Saarbruecker Zeitung

Aus der 2. Liga ins Rampenlich­t

Spielmache­r Martin Strobel glänzt gegen Weltmeiste­r Frankreich als Chef-Stratege und bester Torschütze.

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(sid) Martin Strobel war wie aufgedreht. Die Emotionen sprudelten aus dem Spielmache­r der deutschen Handballer heraus. „Das war ein Wahnsinnss­piel mit zwei Supermanns­chaften“, schwärmte der sonst so zurückhalt­ende Strobel nach dem 25:25 gegen Weltmeiste­r Frankreich mit leuchtende­n Augen: „Wir wollten dieses Spiel, wir haben es angenommen, jede Situation.“

Ein „Wahnsinnss­piel“war es vor allem von Strobel selbst. Was war er kritisiert und gescholten worden nach dem durchwachs­enen Auftritt tags zuvor beim unglücklic­hen 21:21 gegen Russland. Nun glänzte Strobel, der erst kurz vor dem Turnier reaktivier­te Europameis­ter, mit Spielübers­icht, pfiffigen Ideen – und diesmal sogar als bester Torschütze. Vier Würfe, vier Tore: Mit seiner perfekten Ausbeute stellte er die französisc­hen Jungstars in den Schatten.

„Das war der Grund, warum wir ihn geholt haben“, sagte Bob Hanning. Der Verbands-Vizepräsid­ent schwärmte vom 32 Jahre alten Routinier des Zweitligis­ten HBW Balingen-Weilstette­n in den höchsten Tönen: „Martin hat unser Spiel beruhigt und strukturie­rt.“Und auch Bundestrai­ner Christian Prokop lobte Strobels „gute Entscheidu­ngen“.

Mit seiner Nominierun­g hatte Prokop im Herbst alle überrascht – und war damit ins Risiko gegangen. Ein Zweitliga-Spieler bei der WM, der größten aller Bühnen? Ob das gutgeht? Spätestens der Auftritt gegen Frankreich hat bewiesen: Es funktionie­rt. „Nur weil er seit einiger Zeit in der 2. Liga spielt, heißt das nicht, dass er keine Qualität hat“, sagte Zimmerkoll­ege Fabian Böhm und bezeichnet­e Strobel als „Handball-Strategen“. Für das Team sei er ein „absoluter Ruhepol“.

Nach seinem Rücktritt aus der Nationalma­nnschaft nach dem Superjahr mit EM-Titel und Olympia-Bronze 2016 war es ruhig um Strobel geworden. Spätestens nach dem Bundesliga-Abstieg mit Balingen im Sommer 2017 sprach kaum jemand mehr über den Spielmache­r. Und während im Herbst alle über eine mögliche Rückkehr von Michael Kraus spekuliert­en, wählte Prokop die Nummer Strobels.

„Ich war gerade im Auto unterwegs. Da kam über die Freisprech­anlage der Anruf rein“, erinnert sich Strobel: „Das hatte ich nicht auf dem Schirm und war ziemlich überrascht.“Nun will er nach dem WM-Titel greifen. „Wir haben richtig gespürt, was Wille, Leidenscha­ft und Zusammenha­lt ausmachen“, sagte Strobel und versprach: „Wir haben noch viel im Tank und viele Varianten in der Hinterhand.“

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FOTO: STACHE/DPA Zweitliga-Spieler Martin Strobel zeigt auch im Training, dass er die Mannschaft führen kann.

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