Endloser Zoff um einen kleinen Weg
Eine Posse mit großer Besetzung – sie spielt am Rande des Völklinger Stadtteils Ludweiler.
ein Alternativweg vorhanden. Die Ortsratsmitglieder treten an zum Ortstermin. Mit ernüchterndem Ergebnis. Sie finden einen schmalen Trampelpfad entlang der Koppelgrenze vor, müssen einzeln hintereinander hertrippeln. Ein Wackler nach links – Dornen kratzen an den Mänteln. Rechterhand trennen die Pferde lediglich ein paar dünne Drähte vom Weg. „Was, wenn die jetzt hierher preschen?“, fragt Silvia Kuhn (SPD), die stellvertretende Ortsvorsteherin. Der Weg birgt weitere Gefahren, nämlich tiefe Löcher, in denen wohl mal die Begrenzungspfosten der Koppel steckten. Und statt auf dem versprochenen Schotter wandelt die Gruppe, zu der auch Bürgermeister Christof Sellen (CDU) gehört, auf purem Matsch.
Schnell steht fest: Dieser Trampelpfad ist keine Alternative. Aber wie kann es dann sein, dass Ortsvorsteher Andreas Willems (SPD) berichtet, die Maßnahme sei nach Auskunft des LUA abgeschlossen? Zudem ist offensichtlich seitens der Stadt etwas schiefgelaufen: Ein neu ertüchtigtes Regenrückhaltebecken ist etwas groß geraten – zu groß, als dass der Alternativweg direkt von der Straße abzweigen könnte. Ein Steg wird notwendig. Oder mehrere kleine Kurven und ein Geländer, das verhindert, dass Wege-Nutzer den steilen Hang hinunter ins Rückhaltebecken rutschen.
Was aber kann die Stadt tun, damit ihre Bürger endlich einen adäquaten Weg in den Wald bekommen? Laut Bürgermeister Sellen, er ist Jurist, sei zunächst die Sache mit dem Wegerecht zu klären – die Rede ist von einem Dienstbarkeitseintrag Familie Lacour betreibt seit 2009 eine Reitanlage am Ludweiler Ortsrand. Am Rande des Grundstücks liegt ein befahrbarer Weg in den Wald, genutzt von Spaziergängern, Radlern und anderen Grundstückseigentümern und Pächtern, darunter ein Imker. Im September 2015 sperren Lacours den Weg. Begründung: Vor allem durch Radler würden Pferde scheu, das sei gefährlich. Und: Der Weg sei eh erst wieder nutzbar, seit sie ihn vom Wildwuchs befreit hätten. im Grundbuch, der die Grundeigentümer zur Duldung des Wegs verpflichtet. Der Ortsrat verlangt zudem Einsicht in die Flurkarten. An einer Auseinandersetzung mit dem LUA werde ebenso kein Weg vorbeiführen, sagt Sellen. Und sollte ein Rechtsstreit aussichtsreich sein, werde die Verwaltung auch das Prozessrisiko nicht scheuen.
Die Wege-Posse scheint zur unendlichen Geschichte zu werden. Es gibt Proteste. Im März 2016 ordnet das städtische Ordnungsamt an, die Sperrung aufzuheben, denn im Grundbuch sei ein Wegerecht eingetragen. Lacours ziehen vors Verwaltungsgericht. Das erklärt das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) für zuständig und hebt die städtische Anordnung auf.
Hitzige Bürgerversammlungen folgen. Das LUA sucht zu schlichten. Im September des Jahres 2017 ist ein Kompromiss gefunden: Nach einem Grundstückstausch sollen Lacours einen alternativen Schotterweg anlegen.