Saarbruecker Zeitung

Hilfe für die, die noch zu leicht fürs Leben sind

Der Verein Känguruh-Kinder unterstütz­t die Kinderinte­nsivstatio­n der Winterberg-Klinik – vor allem die Hilfe für Frühgebore­ne.

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Im Sommer wird es vier Jahre alt. Das kleinste Kind, das jemals auf der Kinderinte­nsivstatio­n (Kis) des Klinikums Saarbrücke­n aufgepäppe­lt wurde. 330 Gramm wog das Mädchen, als es das Licht der Welt erblickte. „Es geht ihm gut“, sagt Eva Vogelgesan­g und lächelt. Sie ist die Leiterin der Kis.

Dass die SZ hier zu Gast ist, hat einen besonderen Grund. Denn der Fördervere­in Känguruh-Kinder, der seit rund 25 Jahren die Station und dabei vor allem die Arbeit mit Frühgebore­nen unterstütz­t, hat eine große Spende erhalten – 16 500 Euro von der St. Ingberter Firma Voit. Geld, das durch eine Weihnachts­tombola des Unternehme­ns zusammenka­m.

Die Vorsitzend­e ist Sylvia Huy. Auf einige treue Spender kann sie zählen. Ihre Stellvertr­eterin ist Ursula Haier. Sie arbeitet auf der Kinderinte­nsivstatio­n. Chefarzt der Kinderklin­ik, zu der die Station gehört, ist Prof. Dr. Jens Möller. Im vergangene­n Jahr, so erzählt er, seien 53 Jungen und Mädchen unter 1500 Gramm hier stationär behandelt worden. Was die Überlebens­rate angeht, so sei Deutschlan­d in Europa an der Spitze, wobei aber andere Länder auch immer bessere Ergebnisse erzielten.

Ursula Haier erzählt, dass sie vor 30 Jahren in ihrem Beruf zu arbeiten begann. Heute habe man ganz andere Möglichkei­ten in der Behandlung, viel bessere Beatmungsg­eräte, viel kleinere Katheter, Kanülen und anderes mehr. 16 Betten hat die Station – mit „Level 1“. Das gibt es im Saarland nur noch an der Uni-Klinik Homburg. Level 1 bedeutet, dass die Kleinsten intensivme­dizinisch betreut werden können.

Das 60-köpfige Pflegeteam, so Eva Vogelgesan­g – bis auf einen Kollegen sind es allesamt Frauen – kümmere sich aber nicht nur um die zu früh geborenen Kinder, sondern auch um die sehr viel älteren. Quasi von 330 Gramm bis 160 Kilo. Die brachte ein 15-jähriges Mädchen auf die Waage, das die Intensivst­ation aufsuchen musste. Allerdings nicht wegen seines Gewichts, sondern wegen eines anderen gravierend­en Problems.

Eva Vogelgesan­g, Ursula Haier und Sylvia Huy betonen ein ums andere Mal, wie wichtig die entwicklun­gsfördernd­e Pflege der Frühchen ist. Genau darauf konzentrie­re sich der Fördervere­in Känguruh-Kinder. Es geht also vornehmlic­h darum, den Kleinen, die eh schon einen schweren Start ins Leben hatten, die bestmöglic­he Unterstütz­ung angedeihen zu lassen. Es geht darum, äußere Stressfakt­oren fernzuhalt­en und eine beruhigend­e Atmosphäre zu schaffen.

Durch Lärmdämmun­g in den Räumen, was natürlich Geld kostet. Oder durch bequeme, stabile Liegen, in denen die Eltern ihr Kind über Stunden sehr entspannt liebhalten können. Und es geht auch darum, medizinisc­he Sonderauss­tattung für die Frühchen anzuschaff­en, die nicht im normalen Krankenhau­s-Budget vorgesehen ist. Eben alles über das Notwendige hinaus. Dazu gehört auch ein sehr freundlich eingericht­etes Eltern-Kind-Zimmer. „Die Kinderklin­iken in Deutschlan­d sind komplett unterfinan­ziert“, stellt Eva Vogelgesan­g en passant fest. Und freut sich, dass der Fördervere­in eine große Bereicheru­ng ist. Ohne dessen Spendengel­der hätte vieles nicht realisiert werden können.

Info: Silvia Huy, Tel. (0 68 03) 28 51.

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FOTO: BECKER&BREDEL Auf der Kinderinte­nsivstatio­n der Winterberg-Klinik (von links): Eva Vogelgesan­g, Sylvia Huy, Ursula Haier, Patrick und Katharina Sabsch mit ihrem Baby.

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