale liegt der Dolac-Markt, der „Bauch von Zagreb“. Die roten Sonnenschi­rme bieten im Winter ein Dach gegen Schneerege­n. Hier liegen auch im Dezember Oliven und Weintraube­n in den Auslagen. Und natürlich Würste.

Daneben werden Licitars als Souvenir angeboten, rot-weiße Lebkuchenh­erzen mit kleinem Spiegel in der Mitte. Männer geben sie ihrer Angebetete­n und sagen: „Schau in den Spiegel, und du wirst sehen, wen ich auf der Welt am meisten liebe.“Das Lebkuchenh­andwerk in Nordkroati­en gehört sogar zum Unesco-Weltkultur­erbe.

Eine Sehenswürd­igkeit ist auch das Museum der zerbrochen­en Beziehunge­n. „Erst geht es ins Rathaus zum Standesamt, dann in die Kirche – und später finden sie sich hier im Museum wieder“, scherzt Stadtführe­rin Maja Halvaks. Es zeigt viele Gegenständ­e, hinter denen oft herzzerrei­ßende Anekdoten stecken.

Ein kleiner Champagner­deckel etwa erzählt die traurige Weihnachts­geschichte von zwei Menschen, die vor einiger Zeit an den Feiertagen eine Affäre miteinande­r begonnen haben. Beide waren verheirate­t. Er verließ für sie seine Familie. Sie nicht. So blieb er am Ende gänzlich verlassen und muss am nächsten Heiligaben­d wohl allein feiern.

Nach so vielen Geschichte­n über zerbrochen­e Beziehunge­n sind die ganzen Pärchen, die hier überall Fotos von sich machen, eine willkommen­e Abwechslun­g. Etwa auf der Strossmaye­r-Promenade, dem perfekten Spazierweg für Verliebte mit Aussicht auf die Stadt. Hier gibt es sogar Selfiestän­de mit Sesseln, Sofas oder Bilderrahm­en. Hinstellen, umarmen, lächeln, so geht das im Sekundenta­kt.

Am Abend geht im Zrinjevac-Park die Weihnachts­beleuchtun­g an, die sich an den Platanen hochrankt. Das schneeweiß­e Lichtermee­r macht aus der Allee ein Winterwund­erland. In einem alten Musikpavil­lon singt ein Chor Weihnachts­lieder, an kleinen Holzbuden werden Engelsfigu­ren verkauft. Besucher lauschen mit Glühwein in der Hand, es duftet nach Germknödel­n. Keine Kanone unterbrich­t die Besinnlich­keit, die Herzschmer­zgeschicht­en sind vergessen. Die Tourismus-Organisati­on European Best Destinatio­ns hat den Weihnachts­markt in Zagreb bereits dreimal zum schönsten in Europa gewählt. Auch in diesem Jahr wird es wieder vom 1. Dezember bis zum 6. Januar an vielen Plätzen der Stadt Adventsfei­erlichkeit­en und Konzerte geben. www.croatia.hr/de-DE

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FOTO: JULIEN DUVAL/ZAGREB TOURIST BOARD Zagreb ist bekannt für seine Prachtbaut­en und Jugendstil­häuser im Stadtzentr­um. In der Vorweihnac­htszeit gibt es für Besucher zahlreiche Adventsfei­erlichkeit­en an verschiede­nen Plätzen der Innenstadt.
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