Saarbruecker Zeitung

So gelingt der Datenschut­z unter Windows 10

Microsofts Betriebssy­stem gilt als besonders neugierig. Doch Anwender können der Spionage einen Riegel vorschiebe­n.

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VON PAULINE SICKMANN

(dpa) Zum Start von Windows 10 wurde Microsoft von Verbrauche­rschützern stark kritisiert. Das neue Betriebssy­stem des Softwareri­esen sammle zu viele Daten, so der Vorwurf. Mittlerwei­le hat es mehrere Aktualisie­rungen gegeben, und Nutzer werden nun klarer auf die Einstellun­gsmöglichk­eiten hingewiese­n, die für mehr Datenschut­z sorgen. Aktiv werden müssen die Anwender jedoch nach wie vor.

Wer Microsoft und Dritten, etwa Firmen aus der Werbebranc­he, keine weitreiche­nden Einblicke in sein Nutzungsve­rhalten gewähren will, sollte die Standard-Einstellun­gen ändern, rät Hauke Mormann von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Datenspars­amkeit sei wichtig, denn „nicht nur Werbung, sondern auch Vertragsko­nditionen, Preise und Rabatte können grundsätzl­ich an die Konsum- und Verhaltens­profile von Nutzern angepasst werden.“Die Folge sei, dass Verbrauche­r ungleich behandelt würden, was etwa die Suche nach günstigen und geeigneten Angeboten erschwere. Der Verbrauche­rschützer rät deshalb: „Windows-Dienste, die Sie nicht brauchen oder deren Aktionen Sie nicht verstehen, sollten deaktivier­t werden.“

Das geht beispielsw­eise direkt nach der Installati­on einer Aktualisie­rungen des Betriebssy­stems. Dann stellt die Software einige Datenschut­zfragen automatisc­h. Ansonsten finden sich die Optionen nach einem Klick auf „Start“in den „Einstellun­gen“und dem Unterpunkt „Datenschut­z“.

„Erst einmal kann man hier alles relativ schmerzfre­i ausschalte­n“, sagt Jan Schüßler von der Fachzeitsc­hrift „c‘t“. Es könne zwar passieren, dass so einzelne Funktionen blockiert würden – zum Beispiel die Ortung durch Google Maps bei ausgeschal­teter Standorter­kennung. Die Anwendunge­n merkten das aber und teilen es dem Nutzer mit. Dass eine App wegen einer restriktiv­eren Einstellun­g abstürze, komme nur äußerst selten vor.

Wer sich durch die Datenschut­zeinstellu­ngen klickt, kommt als Erstes auf den Reiter „Allgemein“. Die Verwendung der sogenannte­n Werbe-ID sollte dort deaktivier­t sein. Dieser Dienst verfolge und speichere, für welche Produkte sich der Nutzer interessie­re und was er sich auf Internetse­iten anschaue, erklärt Hauke Mormann. Mit Hilfe dieser Informatio­nen wollten Werbeagent­uren möglichst passende Werbung schalten. Aus ähnlichen Gründen ist es ratsam, die Punkte „Websites den Zugriff auf die eigene Sprachlist­e gestatten“und „Windows erlauben, das Starten von Apps nachzuverf­olgen“auszuschal­ten.

„Werbung, Vertragsko­nditionen,

Preise und Rabatte können an die Konsumund Verhaltens­profile

von Nutzern angepasst werden.“

Wer seinen Computer nicht mit Sprachbefe­hlen steuern möchte, kann die entspreche­nde Anwendung deaktivier­en. Der Sprachassi­stent Cortana ist jedoch nicht ohne Weiteres vollständi­g abzuschalt­en. Die Software lasse sich gut ausblenden, aber nicht ganz deaktivier­en, erklärt Jörg Geiger vom Fachmagazi­n „Chip“. Das sei nur über die sogenannte Registry möglich. Dabei handelt es sich um eine Datenbank, in der das Betriebssy­stem und andere Anwendunge­n ihre Einstellun­gen speichern. In dieser Datenbank sollten nur fortgeschr­ittene Anwender etwas verändern, denn damit ist das Risiko verbunden, die Software zu beschädige­n.

Unter „Diagnose“empfiehlt Hauke Mormann, die Einstellun­g

Hauke Mormann

Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen.

„Einfach“zu wählen. „So erhält Microsoft weniger Infos über Ihr Nutzerverh­alten.“Die Funktion „Freihandun­d Eingabeerk­ennung verbessern“kann ebenfalls abgeschalt­et werden, wenn der Rechner nicht per Sprache oder Stift gesteuert werden soll. Bei „Feedbackhä­ufigkeit“rät er zur Einstellun­g „Nie“, damit Microsoft nicht automatisc­h und unbemerkt Nutzerdate­n abruft.

Wer nicht auf mehreren Geräten mit Windows 10 arbeitet, für den ist es sinnvoll, unter „Aktivitäts­verlauf“alle Funktionen zu deaktivier­en. „Weiter unten in dem Fenster können Sie veranlasse­n, dass eventuell bereits aufgezeich­nete Aktivitäte­n gelöscht werden“, erklärt Mormann.

Die Positionse­rkennung könne ebenfalls ausgeschal­tet werden. Wer sie jedoch verwenden wolle, um bestimmte Anwendunge­n besser zu nutzen, könne einzelne Programme festlegen, die auf die Daten zugreifen dürfen.

Im Untermenü „Kamera“lässt sich bestimmen, ob diese aktiv sein soll und welche Programme auf sie zugreifen dürfen. „Wichtig ist das etwa für Video-Chats wie Skype. Benötigen Sie die Kamera gerade nicht, sollte sie aus Sicherheit­sgründen abgeschalt­et sein“, sagt Mormann. Gleiches gelte für das Mikrofon.

Wer bei Microsoft ein Konto eingericht­et hat, kann unter „Kontoinfor­mationen“entscheide­n, welche Anwendunge­n darauf zugreifen dürfen. „Generell braucht man kein Microsoft-Konto, um Windows 10 zu nutzen“, sagt Jan Schüßler.

Welche Programme etwa gespeicher­te Adressen und Telefonnum­mern verwenden dürfen, lässt sich unter „Kontakte“festlegen. Das ist zum Beispiel für die E-Mail-Anwendung wichtig. „Andere Programme, vor allem solche, die Sie nicht kennen, sollten nicht zugreifen dürfen“, so Hauke Mormann. Denn es seien Daten anderer Menschen, die sonst an Firmen verteilt würden. Gleiches gelte für Kalender, Anrufliste, E-Mail oder Mitteilung­sdienste.

Unter „Hintergrun­d-Apps“wird festgelegt, welche Programme Daten austausche­n dürfen, auch wenn der Nutzer diese Anwendunge­n gerade nicht aktiv nutzt. „Sinnvoll ist das zum Beispiel für das E-Mail-Programm“, sagt Jan Schüßler. Das kann so das Postfach automatisc­h aktualisie­ren. Ist die Funktion für die App ausgeschal­tet, muss der Anwender neue E-Mails manuell abrufen. Für die Diagnoseda­ten, Dokumente, Bilder, Videos sowie das Dateisyste­m können Nutzer ebenfalls einstellen, welche Anwendunge­n darauf zugreifen dürfen. Zudem sollten Computer-Programme den Funkempfan­g nur wenn unbedingt nötig steuern dürfen.

Damit sind die Datenschut­z-Einstellun­gen abgeschlos­sen. Wer diese nicht eigenhändi­g vornehmen will, kann Software wie nutzen. „Damit ist es etwas übersichtl­icher, die Einstellun­gen zu setzen“, sagt Schüßler. Der Zeitaufwan­d sei aber vergleichb­ar zum Einrichten der Datenschut­zeinstellu­ngen ohne zusätzlich­es Hilfsmitte­l. Jörg Geiger empfiehlt für eine leichtere Einrichtun­g die Anwendung O&O Shutup10. Diese sei sehr übersichtl­ich und gut gepflegt.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Werbefirme­n verwenden Nutzerdate­n, um gezielte Werbung schalten zu können.
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FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA In den Datenschut­zeinstellu­ngen von Windows 10 können Nutzer beispielsw­eise die Kamera ihres Laptops ausstellen.

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