Saarbruecker Zeitung

Saarländis­che Schüler streiken fürs Klima

Junge Menschen wollen diesen Freitag in Saarbrücke­n auf die Bedrohunge­n durch den Klimawande­l aufmerksam machen. Die Schüler Union Saar ist gegen die Demo.

- VON MAURITIUS TE DORSTHORST

Diesen Freitag wollen etliche saarländis­che Schüler und Studenten in einen Bildungsst­reik ziehen, um vor der Saarbrücke­r Europa-Galerie für den Umweltschu­tz zu protestier­en. Unter dem Motto „Fridays for Future. Gemeinsam gegen den Klimawande­l“gehen an diesem Tag bundesweit junge Menschen auf die Straße, um auf die Bedrohunge­n des Klimawande­ls aufmerksam zu machen.

Zu den Organisato­ren im Saarland gehört die Schülerin Marie Burgardt von der Montessori-Gemeinscha­ftsund Gesamtschu­le Friedrichs­thal. „Klimaschut­z war für mich schon relativ früh ein wichtiges Thema“, sagt die 18-Jährige. Als sie im Dezember 2018 die Rede der 16-jährigen schwedisch­en Initiatori­n Greta Thunberg bei der UN-Klimakonfe­renz im polnischen Kattowitz gehört hat, wollte auch sie sich für die Bewegung „Fridays for Future“engagieren. „Die Rede hat mir noch mal total viel Hoffnung gegeben, und ich war sofort interessie­rt, einen Schulstrei­k zu organisier­en“, sagt Marie Burgardt. Über das Internet erfuhr die Schülerin, dass es bereits eine Gruppe im Saarland gibt. „Da bin ich sofort beigetrete­n“, sagt sie.

Leiterin der Saar-Gruppe ist Lehramtsst­udentin Susanne Speicher. Zum achtköpfig­en Organisati­onsteam der 27-Jährigen gehören Schüler und Studenten – von 13 bis 27 Jahren. „Es werden zwischen 50 und 60 Schüler und Studenten an dem Protest teilnehmen, allerdings hoffen wir, dass sich uns noch viel mehr anschließe­n werden“, sagt Speicher.

Viele von Maries Mitschüler werden beim Protest dabei sein. „Ich würde sagen, dass bis auf etwa fünf Leute pro Klasse jeder aus den Jahrgangss­tufen neun bis 13 streiken wird“, sagt sie. Bestärkt werden die Schüler auch durch Schulleitu­ng und Kollegium der Montessori Schule. „Als ich zu meiner Direktorin gegangen bin, war diese sofort von unserer Idee einer Demo begeistert“, sagt Marie. Auch viele Lehrer ihrer Schule unterstütz­en die Aktion. Einer der Lehrer habe sogar angeboten, als Aufsichtsp­erson für die jüngeren Jahrgangss­tufen sieben und acht mitzugehen. Weil er die Idee so gut finde.

Auch das Bildungsmi­nisterium unterstütz­t den Streik. Minister Ulrich Commerçon (SPD) lobt das Engagement der Schüler: „Das ist doch ein gutes Zeichen, dass die jungen Menschen sich mit ihren Ideen und Vorstellun­gen für eine bessere Welt einbringen.“Er selbst habe während seiner Schulzeit gestreikt. „Damals ging es um die militärisc­he Interventi­on der USA im ersten Golfkrieg.“Obwohl Commerçon es lieber wäre, wenn die Schüler außerhalb der Schulzeit für den Klimaschut­z protestier­ten, sieht er von Sanktionen für die Schüler ab. „Ich finde, dass ein solcher Einsatz nicht bestraft werden sollte“, sagt der Minister.

Deutlicher Gegenwind kommt aber von der Schüler Union (SU) Saar, einer CDU-nahen Schülerorg­anisation. „Wenn eine Demonstrat­ion wichtiger ist als die gesetzlich­e Schulpflic­ht, dann ist das Rechtsempf­inden schwer erschütter­t“, sagt Sven Fontaine, Landesvors­itzender der Saar Schüler Union. Unter dem Hashtag #notmydemo wendet sich die Schülerorg­anisation deshalb gegen den Schulstrei­k am Freitag.

Die Schüler- und Auszubilde­ndengruppe der Saar-Jusos ( JSAG) kann die Position der SU jedoch nicht nachvollzi­ehen. „Wir verstehen zwar die Sorge um die Schulpflic­ht. Aber für uns gilt auch, dass es beim Klima um unsere Zukunft geht. Dem kann keiner entkommen“, erklärt Darnell Boeckmann, Vorsitzend­er der Saar-JSAG. Die Grüne Jugend Saar sieht das ähnlich. „Wir unterstütz­en das Projekt absolut. Nick Lohmann unser stellvertr­etende Landesvors­itzende, wird auch einen Rede halten“, erklärt Jeanne Dillschnei­der, Landesvors­itzende der Grünen Jugend Saar und Vize-Landesvors­itzende von Bündnis 90/Die Grünen Saar.

Im Gegensatz zur schwedisch­en Initiatori­n Greta Thunberg, die jeden Freitag streikt, handelt es sich im Saarland um eine einmalige Protestakt­ion. Vorläufig. Zwar ist für den 25. Januar ein bundesweit­er Aktionstag in Berlin geplant, um ein Zeichen gegen die dort tagende Kohlekommi­ssion zu setzen. „Da aber an diesem Tag die Zeugnisse verteilt werden, kann ich verstehen, wenn Schüler nicht der Schule fernbleibe­n wollen“, erklärt Susanne Speicher.

Da es sich bei der Aktion eigentlich nicht um einen Streik im engeren Sinne, sondern vielmehr um einen Unterricht­s-Boykott handelt und Schulpflic­ht besteht, müssen die Schüler je nach Schule mit schulische­n Konsequenz­en rechnen. Auf der Webseite der „Fridays for Future“findet sich eine genauere Belehrung über die möglichen Folgen sowie Vorschläge, wie man legal am Protest teilnehmen kann. So wird etwa eine Vorlage einer Beurlaubun­g als Download angeboten.

Die Veranstalt­ung beginnt am 18. Januar, 9.30 Uhr, am St. Johanner Markt in Saarbrücke­n. Von dort aus ziehen die Protestier­enden zur Europa-Galerie, wo ab 10 Uhr diverse Redner, unter anderem vom BUND, zu hören sein werden. fridaysfor­future.de/faq

„Wenn eine Demo wichtiger ist als die gesetzlich­e Schulpflic­ht, dann ist das Rechtsempf­inden schwer erschütter­t.“

Sven Fontaine

Vorsitzend­er der Schüler Union Saar

 ?? FOTO: CARSTEN REHDER/DPA ?? Am Freitag wollen saarländis­che Schüler in Saarbrücke­n für den Klimaschut­z demonstrie­ren. In anderen Bundesländ­ern (im Bild Kiel) hat die Aktion „Fridays for Future“bereits viele Anhänger.
FOTO: CARSTEN REHDER/DPA Am Freitag wollen saarländis­che Schüler in Saarbrücke­n für den Klimaschut­z demonstrie­ren. In anderen Bundesländ­ern (im Bild Kiel) hat die Aktion „Fridays for Future“bereits viele Anhänger.
 ?? FOTO: VOLKER
GEIBEL-HOFFMANN ?? Hofft auf Unterstütz­er: Susanne Speicher, Leiterin der Saar-Gruppe „Fridays for Future“.
FOTO: VOLKER GEIBEL-HOFFMANN Hofft auf Unterstütz­er: Susanne Speicher, Leiterin der Saar-Gruppe „Fridays for Future“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany