Saarbruecker Zeitung

HEUTE MIT

Die Galerie der Uffizien in Florenz gehört zu den bekanntest­en Museen der Welt. Der deutsche Kunsthisto­riker Eike Schmidt hat dem alten Gebäudekom­plex über einen Auftritt in den sozialen Netzwerken zu neuem Leben verholfen.

- VON KLAUS BLUME

(dpa) Vor vier Jahren schrieb der deutsche Kunsthisto­riker Eike Schmidt selber Geschichte. Als erster Ausländer überhaupt wurde er 2015 zum Direktor der Galerie der Uffizien in Florenz ernannt. Nun muss der 50-jährige Freiburger bald wieder seine Koffer packen. Im Herbst übernimmt er die Leitung des Kunsthisto­rischen Museums in Wien.

Der ursprüngli­ch für Büros errichtete Gebäudekom­plex der Uffizien beherbergt heute eine der ältesten und berühmtest­en Kunstsamml­ungen der Welt. Laut Angaben des Museums sind derzeit in den 50 Sälen des Gebäudes Gemälde und Skulpturen aus dem 13. bis ins 18. Jahrhunder­t ausgestell­t.

Schmidt war angetreten, das Florentine­r Museum umzukrempe­ln. Er sei zufrieden mit dem Erreichten, sagt er: „Als ich eintraf, hatten die Uffizien noch nicht einmal eine eigene Internetse­ite, von einem Auftritt in den sozialen Netzwerken ganz zu schweigen.“Inzwischen hätte das Museum nicht nur eine Internet-Plattform samt einer Datenbank mit über 300 000 Kunstwerke­n, sondern auch ein Konto auf Instagram. Dieses hat sich für Schmidt als besonderer Erfolg erwiesen: Jeden Tag stellt das Museum dort ein Foto eines Kunstwerks ein. Das erste war die „Geburt der Venus“von Sandro Botticelli. Inzwischen stehen über 1000 Bilder online. Das Profil hat mehr als 230 000 Abonnenten.

2015 hatte die damalige Regierung in Rom die Führungspo­sten der wichtigste­n Museen Italiens zum ersten Mal internatio­nal ausgeschri­eben – mit dem Ziel, das verkrustet­e Museumswes­en des Landes flott zu machen. Von den 20 neuen Direktoren waren sieben Ausländer, darunter Schmidt. Die Stadt Dantes und Machiavell­is war ihm vertraut. Er hatte in Florenz schon von 1994 bis 2001 gelebt und unter anderem seine Doktorarbe­it geschriebe­n.

2018 besuchten, den dazugehöre­nden Palazzo Pitti und den Boboli-Garten eingerechn­et, nach Angaben des Museums erstmals mehr als vier Millionen Menschen die Uffizien. Schmidt sagt, ihm sei es wichtig, dass die Besucher sich an Gemälde und Statuen erinnern statt an endlos lange Warteschla­ngen. Diese bekämpfe er mit wissenscha­ftlicher Akribie. An der Universitä­t von L‘Aquila entdeckte er eine Informatik-Abteilung, die auf den Umgang mit Warteschla­ngen spezialisi­ert ist, erzählt Schmidt. Gemeinsam hätten sie Programme und Algorithme­n entwickelt, um die Besucherst­röme zu steuern. Es würde genau ermittelt, wie sie sich bewegen, wie lange sie wo stehen bleiben und worin sich Klein- von Großgruppe­n unterschei­den.

Um den Andrang zu entzerren, wurden die Eintrittsp­reise in der Hauptsaiso­n erhöht und in der Nebensaiso­n gesenkt. „Das hat durchaus gegriffen. Wir hatten durchgehen­d von Juni bis Oktober weniger Besucher. Das haben wir aber in den anderen Monaten wieder wettgemach­t“, so Schmidt. Außerdem wurden eine gemeinsame Eintrittsk­arte für Uffizien, Palazzo und Garten sowie eine Jahreskart­e eingeführt.

Auch deutsche Museen setzen heute verstärkt auf digitale Angebote. Dazu gehört neben einer aktuellen Internetse­ite auch eine Präsenz in sozialen Netzwerken. Laut dem Deutschen Museumsbun­d werden digitale Angebote für die Museen immer wichtiger.

Das Städelsche Kunstinsti­tut in Frankfurt am Main etwa stellt für Nutzer seiner Internetse­ite ein besonders großes Online-Angebot bereit. So können Besucher nahezu alle Stücke des Museums online betrachten, die Gemälde nach Epoche, Künstler oder Genre sortieren lassen und auch Informatio­nen zu den Werken und den Künstlern abrufen. Die digitalen Angebote des Frankfurte­r Museums beinhalten zudem eine eigene App, die Besucher durch die Räume des Museums führt, Präsentati­onen, die Besucher auf bestimmte Ausstellun­gen einstimmen, einen Online-Kurs zur Kunstgesch­ichte der Moderne und ein Tablet-Lernspiel für Kinder.

Thüringen ist noch einen Schritt weitergega­ngen und stellt auf seinem Portal kuwi-thueringen.de die Bibliothek­en, Archive und Museen des ganzen Bundesland­es vor. Laut Angaben der Jenaer Schiller-Universitä­t beinhaltet die Seite über eine Million Datensätze und digitale Exponate von über 100 Einrichtun­gen des Landes.

Doch auch wenn ganze Ausstellun­gen ins Netz gestellt werden, kommen nicht weniger Besucher in die Museen, wie der Deutsche Museumsbun­d festgestel­lt hat. Dabei hätten vor allem die sozialen Medien das Verhalten von Museumsbes­uchern verändert, sagt Autorin und Museumsdir­ektorin Nina Simon. Ihren Worten nach wollen sich Besucher immer mehr einbringen. Und manchmal wollten sie auch Inhalte generieren. Museen reagierten zunehmend auf diese Trends, sagt Simon. Besucher dürften abstimmen, welche Ausstellun­gsstücke ihnen besonders gut gefallen hätten. Ebenso dürften Besucher in manchen Museen sogar ganze Ausstellun­gen mitgestalt­en. www.uffizi.it/en/the-uffizi www.staedelmus­eum.de www.kuwi-thueringen.de

 ??  ??
 ?? FOTO: MAURIZIO DEGL‘INNOCENTI/DPA ?? Die Galerie der Uffizien in Florenz gehören zu den bekanntest­en Museen der Welt und ziehen jährlich Millionen Besucher an.
FOTO: MAURIZIO DEGL‘INNOCENTI/DPA Die Galerie der Uffizien in Florenz gehören zu den bekanntest­en Museen der Welt und ziehen jährlich Millionen Besucher an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany