Saarbruecker Zeitung

Wie Kliniken gegen Killer-Keime kämpfen

Im Regionalve­rband gibt es immer weniger Infektione­n mit dem Erreger MRSA. Viele Antibiotik­a sind gegen ihn machtlos.

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VON ALEXANDER STALLMANN

Sie sind eine der größten medizinisc­hen Herausford­erungen unserer Zeit: multiresis­tente Keime. Der bekanntest­e unter ihnen heißt MRSA, auch Krankenhau­skeim genannt. Im Regionalve­rband geht die Anzahl der Infektione­n mit MRSA seit Jahren zurück. Auf SZ-Anfrage haben alle Kliniken die Anzahl der Infektione­n in den Jahren 2017 und 2018 offengeleg­t. Demnach gab es 2017 noch 16 Fälle, im Jahr 2018 nur noch zwölf. Berücksich­tigt sind dabei nur jene Fälle, die in Blutkultur­en oder Rückenmark­sflüssigke­it im Labor nachgewies­en werden. Diese Infektione­n müssen die Krankenhäu­ser laut Infektions­schutzgese­tz bei der örtlichen Behörde, in diesem Fall das Gesundheit­samt des Regionalve­rbandes, melden.

„Das Thema wird in allen Gesundheit­sbereichen sehr ernst genommen“, sagt Dr. Christian Braun, ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücke­n. Dort gab es im vergangene­n Jahr zwei nachgewies­ene MRSA-Infektione­n, 2017 waren es drei. Das Klinikum macht bei Risikopati­enten ein Screening, bei dem die Pfleger unter anderem Abstriche von der Haut und im Rachen machen. Zu den Risikopati­enten gehören etwa Menschen, die in den vergangene­n Monaten längere Zeit im Krankenhau­s waren, oder Dialysepat­ienten. Wer mit dem Keim besiedelt ist, wird gesondert untergebra­cht. Auf das Screening der Risikopati­enten setzt auch das CaritasKli­nikum. Dort gab es im Jahr 2018 vier Patienten, bei denen der MRSA-Keim nachgewies­en wurde, 2017 waren es fünf. Die gescreente­n Patienten werden isoliert, bis es einen negativen Laborbefun­d gibt. Ist der Befund jedoch positiv, bleiben die Patienten während der Behandlung in einem Einzelzimm­er. Auch im Evangelisc­hen Stadtkrank­enhaus gibt es ein risikobasi­ertes Screening. Sitzt der Keim auf der Haut des Patienten, wird dieser auch hier in einem Einzelzimm­er untergebra­cht. Im Jahr 2018 gab es in der Klinik keine Infektion, im Jahr 2017 eine.

In den Knappschaf­tkrankenhä­usern in Sulzbach und Püttlingen erfolgt grundsätzl­ich bei allen Patienten ein Aufnahmesc­reening, sagt die ärztliche Direktorin Dr. Marion Bolte. Hier gab es in beiden Häusern jeweils drei Infektione­n im vergangene­n Jahr. 2017 waren es in Püttlingen vier und in Sulzbach drei.

In den SHG-Kliniken in Saarbrücke­n und Völklingen gab es weder 2017 noch 2018 eine nachgewies­ene MRSA-Infektion. Eine Infektion sei bei den medizinisc­hen Schwerpunk­ten, der Neurologie, Psychiatri­e und Altersheil­kunde eher untypisch, sagt der ärztliche Direktor der SHG-Kliniken, Dr. Bernd Gehlen.

Bei MRSA handelt es sich um die multiresis­tente Variante des Bakteriums Staphyloco­ccus aureus. Laut Robert-Koch-Institut gibt es derzeit noch einige wenige Antibiotik­a, mit denen Mediziner die Keime behandeln können. Diese hätten allerdings viele Nebenwirku­ngen. Auch in seiner nicht resistente­n Form sorge das Bakterium für Entzündung­en. Wenn Patienten sich mit einem resistente­n Erreger infiziert haben, steige jedoch das Risiko, dass er zu Beginn der Behandlung mit unwirksame­n Antibiotik­a behandelt werde und die Erkrankung voranschre­ite. Damit steige auch das Risiko für Komplikati­onen und schwere Krankheits­verläufe.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Um eine Patientin auf MRSA-Keime zu testen, macht eine Pflegerin einen Abstrich in der Nase.

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