Lehrer warnen vor Mobbing in Whatsapp
Schüler unter 16 sollten den Dienst besser nicht nutzen. Verbände im Saarland sehen Eltern stärker in der Pflicht.
BERLIN/SAARBRÜCKEN (epd/pbe) Nach dem mutmaßlichen Suizid einer Elfjährigen in Berlin ist eine Debatte über Mobbing in Schulen und sozialen Netzwerken entbrannt. „Zwar gab es Hass auf dem Schulhof schon immer, aber im Internet verbreitet er sich viel schneller, lässt sich speichern und immer wieder versenden“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der „Nordwest-Zeitung“. So habe Mobbing eine „völlig neue Dimension“bekommen. Lehrer aber hätten kaum Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. „Am schlimmsten ist eigentlich Whatsapp mit diesen Klassengruppen“, meinte Meidinger.
Er plädiert für eine restriktive Nutzung des Kurzbotschaften-Dienstes. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder die seit Mai 2018 geltende Altersgrenze von 16 Jahren tatsächlich einhalten. „Und wenn Eltern Whatsapp dennoch zulassen, sollten sie ihre Kinder eng dabei begleiten“, sagte der Verbandschef und appellierte an die Vernunft: „Vielleicht bin ich aus der Zeit gefallen, aber ich würde jüngeren Schülern tatsächlich sagen: Lasst es bleiben!“
Nach Ansicht des Saarländischen Philologenverbandes ist Whatsapp jedoch „aus der Lebenswelt der Schüler nicht mehr wegzudenken“. Etwas anderes zu glauben, wäre „weltfremd“, sagte Landeschef Marcus Hahn der SZ. Teilweise würde das Medium die Schulen überfordern. „Wir Lehrer brauchen die Eltern, damit sie ihren Kindern klarmachen, was sie mit Cybermobbing anrichten können“, erklärte Hahn.
Ähnlich äußerte sich Lisa Brausch vom Saarländischen Lehrerinnenund Lehrerverband. Die Schüler müssten dafür sensibilisiert werden, was sie mit Bildern, Videos, Textzeilen anrichten könnten. „Dafür brauchen wir aber auch die Eltern. Allein schaffen wir das nicht“, sagte Brausch. Ihrer Überzeugung nach sind Whatsapp-Gruppen „immer ein Risiko“. Dass Jüngere auf den Dienst verzichten, hält sie für unwahrscheinlich: „Wir werden Schüler nie dazu bringen, Whatsapp erst mit 16 Jahren zu benutzen.“
„Wir werden Schüler nie dazu bringen, Whatsapp erst mit 16 zu benutzen.“
Lisa Brausch
Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes