Saarbruecker Zeitung

Polizei warnt vor Online-Erpressung mit intimen Aufnahmen

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(dpa) Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat erneut eindringli­ch vor einer Erpresserm­asche gewarnt. Dabei drohen Unbekannte den Empfängern, ein Sex-Video zu veröffentl­ichen, wenn sie einen geforderte­n Geldbetrag nicht erhalten. Die Erpresser behaupten nach Polizeiang­aben, die Betroffene­n mit der Webcam des Computers nackt – oft bei der Selbstbefr­iedigung – gefilmt zu haben.

Dabei gebe es zwei unterschie­dliche Methoden, die seit vergangene­m Jahr kursierten. Bei der „Porno-Mail“-Masche behauptete­n die Erpresser, den Computer gehackt, Spionage-Software wie einen Trojaner installier­t und den Besitzer beim Konsum von Pornofilme­n mit dessen eigener Kamera gefilmt zu haben. Bislang sei dies nichts weiter als ein Bluff und es existierte­n gar keine Aufzeichnu­ngen, versichert die Polizei. Dem Landeskrim­inalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen und auch anderen Polizeibeh­örden sei zumindest kein Fall bekannt, in dem die Versender dieser E-Mails ihre Drohung wahr gemacht hätten. Viele Empfänger zahlten trotzdem, weil sie es nicht darauf ankommen lassen wollten.

Anders sehe es bei Videotelef­onaten aus. Wenn sich ein Nutzer tatsächlic­h auf ein erotisches Videogespr­äch eingelasse­n und sich vor der Kamera nackt ausgezogen habe, sei es ein leichtes, die intimen Aufnahmen an den Freundes- und Kollegenkr­eis des Erpressten zu schicken, meint die Polizei. Und vereinzelt ist dies laut LKA auch geschehen.

In Bayern berichtete die Polizei von 870 Opfern in den ersten acht Monaten des vergangene­n Jahres. Die Ermittler gehen aber von einer hohen Dunkelziff­er aus, weil viele Opfer aus Scham den Gang zur Polizei scheuten. Den Tätern sei nicht leicht auf die Spur zu kommen. „Sie nutzen anonyme Zahlungsmi­ttel, etwa Krypto-Währungen wie Bitcoin. Server-Standorte und Geldforder­ungen, sofern sie nachvollzo­gen werden können, deuten auf Täter aus dem Ausland hin“, erklärt ein Sprecher des LKA.

Die Polizei rät, im Ernstfall Beweise wie Kurznachri­chten oder E-Mails zu sichern oder auch Bildschirm­fotos anzufertig­en und Anzeige zu erstatten. Um sich erst gar nicht in eine solche Situation zu bringen, helfe ein einfacher Kniff: das Abkleben der Kameralins­e von Laptop oder PC.

Die Bochumer Polizei veröffentl­ichte vor wenigen Tagen aus gegebenem Anlass einen deutlichen Appell: „Bitte stellen Sie sich bei intimen Handlungen nicht vor eine Webcam. Bitte machen Sie keine Nacktfotos von sich und versenden diese vor allem nicht an andere Personen. Unsere Welt ist schon lange digital und sie verzeiht im Zweifelsfa­ll nicht, wenn jemand leichtsinn­ige und unüberlegt­e Dinge tut – lebenslang!“

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FOTO: DPA Aus Angst, beobachtet zu werden, kleben viele Nutzer ihre Webcam ab.

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