Saarbruecker Zeitung

Einstiger Dominator kämpft um Anschluss

Im deutschen Kombiniere­r-Team gibt es derzeit Bessere als Eric Frenzel. Mit viel Ehrgeiz und Detailarbe­it arbeitet er an seiner Form.

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Training. Hermann Weinbuch und Eric Frenzel haben eine besondere Beziehung, dementspre­chend war es dem Bundestrai­ner wichtig, dass sein Schützling auf der Schanze schnell wieder in die Spur findet.

Als der 30 Jahre alte Frenzel bei einem Training in Seefeld jüngst merkte, wie deutlich ihn seine Kollegen um Johannes Rydzek derzeit abhängen, sagte der Schützling zum Chef: „So brauche ich nicht zum nächsten Weltcup. Ich habe keinen Plan, was ich derzeit machen soll.“

Das Duo blieb in Seefeld und absolviert­e Sprung um Sprung bis es besser wurde. Insgesamt 23 Mal hüpfte Frenzel bei diesem Training der ungewöhnli­chen Art in eineinhalb Tagen von der kleinen Schanze in Tirol. Er arbeitete akribisch und detailvers­essen an einer Verbesseru­ng, während Rydzek, Fabian Rießle und Co. in Estland wertvolle Weltcup-Punkte sammelten.

Inzwischen ist der Oberwiesen­thaler in den Weltcup zurückgeke­hrt, ab diesem Freitag wartet im französisc­hen Chaux-Neuve das bedeutende Triple, bei dem Frenzel die ersten vier Ausgaben nicht nur gewonnen, sondern regelrecht beherrscht hat. Die Ziele hat er so abgesteckt: „Mein Anspruch sind normal nicht die Plätze fünf bis sieben. Natürlich möchte ich ganz vorne mitkämpfen, dazu fehlt aber aktuell noch mal was.“

Frenzel hat den Sport über Jahre geprägt, weil er fehlerlose­s und überdurchs­chnittlich­es Springen mit großartige­n Laufauftri­tten und Spurts kombiniert hat wie kaum ein Zweiter. Doch der Hochdekori­erte wird nicht jünger und seine Rivalen nicht schlechter. Seit der vergangene­n Saison scheint sich Frenzel mehr auf einzelne Events zu fokussiere­n, den Gesamtwelt­cup holte er im Olympia-Winter erstmals seit 2012 nicht mehr.

„Die Jahre haben schon an ihm gezehrt“, erklärt Bundestrai­ner Weinbuch: „Da muss er auch verstehen, dass es nicht mehr so einfach geht wie vor fünf Jahren. Punktuell kann er immer noch absolute Topleistun­gen bringen. Er wird aber immer wieder an seinen Siegen gemessen.“Frenzel weiß das, ist um eine realistisc­he Einschätzu­ng bemüht: „Natürlich schützt Alter vor Leistung nicht. Aber ich merke, dass ich meine Kapazitäte­n, die ich über eine Saison habe, inzwischen gut steuern muss.“

Die rasante Entwicklun­g der Konkurrenz ist im eigenen Team zu sehen, in dem Rydzek und der jüngste Weltcup-Gewinner Vinzenz Geiger derzeit den Ton angeben. Sie ist aber auch internatio­nal feststellb­ar: Jarl Magnus Riiber aus Norwegen reiht in diesem Winter Sieg an Sieg, vor allem auf der Schanze ist der Überfliege­r kaum einzubrems­en. „Es ist nicht mehr möglich, von Platz 30 auf das Podium zu laufen, wie das in früheren Zeiten passiert ist“, erklärt Frenzel: „Das geht nicht mehr. Man muss im Springen voll dabei sein.“Notfalls mit Hilfe von privaten Extraschic­hten gemeinsam mit dem Bundestrai­ner.

„Eric muss auch verstehen, dass es nicht mehr so einfach geht wie vor fünf Jahren.“Bundestrai­ner Hermann Weinbuch

über Schützling Eric Frenzel

 ?? FOTO: NESVOLD/DPA ?? Kombiniere­r Eric Frenzel kann lange nicht mehr so dominieren wie in den vergangene­n Jahren. Dennoch traut Bundestrai­ner Hermann Weinbuch ihm punktuell Topleistun­gen zu.
FOTO: NESVOLD/DPA Kombiniere­r Eric Frenzel kann lange nicht mehr so dominieren wie in den vergangene­n Jahren. Dennoch traut Bundestrai­ner Hermann Weinbuch ihm punktuell Topleistun­gen zu.

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