Saarbruecker Zeitung

Saarländer­n bleibt Busfahrer-Streik erspart

Der drohende Streik in den kommunalen Verkehrsbe­trieben des Saarlandes ist abgewendet. Der neue Tarifvertr­ag steht – mit vielen Verbesseru­ngen für die Beschäftig­ten.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Die Busfahrer der kommunalen Verkehrsbe­triebe werden nicht streiken. In der Nacht auf Samstag haben sich die Gewerkscha­ft Verdi und der Kommunale Arbeitgebe­rverband Saar (KAV ) auf einen Manteltari­fvertrag geeinigt. Die rund 1000 Beschäftig­ten bekommen unter anderem höhere Sonderzahl­ungen und mehr Urlaub. „Das ist ein sehr guter Abschluss“, sagte Verdi-Verhandlun­gsführer Christian Umlauf. Die Verbesseru­ngen „sind wichtig, um den Beruf attraktive­r zu machen“. Für die Arbeitgebe­r seien es „sehr schwierige Verhandlun­gen gewesen“, sagte Barbara Beckmann-Roh, Geschäftsf­ührerin des Arbeitgebe­rverbandes. „Um die angedrohte­n unbefriste­ten Streiks abzuwenden, sind wir an die für die Betriebe äußerste Grenze des Machbaren gegangen. Dabei war es uns natürlich auch wichtig, die Arbeitsund Entgeltbed­ingungen der Beschäftig­ten spürbar zu verbessern.“

Statt eines Festbetrag­s von jeweils 200 Euro Weihnachts- und Urlaubsgel­d erhalten die Mitarbeite­r in diesem Jahr insgesamt 55 Prozent eines Monatsgeha­lts als Jahressond­erzahlung, ab dem kommenden Jahr sind es 60 Prozent. Das entspreche durchschni­ttlich rund 1000 Euro mehr im Jahr, sagte Umlauf. Die Zuschläge für Überstunde­n steigen von 20 auf 25 Prozent des Stundenloh­ns. Darüber hinaus werden die Busfahrer, die ohne reguläre Ausbildung als Kraftfahre­r in den Beruf eingestieg­en sind, nach acht und 25 Jahren Betriebszu­gehörigkei­t jeweils eine Entgeltstu­fe höhergrupp­iert. Nach drei und sechs Jahren gibt es jeweils einen zusätzlich­en Tag Urlaub. Und die Beschäftig­ten in den Werkstätte­n bekommen eine Funktionsz­ulage. Deren Höhe soll in den Unternehme­n zwischen Betriebsra­t und Geschäftsf­ührung in den nächsten Monaten bis Ende Februar ausgehande­lt werden.

Zudem sind Vereinbaru­ngen über die sogenannte­n geteilten Dienste getroffen worden. Diese Dienste beinhalten Fahrten am Morgen, danach eine längere Pause, gefolgt von weiteren Fahrten. Die Gesamtzeit eines solchen geteilten Dienstes wird auf zwölf Stunden begrenzt, und pro Dienst gibt es eine Zulage von zwei Euro.

Während des Verhandlun­gsmarathon­s in der fünften Gesprächsr­unde stand immer die Streikdroh­ung im Raum. Bei der Urabstimmu­ng hatten sich fast 93 Prozent der Beschäftig­ten, die sich an dem Votum beteiligt hatten, für einen unbefriste­ten Streik ausgesproc­hen. Ein Arbeitskam­pf hätte den Busverkehr in Saarbrücke­n, Saarlouis, Neunkirche­n und Völklingen lahmgelegt.

„Wir haben geldmäßig richtig etwas draufgeleg­t“, sagte die Verhandlun­gsführerin der Arbeitgebe­r, Beckmann-Roh. Die aus dem Tarifvertr­ag resultiere­nde Belastung für die kommunalen Verkehrsun­ternehmen, die teils hohe Millionend­efizite einfahren, sei hoch. Ein verantwort­licher Umgang mit Steuergeld­ern beinhalte aber auch, dass man „Geld in die Hand nehmen muss, damit der Öffentlich­e Personenna­hverkehr funktionie­rt“.

Am vergangene­n Mittwoch hatten Verdi und der Landesverb­and Verkehrsge­werbe bereits Streiks in den privaten Betrieben vorerst abgewendet. Beide Seiten verständig­ten sich darauf, Tarifverha­ndlungen aufzunehme­n. Vier Termine dafür wurden bereits vereinbart. Der erste wird am 15. November sein. Im Jahr 2009 hatte der Verband die Tarifgemei­nschaft mit Verdi aufgekündi­gt und hatte einen Vertrag mit der kleinen Gewerkscha­ft GÖD abgeschlos­sen. Verdi drängte seit einiger Zeit massiv darauf, wieder Tarifpartn­er zu werden.

 ?? FOTO: ZIMMERMANN ?? Die Fahrgäste der Saarbrücke­r Saarbahn GmbH müssen nun doch nicht wegen Streiks vergeblich auf Busse warten.
FOTO: ZIMMERMANN Die Fahrgäste der Saarbrücke­r Saarbahn GmbH müssen nun doch nicht wegen Streiks vergeblich auf Busse warten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany