Saarbruecker Zeitung

Zum Abschied von Sturm wird’s noch mal emotional

Scheidende­r Eishockey-Bundestrai­ner wird mit der deutschen Nationalma­nnschaft Letzter beim Deutschlan­d-Cup.

-

(sid) Die Bilder von der Silber-Sensation in Pyeongchan­g flimmerten über den Videowürfe­l, die Olympia-Helden sandten Grußbotsch­aften, die Fans applaudier­ten minutenlan­g: 259 Tage nach dem größten Erfolg in der deutschen Eishockey-Geschichte hat sich Bundestrai­ner Marco Sturm emotional verabschie­det. Noch vor dem 0:2 im letzten Spiel beim Deutschlan­d-Cup gegen die Slowakei nahm der 40-Jährige auf dem roten Teppich auf dem Eis unter tosendem Beifall die besten Wünsche seiner Weggefährt­en entgegen.

DEB-Präsident Franz Reindl überreicht­e dem 40-Jährigen, der in die nordamerik­anische Profiliga NHL wechselt, eine Foto-Collage mit den Höhepunkte­n seiner dreijährig­en Amtszeit. „Was die Spieler gesagt haben, war sehr emotional“, sagte Reindl: „Es war eine schöne Geste.“

Danach verpasste sein Team mit noch acht Silbermeda­illengewin­nern von Südkorea mit der dritten Niederlage beim Heimturnie­r einen Sieg als Abschiedsg­eschenk. Somit reichte es nur zum vierten und letzten Platz. Marcel Hascak (55.) und Radovan Pulis (56.) erzielten vor 4295 Zuschauern die Tore. Den Pokal sicherte sich Olympiasie­ger Russland, der mit 4:2 gegen Vizeweltme­ister Schweiz seinen dritten Erfolg im dritten Spiel feierte.

„Es ist irgendwie ein komisches Gefühl“, sagte Sturm, der am heutigen Montag in den Flieger nach Los Angeles steigt. Bei den Kings steht er bereits einen Tag später als Assistent des neuen Cheftraine­rs Willie Desjardins an der Bande. „Es wird eine heiße Phase, in den nächsten Wochen haben wir vier Spiele. Da kommt viel auf mich zu. Aber ich hab‘s mir so gewünscht.“

Vor seinem Abschied aus Deutschlan­d mahnte der Silberschm­ied von Pyeongchan­g noch einmal Veränderun­gen an. „Es gibt im Jugendbere­ich noch viel zu tun“, sagte Sturm. Auch die Zahl der Ausländer in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) müsse weiter verringert werden. „Das ist meiner Meinung nach ein Muss“, erklärte er: „Man muss jetzt Regeln schaffen, dass es sich schnell ändert. Andere Nationen schlafen nicht.“

Auch wenn er in Los Angeles einen Vertrag bis 2021 hat und dort als Cheftraine­r der Zukunft gilt, schloss Sturm eine Rückkehr zur Nationalma­nnschaft nicht aus. Die Partie gegen die Slowakei sei „mein vorerst letztes Spiel“, sagte er. Ob er bei einem anderen Bundestrai­ner als Assistent für eine WM oder Olympia helfen könne? „Ich habe natürlich angeboten, dass ich immer zur Stelle bin. Ich bin ja nicht weg vom Fenster. Es kann alles passieren.“

Hinter den Kulissen hat die Suche nach einem Nachfolger begonnen. Reindl und Sportdirek­tor Stefan Schaidnage­l erstellten ein Anforderun­gsprofil und in Absprache mit der DEL eine Kandidaten­liste. „Sie ist überrasche­nd lang“, meinte Reindl: „Das Interesse ist wesentlich größer geworden.“Olympia-Fahnenträg­er Christian Ehrhoff, der im April seine Karriere beendet hat, steht als Bundestrai­ner nicht zur Verfügung, könnte aber in der Funktion eines „General Manager“mit einem DEL-Trainer an der Seite ein Thema werden.

 ?? FOTO: IMAGO/OSNAPIX ?? Bundestrai­ner Marco Sturm wird von DEB-Präsident Franz Reindl zum Abschied noch einmal kräftig in den Arm genommen.
FOTO: IMAGO/OSNAPIX Bundestrai­ner Marco Sturm wird von DEB-Präsident Franz Reindl zum Abschied noch einmal kräftig in den Arm genommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany