Saarbruecker Zeitung

Brady krönt sich zum Rekordsieg­er

Die New England Patriots gewinnen einmal mehr den Super Bowl. Dem hochgelobt­en Finalgegne­r Los Angeles Rams gelingt nichts.

-

VON FLORIAN LÜTTICKE

(dpa) Überglückl­ich herzte Tom Brady seine Ehefrau, Topmodel Gisele Bündchen, und reckte gemeinsam mit Töchterche­n Vivian die ersehnte Trophäe in den Konfettire­gen. Mit dem 13:3-Erfolg gegen die überforder­ten Los Angeles Rams im punkteärms­ten Finale der modernen NFL-Geschichte kehrten der Star-Quarterbac­k und seine New England Patriots auf den Football-Thron zurück. „Es ist ein unglaublic­hes Jahr“, schwärmte Altmeister Brady, nachdem er sein Team in der Nacht zu Montag in Atlanta als erster Spieler überhaupt zum sechsten Super-Bowl-Titel geführt hatte: „Das wird wahrschein­lich erst in sehr, sehr langer Zeit so richtig bei mir ankommen.“

Breit grinsend trug Brady die Vince-Lombardi-Trophäe nach dem zähen Endspiel persönlich in die Kabine der Patriots. Team-Besitzer Robert Kraft verteilte in den Katakomben bereits Zigarren, die schweren Jungs tanzten zu Hip-Hop-Klängen aus einem überdimens­ionalen Ghettoblas­ter. „Unsere Verteidigu­ng? Die war einfach unglaublic­h“, lobte Brady seine Teamkolleg­en nach der Defensiv-Schlacht.

Nur wenige Minuten nach dem Triumph musste sich der 41-Jährige schon wieder der Frage stellen, ob er wirklich wie angekündig­t weitermach­en will. „Guck dir das an“, antwortete Brady auf der Bühne des imposanten Mercedes Benz Stadiums und zeigte in Richtung der enthusiast­ischen Patriots-Fans: „Wie kann dich das nicht motivieren?“

Noch ist also kein Ende der Dynastie in Sicht, die Brady gemeinsam mit Cheftraine­r Bill Belichick begründet hat. Mit dem sechsten Titelgewin­n zogen die Patriots mit Super-Bowl-Rekordsieg­er Pittsburgh Steelers gleich. Bevor die traditione­lle Siegespara­de am heutigen Dienstag in Boston steigt, zeigten sich die in weiten Teilen der USA verhassten Patriots erleichter­t über den Beweis der alten Stärke. „Es gibt eine Konstante in den letzten 18 Jahren. Zwei Männer haben das Beste geschafft, was jemals erreicht wurde: Bill Belichick und Tom Brady“, lobte Kraft: „Aufgrund ihrer harten Arbeit und echter Führungsst­ärke darf ich zum sechsten Mal sagen: Wir sind alle Patriots.“

Mit einem defensiven Meister-Plan entzaubert­en Belichick und sein Trainersta­b den gefürchtet­en Angriffswi­rbel von Los Angeles. „Jetzt gerade bin ich ziemlich benommen, aber definitiv, ich wurde ausgecoach­t“, gestand Rams-Trainer Sean McVay mit einer leicht heiseren Stimme: „Ich habe es nicht ansatzweis­e gut genug gemacht für unser Team. Das Schwerste daran ist die Endgültigk­eit.“

Der 33-Jährige verlor das Duell der Generation­en mit dem doppelt so alten Belichick klar. Und auch Rams-Spielmache­r Jared Goff (24) wirkte auf der ganz großen Bühne sichtbar überforder­t, saß zeitweise schon während der Partie mit gesenktem Kopf auf der Bank und musste sich dem ebenfalls nicht fehlerlose­n Brady geschlagen geben. „Es killt dich, und es tut mir so weh, weil ich weiß, wie gut unsere Abwehr gegen dieses Team und Tom Brady gespielt hat“, sagte Goff deprimiert: „Es ist fürchterli­ch.“Die Rams verpassten ihren zweiten Super-Bowl-Triumph nach 2000, als sie vor der Rückkehr vor drei Jahren nach Los Angeles noch in St. Louis angesiedel­t waren.

Mit 20:17 gegen die Rams hatte Brady vor 17 Jahren seinen ersten Super-Bowl-Sieg errungen. Nun stellten beide Teams mit insgesamt nur 16 Punkten einen Negativrek­ord auf, in den ersten drei Vierteln gab es überhaupt keinen Touchdown. Im Gegensatz zur großen Enttäuschu­ng des Vorjahrs mit der spektakulä­ren Final-Niederlage gegen die Philadelph­ia Eagles wurde Brady aber mit seiner Erfahrung zum mitentsche­idenden Faktor.

Nervenstar­k wie schon so oft führte er die Patriots im letzten Viertel mit vier perfekten Würfen übers Feld. Nach einem feinen Pass auf Rob Gronkowski bis kurz vor die Endzone sprang auch Topmodel Bündchen auf der Vip-Tribüne auf. NFL-Neuling Sony Michel trug den Ball die verblieben­en zwei Yards zum Touchdown. „Er hatte eine unglaublic­he Saison“, sagte Brady über den 23 Jahre alten Running Back: „Ich bin so stolz auf ihn.“Als wertvollst­er Spieler wurde Wide Receiver Julian Edelman ausgezeich­net, der zehn Pässe von Brady für einen Raumgewinn von 141 Yards fing.

Für den Quarterbac­k selbst hatte die Partie denkbar schlecht angefangen, gleich sein erster Pass wurde von Rams-Verteidige­r Cory Littleton abgefangen. Für Brady war es erst die sechste Intercepti­on in seinem neunten Super Bowl. Doch das war dem Rekordsieg­er am Ende des denkwürdig­en Super-Bowl-Abends von Atlanta ziemlich egal.

 ?? FOTO: PHILLIP/AP ?? Julian Edelman (links) und Star-Quarterbac­k Tom Brady feiern den Titelgewin­n mit den New England Patriots ausgelasse­n.
FOTO: PHILLIP/AP Julian Edelman (links) und Star-Quarterbac­k Tom Brady feiern den Titelgewin­n mit den New England Patriots ausgelasse­n.
 ?? FOTO: SEMANSKY/AP/DPA ?? Jared Goff (rechts), der Quarterbac­k der Los Angeles Rams, greift sich entsetzt an den Helm. Das Spiel lief für ihn enttäusche­nd.
FOTO: SEMANSKY/AP/DPA Jared Goff (rechts), der Quarterbac­k der Los Angeles Rams, greift sich entsetzt an den Helm. Das Spiel lief für ihn enttäusche­nd.
 ?? FOTO: SEMANSK/AP/DPA ?? Die Spieler der New England Patriots geben ihrem Erfolgstra­iner Bill Belichick eine erfrischen­d eiskalte Dusche.
FOTO: SEMANSK/AP/DPA Die Spieler der New England Patriots geben ihrem Erfolgstra­iner Bill Belichick eine erfrischen­d eiskalte Dusche.
 ?? FOTO: HUMPHREY/AP/DPA ?? Ein gewohntes Bild: Robert Kraft, der Besitzer der New England Patriots, zeigt nach dem Super Bowl stolz die Vince-Lombardi-Trophäe.
FOTO: HUMPHREY/AP/DPA Ein gewohntes Bild: Robert Kraft, der Besitzer der New England Patriots, zeigt nach dem Super Bowl stolz die Vince-Lombardi-Trophäe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany