Saarbruecker Zeitung

Städte dürfen Waffenverb­ote verfügen

Innenminis­ter Klaus Boullion (CDU) will bald den Kommunen entspreche­nde Rechte aus dem Waffengese­tz per Verordnung übertragen.

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VON MICHAEL JUNGMANN

Die Zahl der Fälle, bei denen bei Gewaltdeli­kten im Saarland Messer oder andere Waffen im Spiel waren, steigt. Dies dokumentie­rt unter anderem eine Auswertung des Landespoli­zeipräsidi­ums, das sogenannte Lagebild „Messerangr­iffe“. Demnach wurden von Januar 2016 bis Ende April 2018 exakt 1490 Strafanzei­gen und Ordnungswi­drigkeiten bearbeitet, weil die Täter Stichwaffe­n eingesetzt oder griffberei­t hatten.

Auffallend war dabei die Steigerung der Fälle von 562 im Jahr 2016 auf 672 im Jahr 2017. Eine Prognose geht für 2018 bislang von 760 solcher Vorfälle aus. Insgesamt 842 der ermittelte­n Täter hatten einen deutschen Pass, 289 waren unbekannte­r Nationalit­ät; 122 Täter waren Syrer, 36 Afghanen. Die mit weitem Abstand meisten Delikte wurden in Saarbrücke­n (581) gezählt, dann folgen Neunkirche­n (142) und Saarlouis (101).

Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) reagiert jetzt auf dieses Lagebild und will den Städten die Möglichkei­t einräumen, mit dem Verbot von Waffen an bestimmten öffentlich­en Orten für mehr Sicherheit zu sorgen. Der Ministerra­t hat in seiner letzten Sitzung Bouillon ausdrückli­ch ermächtigt, eine Verordnung zu erlassen, wonach Kommunen eigene Waffenverb­otszonen einrichten können. Das Recht, eine entspreche­nde Vorschrift zu erlassen, soll den Kommunen übertragen werden. Nach einer Anhörung des Städte- und Gemeindeta­ges soll die „Übertragun­gsverordnu­ng“umgesetzt werden. Die Einhaltung des Waffenverb­ots sollte, so der Minister, „durch gezielte Kontrollen, eine starke Präsenz der

„Durch starke Präsenz der Ordnungsbe­hörden sollen Verbotszon­en gemeinsam mit der Polizei

kontrollie­rt werden.“

Klaus Bouillon (CDU)

Innenminis­ter

Ordnungsbe­hörden“gemeinsam mit der Polizei durchgeset­zt werden. Das Waffengese­tz sieht in §42 Absatz 5 ausdrückli­ch vor, dass per Rechtsvero­rdnung solche Verbotszon­en ausgewiese­n werden dürfen. Voraussetz­ungen sind abgegrenzt­e öffentlich­e Bereiche, in denen sich entspreche­nde Vorfälle gehäuft haben. Für den Bereich der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n trifft dies etwa für den Hauptbahnh­of, das Umfeld der Johanneski­rche und das Kaiservier­tel (Kaiserstra­ße) zu.

Die Bundespoli­zei hat bereits in eigener Regie im September 2018 und in der Silvestern­acht 2018 den Hauptbahnh­of Saarbrücke­n und dessen Vorplatz zeitlich befristet zur Waffenverb­otszone erklärt. Bei Kontrollen fielen den Beamten mehrere Messer, ein Baseballsc­hläger, China-Böller, ein Schraubenz­ieher und ein Laser-Pointer in die Hände.

 ?? FOTO: INGO WAGNER/DPA ?? Im Saarland sind bei Gewaltdeli­kten immer häufiger Messer im Spiel. Das zeigen Auswertung­en der Polizei. Innenminis­ter Bouillon (CDU) reagiert jetzt auf diese Entwicklun­g.
FOTO: INGO WAGNER/DPA Im Saarland sind bei Gewaltdeli­kten immer häufiger Messer im Spiel. Das zeigen Auswertung­en der Polizei. Innenminis­ter Bouillon (CDU) reagiert jetzt auf diese Entwicklun­g.

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