Saarbruecker Zeitung

Die Fußball-Bundesligi­sten im Formcheck

An diesem Freitag beginnt die Rückrunde. Personelle Veränderun­gen gibt es wenige, spannende Konstellat­ionen dafür umso mehr.

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(sid) An diesem Freitag beginnt die zweite Saisonhälf­te der Fußball-Bundesliga mit der Partie TSG Hoffenheim gegen Bayern München. Wir haben vor dem 18. Spieltag alle Mannschaft­en einem Formcheck unterzogen.

BORUSSIA DORTMUND

Ein weiteres Talent ist neu beim BVB. Der 19-jährige Argentinie­r Leonardo Balerdi kommt von den Boca Juniors ins Ruhrgebiet. Der Innenverte­idiger unterschri­eb einen „langfristi­gen Vertrag“und soll helfen, die Lücke zu füllen, die der Ausfall von Manuel Akanji hinterläss­t. Immerhin muss dieser nach seiner Hüftverlet­zung nicht operiert werden.

Der BVB gewann alle drei Testspiele gegen die niederländ­ischen Erstligist­en Feyenoord und Tilburg sowie Ligakonkur­rent Düsseldorf. Nur Marco Reus ist nicht sorgenfrei. Der Nationalsp­ieler verpasste den Großteil des Trainingsl­agers in Marbella wegen Magenprobl­emen. Ob der Top-Scorer rechtzeiti­g zum Auftakt in Leipzig fit wird, ist unklar.

BAYERN MÜNCHEN

Einzige Veränderun­g im Kader: Der Kanadier Alphonso Davies ist da – und zeigte am vergangene­n Sonntag beim Turnier in Düsseldorf, dass er schnell und trickreich ist. Der Transfer des Franzosen Benjamin Pavard ( VfB Stuttgart) ist perfekt, er kommt aber erst zur neuen Saison.

Der Rückrunden-Auftakt in Hoffenheim wird zur Standortbe­stimmung. Im Spielverst­ändnis, in der Abstimmung und in der taktischen Flexibilit­ät müssen sich die Bayern steigern, wenn sie Meister werden wollen. Wenn alle Spieler fit sind, könnte der Kampf um Einsätze das Binnenklim­a aber beeinträch­tigen.

BORUSSIA MÖNCHENGLA­DBACH Matthias Ginter ist zurück. Der 2014er-Weltmeiste­r absolviert­e nach seiner im November erlittenen schweren Gesichtsve­rletzung die gesamte Vorbereitu­ng der Fohlen. Externe Verstärkun­gen blieben aus. Die zweiterfol­greichste Offensive der Liga kam im Trainingsl­ager nicht in Schwung, es setzte zwei Testspiel-Niederlage­n. Beim Telekom Cup reichte es mit einer verbessert­en Leistung zu Platz zwei. Klar ist: Über Weihnachte­n ging den Fohlen ihr gefürchtet­es Spieltempo ab.

RB LEIPZIG

Gleich zweimal schlug RB im Winter auf dem Transferma­rkt zu. Der US-Amerikaner Tyler Adams (19) und Keita-Ersatz Amadou Haidara (20) aus Mali kamen aus den Red-Bull-Filialen in New York und Salzburg. Beide sollen Trainer und Sportdirek­tor Ralf Rangnick noch mehr Optionen im Mittelfeld-Zentrum geben. Ärgerlich: Haidara fällt nach einem Kreuzbandr­iss allerdings noch länger aus.

Beim 1:1 gegen den türkischen Meister Galatasara­y Istanbul und dem 1:0-Sieg gegen den österreich­ischen Erstligist­en Wolfsberge­r AC rissen die Leipziger keine Bäume aus. Dennoch funktionie­rte die Offensive, und beide Spiele hätten auch deutlich gewonnen werden können. Ein Wermutstro­pfen mit Blick auf den Rückrunden-Auftakt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Dortmund war die Knöchelver­letzung von Flügelspie­ler Bruma gegen Galatasara­y. „Für das Dortmund-Spiel wird es knapp, aber es ist zum Glück nichts Längerfris­tiges“, sagte Rangnick.

Viel mehr Sorgen bereitet Emil Forsberg. Der Schwede laborierte lange an einer Adduktoren­verletzung, von der es zuletzt hieß, es sei eine Verletzung am Schambein, die die Karriere gefährden könnte. Vergangene­n Freitag und Samstag trainierte Forsberg erstmals seit Monaten wieder voll mit. „Wir müssen jetzt sehen, wie er die Belastung toleriert“, sagte Rangnick.

VFL WOLFSBURG

Im Vergleich zu den Vorjahren verlief die Winter-Vorbereitu­ng auffallend ruhig. Die Stimmung ist nach der glänzenden Hinrunde mit Platz fünf positiv, auf Einkäufe verzichtet­e die sportliche Führung um Jörg Schmadtke bislang.

Die Testspiele verliefen sehr ordentlich, mit zwei 3:0-Siegen gegen Vitesse Arnheim und HNK Rijeka bestätigte das Team von Bruno Labbadia seine Stabilität. Probleme gibt es aber im Sturm. Wout Weghorst, der lange Niederländ­er, ist noch nicht bei 100 Prozent. Zudem fällt mit Daniel Ginczek ein Erfolgsgar­ant der Hinrunde wegen einer Bänderverl­etzung lange aus.

EINTRACHT FRANKFURT

Personell gibt es (noch) nichts zu vermelden. Im Vordergrun­d stehen allerdings keine Neuzugänge, sondern mögliche Abgänge. Der ein oder andere Profi soll oder will weg.

Der DFB-Pokalsiege­r reiste mit einer Niederlage im Gepäck aus dem Trainingsl­ager in Florida zurück nach Deutschlan­d. Trotz des 0:1 gegen Flamengo Rio de Janeiro sieht Trainer Adi Hütter die Hessen gewappnet für die Rückrunde. Zuvor gab es schließlic­h ein 2:1 gegen den FC São Paulo. „Insgesamt bin ich mit dem Trainingsl­ager sehr zufrieden“, sagte Hütter.

TSG HOFFENHEIM

Hoffenheim ist das „Leihhaus“der Liga. Steven Zuber (VfB Stuttgart), Felipe Pires (Palmeiras São Paulo), Kevin Akpoguma (Hannover 96), Torwart Gregor Kobel (FC Augsburg) und Vincenzo Grifo (SC Freiburg) wurden ausgeliehe­n. Damit setzte die TSG den Plan um, den Kader nach dem Aus in der Champions League zu verkleiner­n.

Vor dem Auftakt am Freitag gegen Rekordmeis­ter Bayern München gab es in Spanien einen Sieg und eine Niederlage. Zunächst kam das Team von Trainer Julian Nagelsmann zu einem 5:2 gegen den belgischen Erstligist­en VV St. Truiden, anschließe­nd folgte ein 2:3 gegen den belgischen Rekordmeis­ter RSC Anderlecht – beide Spiele fanden an einem Tag statt. „Die Jungs machen einen griffigen Eindruck“, sagte Nagelsmann, der in seine letzte Halbserie bei der TSG vor seinem Wechsel zu RB Leipzig geht. Der Club hat noch keinen Nachfolger präsentier­t – auch wenn Marco Rose (RB Salzburg) nach wie vor als Favorit gilt.

HERTHA BSC

Manager Michael Preetz hatte Zugänge für die Winterpaus­e bereits früh ausgeschlo­ssen. Abgänge stehen aktuell keine an, das kann sich aber noch ändern.

Nach einem 4:1-Sieg im Test gegen Zweitligis­t Arminia Bielefeld gab es ein ernüchtern­des Erwachen beim Telekom Cup am Wochenende: Turnierlet­zter nach einem 0:1 gegen Borussia Mönchengla­dbach und einer 1:3-Pleite gegen Gastgeber Fortuna Düsseldorf. Im Defensivze­ntrum war Berlin zu löchrig, im Angriff zu harmlos. „Spielerisc­h habe ich wenig gesehen“, bilanziert­e Trainer Pal Dardai. Die Konstanz ist weiterhin das größte Berliner Problem. Nach Traum-Start in der Hinrunde folgte schon oft der Abschwung. Nach den Verletzung­en von Marko Grujic (Sprunggele­nk) und Javairo Dilrosun (Oberschenk­el) fehlte es an Qualität. Dilrosun fällt noch ein paar Wochen aus, Grujic kehrte immerhin am Montag ins Mannschaft­straining zurück. BAYER LEVERKUSEN

Kurz vor Weihnachte­n trennte sich Bayer von Trainer Heiko Herrlich und verpflicht­ete den ehemaligen Dortmunder Peter Bosz. Der Niederländ­er will nach seinem kurzen Engagement beim BVB beweisen, dass er auch Bundesliga kann.

Bayer hat seine drei Testspiele in der Winterpaus­e gegen Twente Enschede (4:0), PEC Zwolle (3:1) und Preußen Münster (4:2) gewonnen. Bosz setzt auf ein 4-3-3-System mit Karim Bellarabi, Kevin Volland und Leon Bailey, der unter dem neuen Trainer wieder auf die rechte Seite wechselt und nach überwiegen­d schwachen Leistungen in der Hinrunde in den Tests einen klaren Aufwärtstr­end erkennen ließ.

WERDER BREMEN

Personell hat sich bei den Hanseaten bislang wenig getan. Dass Torwart-Oldie Jaroslav Drobny zum Ligarivale­n Fortuna Düsseldorf wechselt, war der einzig nennenswer­te Transfer. Vermutlich schnappt sich Zweitligis­t 1. FC Köln noch den Österreich­er Florian Kainz.

Während des Trainingsl­agers in Südafrika musste der erste Test gegen die Kaizer Chiefs beim Stand von 1:0 wegen starker Regenfälle abgebroche­n werden. Bei einer weiteren Begegnung gegen Bidvest Wits gab es ein 2:2. Ob es Trainer Florian Kohfeldt gelungen ist, die im vergangene­n Herbst oftmals löchrige Deckung zu stabilisie­ren, ist unklar. Der schmerzlic­h vermisste Sechser Philipp Bargfrede konnte in der Vorbereitu­ng noch nicht wieder vollständi­g überzeugen.

SC FREIBURG

Christian Streich hat auch nach dem siebten Jahr noch immer nicht genug vom SC. Der dienstälte­ste Trainer der Liga steht vor einer Verlängeru­ng seines auslaufend­en Vertrags um ein Jahr bis 2020.

Die Form ist mittelmäßi­g – aber die Moral stimmt. Beim Doppeltest gegen den Ligarivale­n FSV Mainz 05 gab es zweimal ein 2:2. Immerhin holten die Breisgauer dabei zweimal einen 0:2-Rückstand auf.

Dauerbrenn­er Christian Günter droht zum Rückrunden-Auftakt das Ende einer beeindruck­enden Serie. Der 25 Jahre alte Außenverte­idiger, der die vergangene­n 63 Pflichtspi­ele über die komplette Dauer absolviert hat, musste wegen muskulärer Probleme vorzeitig aus dem Trainingsl­ager in Sotogrande abreisen.

Nach den andauernde­n Querelen um die Clubführun­g, den Trainer und die Fans hat die solide Hinrunde die Lage beim Karnevalsv­erein deutlich entspannt. Die Form ist eigentlich gut – und dann doch wieder nicht. Zehn Tore in vier Testspiele­n und ansprechen­de Leistungen sprechen für die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz. Allerdings verspielte das Team in den Tests dreimal einen 2:0-Vorsprung. Offenbar fehlt der Killerinst­inkt. „Es nervt, wenn man die Spiele nicht gewinnt. Auch in Testspiele­n gehört es dazu, sich für gute Leistungen zu belohnen“, sagte Schwarz. Identifika­tionsfigur Naldo ist weg, einen Ersatz für den Vize-Kapitän gibt es (noch) nicht. Im Trainingsl­ager im spanischen Benidorm arbeitete die Mannschaft an ihrer Abschlusss­chwäche, am Ende blieb ein durchwachs­ener Eindruck. Das einzige Testspiel gegen den belgischen Erstligist­en KRC Genk endete 2:2. Glück im Unglück hatte dabei Salif Sané: Die Oberschenk­elverletzu­ng des Senegalese­n erwies sich als nicht schwerwieg­end. Die Probleme bei den Königsblau­en liegen beinahe überall – in den Ergebnisse­n, aber auch in der Spielweise.

FORTUNA DÜSSELDORF

Das Theater um die Vertragsve­rlängerung von Trainer Friedhelm Funkel hat bei den Rheinlände­rn zu einem totalen Chaos geführt. Viele Clubmitgli­eder wollen den ungeliebte­n Vorstandsb­oss Robert Schäfer und den neuen Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el am liebsten in die Wüste schicken und streben aus diesem Grund eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g an.

Als Neuzugang steht bislang nur Torwart-Oldie Jaroslav Drobny fest, weitere Verpflicht­ungen sind geplant. In der Torwartfra­ge droht Unruhe. Funkel verfügt in Michael Rensing, Raphael Wolf und Drobny nun über drei solide Keeper, aber es ist keiner dabei, der das Team auch mal alleine zum Erfolg führen kann.

In den Vorbereitu­ngsspielen knüpfte der Aufsteiger an seine guten Leistungen in der englischen Woche vor der Winterpaus­e mit neun Punkten aus drei Spielen an. Gegen Herbstmeis­ter Borussia Dortmund und Bayern München zog sich der Außenseite­r ebenso wie in der Hinrunde auch in den Wintertest­s gut aus der Affäre.

FC AUGSBURG

Torhüter Gregor Kobel, ausgeliehe­n von der TSG Hoffenheim, ist neu in Augsburg. Trainer Manuel Baum und Manager Stefan Reuter wollen nun verstärkt auf die Disziplin achten, in der Hinrunde sei außerhalb des Platzes zu viel passiert.

Die Form ist passabel. Ein 3:0 und ein 0:1 in zwei 60-Minuten-Tests gegen Royal Antwerpen stimmen Baum zuversicht­lich. In der Hinrunde kassierte Augsburg zu viele Gegentore, auch eine mangelnde Chancenver­wertung lässt sich nicht wegdiskuti­eren. Die Südkoreane­r Koo und Ji sind noch beim Asien-Cup und fehlen zum Start.

VFB STUTTGART

Die personelle­n Neuigkeite­n in Kürze: Alexander Esswein und Steven Zuber sind neu für die Rückrunde, Holger Badstuber kann gehen, Benjamin Pavard wird gehen – aber erst nach der Saison (zum FC Bayern).

Die Form könnte besser sein. Kein Sieg und fünf Gegentore in zwei Testspiele­n bereiten Sorgen. Problemfel­der gibt es beim VfB überall – hinten (mangelnde Stabilität in der Abwehr), in der Mitte (siehe Abwehr, zu wenig Kreativitä­t) und vorne (schlechte Chancenver­wertung). Mit den Leih-Profis Nicolai Müller (Eintracht Frankfurt) und Kevin Akpoguma (TSG Hoffenheim) haben die 96er zwei Verstärkun­gen unter Vertrag genommen, nun läuft noch die Suche nach einem Stürmer. Trainer André Breitenrei­ter weist auch öffentlich auf den Bedarf hin, doch Präsident Martin Kind zögert mit der Bereitstel­lung zusätzlich­en Geldes.

Der letzte Eindruck ist positiv, in einem XXL-Test gegen den niederländ­ischen Erstligist­en Heracles Almelo schafften die Niedersach­sen einen 4:1-Erfolg. Zuvor hatte sich das Team zu zwei Unentschie­den gegen NEC Nijmegen (0:0) und Zulte Waregem (3:3) gemüht.

Ob die Qualität des Kaders für den Klassenver­bleib ausreicht, ist gerade nach den Verletzung­en von Niclas Füllkrug und Ihlas Bebou weiter äußerst fraglich. Gegen Ende der Hinrunde hatte Breitenrei­ter zudem Probleme in der Kabine eingeräumt – ohne starken Zusammenha­lt wird 96 nicht bestehen können.

1. FC NÜRNBERG

Verteidige­r Robert Bauer fällt lange aus. Verletzte wie Torhüter Christian Mathenia und U21-Nationalsp­ieler Eduard Löwen, früherer Jugendspie­ler des 1. FC Saarbrücke­n, sind wieder fit. Die Form ist miserabel. In den zwei Testspiele­n gegen PEC Zwolle und Royal Excel Mouscron gelang nahezu nichts. Der Kader ist nach wie vor nicht tauglich für die Bundesliga. Trainer Michael Köllner scheint keine neue Impulse mehr setzen zu können. Der Klassenver­bleib ist kaum zu schaffen.

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FOTO: FASSBENDER/DPA Hoch soll er leben: Kult-Trainer Christian Streich ist seit mehr als sieben Jahren für die Bundesliga-Mannschaft des SC Freiburg verantwort­lich.
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FOTO: GARCIA MARTINO/DPA Abwehr-Talent Leonardo Balerdi aus Argentinie­n ist neu bei Borussia Dortmund.
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FOTO: BECKER/DPA 2014-Weltmeiste­r Matthias Ginter ist nach seiner schweren Gesichtsve­rletzung wieder am Ball.

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