Berlinale zwischen Abschied und Aufbruch
Mit der 69. Berlinale, die morgen beginnt, verabschiedet sich deren Leiter Dieter Kosslick. Programmatisch überwiegen wieder schwierige Themen.
François Ozon stellt seinen Film „Grâce à Dieu“über Missbrauch in der katholischen Kirche vor. Neue Werke präsentieren auch die Chinesen Wang Quan’an und Zhang Yimou, die beide schon einen Goldenen Bären gewonnen haben. Überhaupt scheint China derzeit besonders fleißig zu sein: Das Land beschickt die verschiedenen Festivalsektionen mit zehn Filmen.
Deutschland bewirbt sich mit drei Produktionen um die großen Preise. Fatih Akin, der 2004 mit „Gegen die Wand“den Goldenen Bären gewann, hat einen Roman von Heinz Strunk verfilmt: In „Der goldene Handschuh“geht es um Fritz Honka, der in den 1970ern in Hamburg mehrere Frauen ermordete. Angela Schanelec, eine Protagonistin der „Berliner Schule“, erzählt in „Ich war zu Hause, aber“von einem Schüler, der für eine Woche spurlos verschwindet; „Systemsprenger“, ein Drama um ein unangepasstes Mädchen, ist das Langfilmdebüt von Nora Fingscheidt.
Gefährdete Familien, verlorene Kinder, Frauenhass, Missbrauch – viele Filme im Wettbewerb begeben sich in die Mikrostrukturen gesellschaftlicher Konflikte. Dieter Kosslick hat darum als Motto einen Leitsatz der „Zweiten Frauenbewegung“aus den späten 70er Jahren ausgegeben: „Das Private ist politisch.“Dazu passt auch die durchaus typische starke „Geschlechterpolitik“des Festivals. Acht Wettbewerbsbeiträge stammen in diesem Jahr von Regisseurinnen, darunter bewährte Kräfte wie die Polin Agnieszka Holland, die Spanierin Isabel Coixet und die Französin Agnès Varda (außer Konkurrenz). Die französische Schauspielerin Juliette Binoche steht einer