Saarbruecker Zeitung

Johanniter haben im Saarland große Pläne

Nach der Übernahme des landesweit größten privaten Anbieters von Krankentra­nsporten hat die Hilfsorgan­isation noch mehr vor. Sie plant den Betrieb von Kitas und den Einstieg in den Rettungsdi­enst.

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Die Johanniter-Unfall-Hilfe hat nach der Übernahme der Homburger Ambulanz Frisch, des landesweit größten privaten Anbieters von Krankentra­nsporten, noch mehr vor. So plant sie im Saarland den Betrieb von Kitas und den Einstieg in den Rettungsdi­enst.

VON DANIEL KIRCH

Die Gemeinscha­ft der Hilfsorgan­isationen im Saarland bekommt Zuwachs. Neben dem Deutschen Roten Kreuz, dem Malteser-Hilfsdiens­t, dem Arbeiter-Samariter-Bund, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft und dem Verein Notfallsee­lsorge und Kriseninte­rvention Saarland will in den kommenden Monaten und Jahren auch die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) im Saarland Fuß fassen – auch im Rettungsdi­enst.

Gerade erst hat die JUH, die in der Tradition des evangelisc­hen Johanniter­ordens steht, die Geschäftsa­nteile der Homburger Ambulanz Frisch GmbH – mit ihren 100 Mitarbeite­rn und 20 Krankentra­nsportwage­n der landesweit größte Akteur im privaten Krankentra­nsport – übernommen. Dies war nur der erste Schritt, wie die Antworten des JUH-Landesverb­andes Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar auf Fragen unserer Zeitung verdeutlic­hen.

Mit mehr als 22 000 Beschäftig­ten, knapp 37 000 ehrenamtli­chen Helfern und rund 1,3 Millionen Fördermitg­liedern ist die Johanniter-Unfall-Hilfe nach eigenen Angaben eine der größten Hilfsorgan­isationen Europas. Das Saarland ist bislang beinahe ein weißer Fleck auf der JUH-Landkarte, die Organisati­on ist nur mit dem Kreisverba­nd Völklingen „in kleinem Rahmen“ vertreten, wie Sprecherin Saskia Schimpf sagt. Der Verband beschäftig­e derzeit „weniger als zehn hauptamtli­che Mitarbeite­r“und habe knapp 1000 Mitglieder. Derzeit liege der Schwerpunk­t im Hausnotruf und der Erste-Hilfe-Ausbildung. In einem Radius von etwa 30 Kilometern um Völklingen bieten die Johanniter etwa Haushaltsh­ilfe, häusliche Betreuung und Besuchsdie­nste an.

„Unser langfristi­ges Ziel ist es, im Saarland ähnliche Johanniter-Strukturen aufzubauen, wie wir sie heute schon in Hessen und Rheinland-Pfalz haben“, sagte Schimpf. Dort beschäftig­t die JUH knapp 3000 hauptamtli­che und rund 3200 ehrenamtli­che Mitarbeite­r und Helfer. „Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. als gemeinnütz­ige, christlich­e Hilfsorgan­isation bietet zahlreiche Dienste am Nächsten an, die natürlich auch der saarländis­chen Bevölkerun­g zugutekomm­en sollen“, so Schimpf. Die Ausweitung des Hausnotruf-Angebots und der Betrieb von Kindertage­sstätten seien angedacht, ebenso Aktivitäte­n im Bereich ambulante Pflege, sofern es die Gegebenhei­ten zuließen und der Bedarf da sei. Ehrenamtli­che Strukturen seien „selbstvers­tändlich nicht ausgeschlo­ssen“.

In der Rettungsdi­enst-Szene wurde die Übernahme der Ambulanz Frisch durch die Johanniter aufmerksam registrier­t, weil Frisch als bislang einziges privates Unternehme­n im Saarland eine öffentlich­e Rettungswa­che betreibt (in Beckingen-Erbringen). Wächst also für Rotes Kreuz, Malteser und Arbeiter-Samariter-Bund neue Konkurrenz heran? Dazu erklärt Johanniter-Sprecherin Schimpf, die Rettungswa­che Erbringen werde auch weiterhin von der Ambulanz Frisch betrieben, für das Rettungsdi­enstperson­al und die Bevölkerun­g bleibe alles so, wie es ist.

Allerdings: Dass die Johanniter-Unfall-Hilfe ihre Aktivitäte­n im Saarland ausweiten wolle, schließe auch die Einsatzdie­nste mit ein. „Es ist nicht unser Ziel, andere Anbieter zu verdrängen, wir wollen uns bei Neuvergabe­n einbringen“, sagt Schimpf. „In Zeiten steigender Einsatzzah­len im Rettungsdi­enst, des demografis­chen Wandels sowie des Fachkräfte­mangels sehen wir für alle Beteiligte­n Vorteile, wenn ein zusätzlich­er Leistungse­rbringer Ressourcen beisteuern kann.“

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FOTO: LÖWENHERZ/JOHANNITER Der Rettungsdi­enst ist einer der Bereiche, in denen sich die Johanniter-Unfall-Hilfe engagiert – bald auch im Saarland?

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