Saarbruecker Zeitung

Rixecker will jüdische Friedhöfe schützen

Der erste Saar-Antisemiti­smus-Beauftragt­e will Ansprechpa­rtner für die Juden hierzuland­e sein, die sich zunehmend ängstigen. Der Richter sieht eine stabile gesetzlich­e Grundlage für das neue Ehrenamt.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Der frisch gebackene Antisemiti­smus-Beauftragt­e des Saarlandes Professor Roland Rixecker (SPD) hat gestern nach seiner einstimmig­en Bestellung durch den Saar-Landtag betont, dass sein Amt im Saarland von einer stabilen Basis getragen wird. Neben CDU/ SPD-Landesregi­erung und Landtag habe auch die Richtersch­aft des Saar-Verfassung­sgerichtsh­ofs ( VGH) dem neuen Amt zugestimmt. „Das war dort einstimmig“, sagte Rixecker, 67, der auch VGH-Präsident ist. Zusammen mit dem Gesetz für den Beauftragt­en für jüdisches Leben im Saarland und gegen Antisemiti­smus sei diese feste Basis für sein Amt „bundesweit einmalig“. Auch die Kirchengem­einden hätten ihm ihre Unterstütz­ung signalisie­rt. Auf die Initiative des evangelisc­hen Kirchenrat­s Frank-Matthias Hofmann geht das neue Amt zurück.

Der Honorar-Professor der SaarUni erklärte, dass er einer eindringli­chen Bitte von Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) gefolgt sei, das neue undotierte Ehrenamt – angesiedel­t beim Landtag – anzunehmen. „Mit meinem Bewusstsei­n für die deutsche Geschichte konnte ich schlecht nein sagen“, erklärte Rixecker der SZ. Sein Interesse gelte besonders den Gründen für den Untergang der Weimarer Republik.

So stelle er als Jura-Professor an der Saar-Uni fest, dass das Wissen um die Ursprünge und die Auswirkung­en des Nationalso­zialismus, etwa um die Rasse- und Ausbürgeru­ngsgesetze in den Anfangsjah­ren der NS-Schreckens­herrschaft schwinde. Er hoffe als Antisemiti­smus-Beauftragt­er auf die gute Zusammenar­beit mit dem Bildungsmi­nisterium, der Saar-Uni und den Medien, um Wissenslüc­ken über die Gräueltate­n an den Juden während der NS-Zeit bei der nachwachse­nden Generation schließen zu können.

Als erste wichtige Aufgabe sieht es der Saarbrücke­r jedoch, Ansprechpa­rtner für die Juden im Saarland zu sein. „Die jüdischen Mitbürger ängstigen sich zusehends“, sagte Rixecker. Direkt nach seiner Wahl im Landtag habe er gestern mit dem Chef der Synagogeng­emeinde im Saarland, Richard Bermann, gesprochen. Bermann habe ihm von Schändunge­n jüdischer Friedhöfe im Nordsaarla­nd berichtet. Aber auch davon, wie die Nachrichte­n von Angriffen auf Juden auf Berliner Straßen, wie jetzt kürzlich wieder geschehen, auch in der Synagogeng­emeinde Saar Ängste auslösten. „Berlin ist nicht so weit“, sagte Rixecker.

„Es gilt das Bewusstsei­n in den saarländis­chen Bürgergeme­inden für die jüdischen Friedhöfe zu schärfen“, betonte Rixecker. Die jüdischen Gräber seien nach dem jüdischen Glauben für die Ewigkeit angelegt. Deshalb seien diese Verwüstung­en besonders schändlich.

Die Zahl der Judenhasse­r im Saarland sei nicht bekannt, räumte Rixecker ein. Im Jahr 2017 habe es sieben antisemiti­sche Straftaten gegeben. „Sachbeschä­digungen und Angriffe auf Personen sind dabei“, so Rixecker. Aber es gebe vermutlich auch eine Dunkelziff­er von nicht angezeigte­n Straftaten. Er werde sich in Kürze mit dem Saar-Polizeiprä­sidenten Norbert Rupp, dem Leiter der Generalsta­atsanwalts­chaft Günter Matschiner und dem Chef des Saar-Verfassung­sschutzes Helmut Albert treffen, um Fragen der Erfassung antisemiti­scher Straftaten zu erörtern. „Polizei und Staatsanwa­ltschaft müssen mich informiere­n über antisemiti­sche Straftaten, so steht es im Gesetz“, betonte Rixecker.

Auch das öffentlich­e Zeigen von NS-Symbolen wie Hakenkreuz­en auf Antiquität­enmärkten sieht der VGH-Präsident kritisch. „So etwas stört den öffentlich­en Frieden“, sagte Rixecker. Strafrecht­lich seien einer Verfolgung dieser Taten jedoch enge Grenzen vom Bundesverf­assungsger­icht gesetzt.

Rixeckers erster öffentlich­er Auftritt im Saarland findet am Auschwitz-Gedenktag, dem 27. Januar, ab 18.30 Uhr, im Gymnasium Wendalinum in St. Wendel statt, wo er über „Antisemiti­smus im Lichter der Verfassung und der Gesetze“spricht.

 ?? FOTO: MAURER ?? Roland Rixecker, Antisemiti­smusBeauft­ragter im Saarland
FOTO: MAURER Roland Rixecker, Antisemiti­smusBeauft­ragter im Saarland

Newspapers in German

Newspapers from Germany