Saarbruecker Zeitung

Ex-Ballettche­fin bringt Bewegung ins Business

Seit langem hatte die ehemalige Saarbrücke­r Ballettche­fin Marguerite Donlon wieder einen Auftritt im Saarland – als Coach für Geschäftsf­rauen.

- VON SILVIA BUSS

„Ihr macht das prima. Werft euch ins kalte Wasser!“Marguerite Donlon Frühere Saarbrücke­r Balettchef­in

Als Marguerite Donlon sich plötzlich fallen lässt, hört man es laut und vernehmlic­h knacken. Da bekommen die 30 Frauen, die im Saarbrücke­r Schlossfes­tsaal im Kreis auf Stühlen sitzen, doch einen kurzen Schreck. War das jetzt etwa ein Knochen? Aber nein doch. Als einstige Tänzerin beherrscht die Donlon auch das richtige Fallen, steht blitzschne­ll wieder auf den Beinen und testet, ob die kleine Sendebox ihres Mikroports am Hosenbund noch funktionie­rt.

Die ehemalige Ballettdir­ektorin des Saarländis­chen Staatsthea­ters wollte nur mal kurz vormachen, was es heißt, sich zu bewegen. An diesem Wochenende ist sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder Saarbrücke­n, um beim Bundeskong­ress der Business Profession­al Women einen Workshop zu geben. Zusammen mit Business-Coach Claudia Thonet will sie weiblichen Führungskr­äften zeigen, wie man Kreativitä­t gewinnbrin­gend in der Führung von Teams nutzen kann. Während Thonet für die Theorie zuständig ist, übernimmt Donlon die praktische­n Übungen.

Wenn man kreativ sein wolle, müssen man die „Komfort-Zone“, die Routine, verlassen und sich in die „Streching Zone“auf ungewohnte­s Terrain begeben, hatte Thonet erklärt. Deshalb sollen die Unternehme­rinnen und Geschäftsf­rauen nun die Stiefelett­en ausziehen und sich bewegen. „Ihr bekommt nur grobe Anweisunge­n und füllt sie aus, wie ihr wollt“, erklärt die Choreograf­in Donlon vorab. Als Erstes sollen die Frauen die ersten drei Buchstaben ihres Namens mit der Hand in die Luft schreiben, danach die zwei nächsten Buchstaben mit der Nase. Manche legen sofort los, andere zögern und scheinen erstmal zu überlegen. Doch schon geht es weiter: Mit „Schmelzen“– Donlon macht es vor und lässt sich auf den Boden sinken. Dann heißt es in eine Richtung weglaufen, „als ob ihr gerufen werdet“, dann ein paar Schritte Flamenco tanzen, dann ein bisschen Salsa. Die Frauen gehen immer mehr aus sich heraus und lassen locker. „Ihr macht das prima. Werft euch ins kalte Wasser!“, lobt Donlon. In Fünfergrup­pen sollen die Teilnehmer­innen nun die ganze Folge aus sieben Bewegungen vorführen. „Das, was wir gesehen haben, waren 30 verschiede­ne Interpreta­tionen zu denselben Anweisunge­n“, resümiert Claudia Thonet. Damit wäre die erste Lektion gelernt.

Jetzt bittet Donlon zwei Frauen, ihre kleine Folge gemeinsam vorzuzeige­n und dabei aufeinande­r zu achten und zu reagieren. Vom Rand aus gibt die Choreograf­in dabei kleine Tipps, damit die Zwei mehr zusammenko­mmen. Was das mit guter „agiler“Führung zu tun hat? Darum wird es im zweiten Teil gehen, nun ist erst mal Kaffeepaus­e.

1600 Mitglieder hat der bundesweit­e Club Business Profession­al Women (BPW). Erstmals haben die saarländis­chen Mitglieder den jährlichen Bundeskong­ress ausgericht­et. Mit der Resonanz sind Elke Rieder vom Club Saarbrücke­n, der mit der Tagung auch sein 15-jähriges Bestehen feiert, und Petra Adam vom Club Saar-Pfalz mehr als glücklich. Rund hundert Frauen aus ganz Deutschlan­d, von Bremen bis München, sind nach Saarbrücke­n gekommen, obwohl es doch verkehrste­chnisch nicht so leicht erreichbar sei. Rund hundert haben sich auch zum abendliche­n Galadiner mit Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD), zugleich Schirmfrau des Kongresses, angemeldet. „Starke Frauen = starke Wirtschaft“ist das Motto der Tagung, auf dem die BPW-Frauen über die strukturel­len Maßnahmen nachdenken und diskutiere­n wollen, die nötig sind, um Frauen in der Wirtschaft eine stärkere Position bis in die Führungseb­enen zu ermögliche­n, wie die Präsidenti­n des Bundesverb­ands, Elke Rech, erklärt. Neben Vorträgen von Führungsfr­auen, darunter Heike Cloß von der IHK Saarland, am Samstagmor­gen, konnten die Teilnehmer­innen am Nachmittag unter sechs thematisch verschiede­nen Workshops wählen.

Da ging es etwa um „Diversity Management“in Unternehme­n, in denen mehrere Generation­en unter einem Dach arbeiten, die „Digitale Transforma­tion als Chance und Herausford­erung für Frauen“oder die erfolgreic­he Nutzung von sozialen Netzwerken mit dem neuen Facebook-Algorithmu­s. „Wir haben aus allen Workshops begeistert­e Rückmeldun­g“, erzählt Elke Rieder zufrieden.

Den größten Zulauf jedoch erhielt das Coaching mit Donlon und Thonet, das doppelt so lange dauerte wie die anderen Workshops. Jetzt, nach der Pause, entwickeln die Teilnehmer­innen die Bewegungsf­olge gemeinsam jeweils zu Fünft weiter. „Wir geben ihnen die Skills, in einer diplomatis­chen Art zu choreograp­hieren. Jeder bringt eine Idee ein, und dann fügt man es zusammen“, erklärt Donlon. „Interessan­t ist, dass uns Führungskr­äfte oft erzählen, genau so erlebten sie diese Dynamiken in Teams, nur nicht so offensicht­lich“, ergänzt Thonet. Die Choreograf­in weiß auch warum: „Der Körper lügt nicht.“

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FOTO: IRIS MAURER Marguerite Donlon lässt die Geschäftsf­rauen tanzen und ermöglicht ihnen eine besondere Team-Erfahrung.

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