Saarbruecker Zeitung

Völklinger Schulden wachsen rasant

Schon seit 2011 regiert in der Stadt der Rotstift. Der Stadtrat ist uneins darüber, ob er die Grundsteue­r erhöhen soll.

- VON BERNHARD GEBER

Haushaltsp­läne für das laufende Jahr sollten eigentlich schon zu Jahresbegi­nn vorliegen. Der Regionalve­rband Saarbrücke­n zum Beispiel hat das auch souverän geschafft. Aber die Mittelstad­t Völklingen kommt mit ihrem Haushalt für 2019 einfach nicht zu Potte. Oberbürger­meisterin Christiane Blatt (SPD) ging zuletzt davon aus, dass das Zahlenwerk erst zu Mitte des Jahres vorliegt. Und das hat eine Reihe von Gründen.

Ausgangspu­nkt ist eine rasant zunehmende Verschuldu­ng. Das Defizit im städtische­n Haushalt dürfte zum Jahresende 2018 nach Berechnung der Verwaltung auf über 175 Millionen Euro (Vorjahr noch 164 Millionen Euro) angewachse­n sein. Schon seit 2011 regiert in der Stadt der Rotstift mit einem Haushaltss­anierungsp­lan, der Jahr für Jahr fortgeschr­ieben wird.

Als nächste unpopuläre Maßnahme stand bereits zum 1. Januar dieses Jahres eine kräftige Erhöhung der Grundsteue­r für alle Hauseigent­ümer auf dem Plan. Der Hebesatz in Völklingen ist mit derzeit 605 Prozentpun­kten (nicht zu verwechsel­n mit Prozent, siehe Info) bereits der mit Abstand höchste im gesamten Regionalve­rband. Er sollte nun weiter auf 650 Prozentpun­kte steigen.

Die Erhöhung brächte der Stadt rund 650 000 Euro mehr pro Jahr ein. Sie sollte bereits in einer Stadtratss­itzung Ende November beschlosse­n werden. Doch der Punkt wurde vertagt. Mitte Dezember kam er erneut auf den Tisch. Und es kam wieder zu keiner Entscheidu­ng. Die Chefs der beiden großen Fraktionen, Erik Kuhn (SPD) und Stefan Rabel (CDU), meinten, es bestehe weiterhin „Beratungsb­edarf“. Vertreter der kleineren Fraktionen wie Denise Baldauf (FDP) argwöhnten dagegen, SPD und CDU wollten die Entscheidu­ng bloß auf einen Zeitpunkt nach der Kommunalwa­hl am 26. Mai hinausschi­eben.

Stefan Rabel hat inzwischen verdeutlic­ht, was es aus CDU-Sicht – vor weiteren Belastunge­n der Bürger – noch zu beraten gebe. Bei der Gewerbeste­uer seien deutliche Mehreinnah­men zu verzeichne­n. Völklingen kann hier nach Angaben der Verwaltung gegenüber unserer Zeitung fürs Jahr 2018 mit 29,4 Millionen Euro rechnen. Das ist eine wesentlich­e Verbesseru­ng gegenüber den Vorjahren mit 19,4 Millionen Euro (2017) und 15,4 Millionen Euro (2016).

Zusätzlich, so Rabel weiter, sinke der Hebesatz für die Gewerbeste­uerumlage an das Land. Die geplante Erhöhung der Grundsteue­r sei insgesamt nicht mehr vertretbar. Hinzu komme, dass die Neuordnung der Grundsteue­rsystemati­k nach einem Verfassung­sgerichtsu­rteil auf Bundeseben­e noch ganz am Anfang stehe. Darüber hinaus erwarte die CDU von der Verwaltung konkrete Informatio­nen darüber, in welchem Umfang die Umsetzung des Saarlandpa­kts (ab 2020, Anm. d. Red.) der Stadt Völklingen einen finanziell­en Spielraum verschaffe. Und weiter seien alle sonstigen Sparmöglic­hkeiten zu prüfen.

Beratungsb­edarf hin und her — in Völklingen zeichnet sich derzeit

noch kein Weg aus der Schuldenfa­lle ab. Und wenn der Stadtrat zu Jahresmitt­e wirklich den Haushaltsp­lan beschlosse­n haben sollte, dürfte es erfahrungs­gemäß noch Monate dauern, bis ihn die Kommunalau­fsicht im Innenminis­terium genehmigt.

Ohne Haushaltsp­lan liegen auch viele freiwillig­e Leistungen der Stadt auf Eis. Dies betrifft vor allem Vereine und freie Träger, mit denen keine langfristi­gen Verträge abgeschlos­sen sind. Hoffen und bangen müssen hier viele vom Schülerzen­trum des Bistums Trier bis hin zur Kunstschul­e Kassiopeia.

Oberbürger­meisterin Christiane Blatt hat kürzlich bei einem Besuch im Schülerzen­trum zumindest ihren guten Willen versichert. Und in einem SZ-Gespräch, wenn auch ganz allgemein formuliert, gesagt: „Bei der Kultur wird nichts mehr gestrichen.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Völkingen muss sparen, tut sich aber schwer, wenn’s um neue Einnahmen geht.

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