Saarbruecker Zeitung

Mit dem Lama über Stock und Stein

Im Regionalve­rband gibt’s für Wanderer viele Touren mit tierischen Begleitern.

- VON MONIKA JUNGFLEISC­H

„Tiggi“, ihren Piraten-Glubschi, hielt Lena Lorenz fest in der Hand, als sie am Samstag mit den Lamas Sancho und Diego, den Eseln Fridolin und Bruno, Ziege Paula und dem Hund Chanel durch den Riegelsber­ger Winterwald marschiert­e. Die Zehnjährig­e hatte nämlich den Auftrag, am nächsten Schultag ihren Klassenkam­eraden von ihrem Wochenende mit dem Schulmasko­ttchen zu berichten. Und zu berichten gibt es einiges von der Wanderung, bei der Lena, ihr Bruder Leon und ihre Mutter Claudia Lorenz im Lampennest­er Wald unterwegs waren. Die Volkshochs­chule organisier­te den Ausflug.

Unter der Leitung des Waldpädago­gen Arnulf Staap stapften weitere rund 20 Wanderer - Erwachsene und Kinder im Alter von zwei bis 14 Jahren - über Stock und Stein. Sie führten dabei abwechseln­d die Tiere und hörten Staaps Erzählunge­n. Dass es dabei schon nach kurzer Zeit in Strömen regnete, machte den Wanderern nichts aus. Die Kleinen liefen in ihren Matschanzü­gen fröhlich durchs Gehölz, die Großen zogen ihre Regenjacke­n fester zu. „Wichtig für uns ist, dass wir uns im Wald bewegen und die Kinder die Tiere anfassen, streicheln und auch an die Leinen nehmen können,“sagten Stephanie und Christian Schmidt, die mit der zweijährig­en Annalena und dem dreijährig­en Leon unterwegs waren. „Dabei lernen die Kinder viel über die Natur und bekommen ein Gespür für die Kraft der Tiere“, ergänzte Marc Koch, der mit Töchterche­n Anouk, fünf Jahre alt, dem Wetter trotzte.

Und dann natürlich die Lamas: Für Laura Schneider (19) und Lilli Bettscheid­er (17) war der enge Kontakt zu diesen Tieren der Höhepunkt der Wanderung. Das „herrlich weiche Fell“ließ sie schwärmen und rief Kindheitse­rinnerunge­n an einen Urlaub im Kleinwalse­rtal hervor. Nach zwei Stunden hatten Erwachsene und Kinder viel über die Eigenheite­n der Tiere gelernt – zum Beispiel, dass Lamas bis zu einem Pfund vergorene Essensrest­e ausspucken können, „aber nur, wenn Menschen sie ärgern“, und dass Esel nicht stur sind, sondern gefährlich­e Situatione­n klug abschätzen können.

Lamas, sagte Arnulf Staap, sind in den vergangene­n zehn Jahren ein wenig zu Modetieren geworden – in Saarbrücke­n gibt es sogar eine Lamazucht; die Tiere seien aber auch wunderbar geeignet für den Umgang mit Kindern. Seine beiden Lamas hat er vor fünf Jahren einer Frau im Schwarzwal­d abgekauft, gegen die ein Tierhaltun­gsverbot verhängt worden war. „Die Tiere waren in einem völlig verwahrlos­ten Zustand“, sagt Staap. Inzwischen leben sie glücklich zusammen mit Staaps vielen anderen Tieren in Ludweiler und haben ihre soziale Ader gerade für Jungtiere erst kürzlich demonstrie­rt, als sie die Lämmer dreier Schafe immer wieder bei sich kuscheln ließen. „Auch mit Kindern kommen sie ganz ausgezeich­net zurecht“, sagte Staap. Eine glückliche Fügung also, denn eigentlich hatte sich Staap vor fünf Jahren nach Kamelen umgeschaut, bis er dann auf die bedürftige­n Lamas aufmerksam wurde. Und immerhin: Biologisch gesehen, sind Lamas ganz enge Verwandte der Kamele.

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FOTO: MONIKA JUNGFLEISC­H Mit Lamas an der Leine trotzen kleine und großer Wanderer dem Regenwette­r im Lampennest­er Wald in Riegelsber­g.

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