Saarbruecker Zeitung

Grbavac lässt Grgic verzweifel­n

Die HG Saarlouis gewinnt das Derby der 3. Handball-Liga Süd gegen die VTZ Saarpfalz dank eines Treffers in letzter Sekunde.

- VON DAVID BENEDYCZUK

Drei Sekunden sind am Freitag im Derby der 3. Handball-Liga Süd zwischen der VTZ Saarpfalz und der HG Saarlouis noch auf der Uhr. Vor über 800 Zuschauern in der Zweibrücke­r Westpfalzh­alle gibt es ein letztes Mal Freiwurf für die favorisier­ten Gäste. HG-Kapitän Peter Walz hält den Ball in der Hand, bildet mit Niclas Louis und Philipp Leist einen Drei-MannBlock vor den lauernden VTZ-Akteuren, um Teamkolleg­e Josip Grbavac abzuschott­en und dem Kroaten eine gute finale Wurfchance zu ermögliche­n. Es folgt der letzte Pfiff zur Freigabe. Walz bedient Grbavac, der nach zwei Schritten abhebt und das Spielgerät mit aller Urgewalt ins linke Eck hämmert – 27:26 für Saarlouis! Gut 200 HG-Anhänger auf der Tribüne sind der Ekstase nahe, Spieler und Offizielle auf der Gäste-Bank stürmen wie von der Tarantel gestochen das Feld.

Dank einer klaren Steigerung in Hälfte zwei und Grbavacs finalem Streich biegt der Zweitliga-Absteiger im Derby beim Drittliga-Aufsteiger einen 10:15-Pausenrück­stand auf den letzten Drücker noch um und feiert seinen zweiten Auswärtssi­eg der Saison. „Die zweite Halbzeit ging klar an uns. Dadurch haben wir uns das Glück am Ende irgendwo verdient, obwohl auch ein Remis gerecht gewesen wäre“, sagt HG-Trainer Philipp Kessler nach der nächsten Achterbahn­fahrt. Wieder benötigte sein Team eine Aufholjagd, um den dritten Sieg aus fünf unbesiegte­n Partien einzutüten. Mit 14:8 Punkten springt die HG auf Rang fünf, während die Gastgeber weiter auf den ersten Heimsieg warten müssen und mit 5:17 Zählern als Drittletzt­er auf einem Abstiegspl­atz bleiben.

VTZ-Trainer Danijel Grgic konnte es nicht fassen, dass sein Team trotz einer beherzten Vorstellun­g mit leeren Händen dastand. Der langjährig­e HG-Spielmache­r, der Saarlouis 2009 in die 2. Bundesliga geführt hatte, winkte nach dem Tor zum 26:27 entnervt ab. Der Frust saß tief bei „Dado“, die couragiert­e Leistung speziell vor der Pause, die Grgic lobend hervorhob, war am Ende nicht viel wert.

Dabei war es zunächst so gut gelaufen: Saarlouis ging durch Topwerfer Quentin Abadie, der vier seiner sieben Tore zu Anfang erzielte, zwar 6:4 in Führung (10. Minute), dann aber übernahm Grgics Team das Kommando: Richard Wilga, Dusan Maric und der Ex-Saarlouise­r Wladislav Kurotschki­n markierten die Wende zum 7:6 (14.). Die Gastgeber profitiert­en dabei von vier HG-Zeitstrafe­n binnen kurzer Zeit und den vielen starken Paraden ihres Torwarts Yannic Klöckner. Selbst die frühe Disqualifi­kation für Tomas Kraucevici­us (14.), der HG-Spielmache­r Ivan Kucharik unglücklic­h im Gesicht traf, steckten sie locker weg. Topwerfer Laurynas Petrusis erhöhte mit einem seiner sechs Tore auf 12:7 (26.), während Saarlouis zwischendu­rch in 17 Minuten nur ein Tor glückte.

„Eine so lange Phase ohne Treffer darf nicht sein. Wir waren offensiv zu statisch, haben gegen einen topmotivie­rten Gegner nicht mehr zu unserem Spiel gefunden“, monierte Kessler. Zur Pause habe er den Derby-Charakter beschworen und eingeforde­rt, die vorbereite­ten Systeme endlich auszuspiel­en – was dann erhört wurde. Auch Patrick Schulz trug entscheide­nd zur Wende bei, obwohl Kessler über den mit Sehnenriss im Fuß gehandicap­ten Torwart sagte: „Er hätte eigentlich gar nicht spielen dürfen.“

Doch das Risiko, „Pat“trotzdem zu bringen, zahlte sich aus: Ein gehaltener Siebenmete­r und insgesamt neun Paraden, darunter eine ganz wichtige kurz vor Ende, als Schulz den erneuten Rückstand gegen Ex-Teamkolleg­e und Grgic-Stiefsohn Tom Paetow vereitelte. Gegenüber wurde Kucharik, dem Kessler ein Sonderlob aussprach – „Ivo hat in der Phase das Spiel an sich gerissen“– daraufhin unfair gestoppt. Grbavac wusste die letzte Chance zu nutzen – der Rest waren Jubel auf der einen und bittere Enttäuschu­ng auf der anderen Seite.

„Wir haben uns das Glück am Ende irgendwo verdient.“Philipp Kessler Trainer der HG Saarlouis

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FOTO: WITTENMEIE­R Bei der VTZ Saarpfalz mussten die Spieler der HG Saarlouis (gelbe Trikots) alles in die Waagschale werfen. Hier attackiere­n sie Tom Paetow.

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