Grbavac lässt Grgic verzweifeln
Die HG Saarlouis gewinnt das Derby der 3. Handball-Liga Süd gegen die VTZ Saarpfalz dank eines Treffers in letzter Sekunde.
Drei Sekunden sind am Freitag im Derby der 3. Handball-Liga Süd zwischen der VTZ Saarpfalz und der HG Saarlouis noch auf der Uhr. Vor über 800 Zuschauern in der Zweibrücker Westpfalzhalle gibt es ein letztes Mal Freiwurf für die favorisierten Gäste. HG-Kapitän Peter Walz hält den Ball in der Hand, bildet mit Niclas Louis und Philipp Leist einen Drei-MannBlock vor den lauernden VTZ-Akteuren, um Teamkollege Josip Grbavac abzuschotten und dem Kroaten eine gute finale Wurfchance zu ermöglichen. Es folgt der letzte Pfiff zur Freigabe. Walz bedient Grbavac, der nach zwei Schritten abhebt und das Spielgerät mit aller Urgewalt ins linke Eck hämmert – 27:26 für Saarlouis! Gut 200 HG-Anhänger auf der Tribüne sind der Ekstase nahe, Spieler und Offizielle auf der Gäste-Bank stürmen wie von der Tarantel gestochen das Feld.
Dank einer klaren Steigerung in Hälfte zwei und Grbavacs finalem Streich biegt der Zweitliga-Absteiger im Derby beim Drittliga-Aufsteiger einen 10:15-Pausenrückstand auf den letzten Drücker noch um und feiert seinen zweiten Auswärtssieg der Saison. „Die zweite Halbzeit ging klar an uns. Dadurch haben wir uns das Glück am Ende irgendwo verdient, obwohl auch ein Remis gerecht gewesen wäre“, sagt HG-Trainer Philipp Kessler nach der nächsten Achterbahnfahrt. Wieder benötigte sein Team eine Aufholjagd, um den dritten Sieg aus fünf unbesiegten Partien einzutüten. Mit 14:8 Punkten springt die HG auf Rang fünf, während die Gastgeber weiter auf den ersten Heimsieg warten müssen und mit 5:17 Zählern als Drittletzter auf einem Abstiegsplatz bleiben.
VTZ-Trainer Danijel Grgic konnte es nicht fassen, dass sein Team trotz einer beherzten Vorstellung mit leeren Händen dastand. Der langjährige HG-Spielmacher, der Saarlouis 2009 in die 2. Bundesliga geführt hatte, winkte nach dem Tor zum 26:27 entnervt ab. Der Frust saß tief bei „Dado“, die couragierte Leistung speziell vor der Pause, die Grgic lobend hervorhob, war am Ende nicht viel wert.
Dabei war es zunächst so gut gelaufen: Saarlouis ging durch Topwerfer Quentin Abadie, der vier seiner sieben Tore zu Anfang erzielte, zwar 6:4 in Führung (10. Minute), dann aber übernahm Grgics Team das Kommando: Richard Wilga, Dusan Maric und der Ex-Saarlouiser Wladislav Kurotschkin markierten die Wende zum 7:6 (14.). Die Gastgeber profitierten dabei von vier HG-Zeitstrafen binnen kurzer Zeit und den vielen starken Paraden ihres Torwarts Yannic Klöckner. Selbst die frühe Disqualifikation für Tomas Kraucevicius (14.), der HG-Spielmacher Ivan Kucharik unglücklich im Gesicht traf, steckten sie locker weg. Topwerfer Laurynas Petrusis erhöhte mit einem seiner sechs Tore auf 12:7 (26.), während Saarlouis zwischendurch in 17 Minuten nur ein Tor glückte.
„Eine so lange Phase ohne Treffer darf nicht sein. Wir waren offensiv zu statisch, haben gegen einen topmotivierten Gegner nicht mehr zu unserem Spiel gefunden“, monierte Kessler. Zur Pause habe er den Derby-Charakter beschworen und eingefordert, die vorbereiteten Systeme endlich auszuspielen – was dann erhört wurde. Auch Patrick Schulz trug entscheidend zur Wende bei, obwohl Kessler über den mit Sehnenriss im Fuß gehandicapten Torwart sagte: „Er hätte eigentlich gar nicht spielen dürfen.“
Doch das Risiko, „Pat“trotzdem zu bringen, zahlte sich aus: Ein gehaltener Siebenmeter und insgesamt neun Paraden, darunter eine ganz wichtige kurz vor Ende, als Schulz den erneuten Rückstand gegen Ex-Teamkollege und Grgic-Stiefsohn Tom Paetow vereitelte. Gegenüber wurde Kucharik, dem Kessler ein Sonderlob aussprach – „Ivo hat in der Phase das Spiel an sich gerissen“– daraufhin unfair gestoppt. Grbavac wusste die letzte Chance zu nutzen – der Rest waren Jubel auf der einen und bittere Enttäuschung auf der anderen Seite.
„Wir haben uns das Glück am Ende irgendwo verdient.“Philipp Kessler Trainer der HG Saarlouis