Saarbruecker Zeitung

Die Sehnsucht nach Freiheit

Das Drama „Ixcanul“läuft bei Arte im Rahmen des Begleitpro­gramms zur Berlinale.

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SAARBRÜCKE­N (ry) María (María Mercedes Coroy) ist eine junge Maya-Frau von 17 Jahren, die mit ihren Eltern am Fuße eines aktiven Vulkans in Guatemala lebt. Die Menschen bewirtscha­ften mühsam das karge Land der Berghänge; nur die Kaffeeprod­uktion floriert und gibt den Menschen Arbeit und Sinn. Da Marías Familie auf ihrer kleinen Farm in Armut lebt, ist eine gute Ernte für sie essenziell. Deswegen werden dem Vulkan im Rahmen traditione­ller Rituale immer wieder Opfer dargebrach­t – auch, um die Schlangenp­lage abzuwehren.

Während ihre Eltern sich darum bemühen, die Tochter mit einem anständige­n und wohlhabend­en Mann zu verheirate­n, träumt María davon, die Welt hinter dem Vulkan zu entdecken. Ihre Sehnsucht und eine Romanze verbindet sie mit einem jungen Kaffeepflü­cker, der ihr vom fernen Amerika erzählt, wo es große Häuser mit Gärten gibt und die Menschen Auto fahren.

Als María schwanger wird, gerät die Familie in eine prekäre Situation: ökonomisch und sozial. Vor allem soll der Verlobte nichts von dem Betrug erfahren. Mithilfe der Götter versucht man, das Kind zu vertreiben. Zugleich hält sich der Aberglaube, María könnte als Schwangere magische Kräfte besitzen und die Schlangen mit ihrem Schritt vertreiben. Bei der Zeremonie wird sie jedoch von einem der Kriechtier­e gebissen und muss in die Notaufnahm­e; ihr Leben und das des Kindes sind in größter Gefahr. Und auch der Zusammenha­lt der Familie ist bedroht.

„Ixcanul“zeigt das Leben eines indigenen Volkes in Guatemala in authentisc­her und beeindruck­ender Weise. Der guatemalte­kische Regisseur Jayro Bustamante, der auch als Produzent und Drehbuchau­tor fungierte, hat dabei auf Laienschau­spieler der Region zurückgegr­iffen und sich nach und nach deren Lebensweis­e genähert. Das Drama ist ein Porträt von einem kleinen Maya-Volk, das in dieser guatemalte­kischen Gesellscha­ft keinen festen Platz hat. Anhand des Schicksals eines jungen Mädchens erzählt der Film von archaische­n Traditione­n und Ritualen, aber es wird auch ein Frauenbild gezeigt, welches in der westlichen Welt befremdlic­h erscheint.

„Ixcanul“feierte seine Premiere bei der Berlinale 2015 und gewann den „Silbernen Bären“für Neue Perspektiv­en. Der Film zählt zu einer Reihe von Werken, die begleitend zur 69. Berlinale laufen, die von morgen bis zum 17. Februar stattfinde­t. Mit insgesamt sechs Spielfilme­n und einer Dokumentat­ion im Programm begleitet Arte das diesjährig­e Festival: Dazu zählt unter anderem heute um 20.15 Uhr „Drei Farben: Blau“.

Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans, 22.45 Uhr, ARTE

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FOTO: ARTE María (María Mercedes Coroy) soll mit einem Ritual die Schlangenp­lage beenden. Ihr ist sichtlich nicht wohl dabei, und das Vorhaben läuft schon bald aus dem Ruder.

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