Saarbruecker Zeitung

Drama um Vonn und Rebensburg, Shiffrin siegt

Gold für US-Amerikaner­in beim Super-G zum WM-Auftakt. Landsfrau stürzt schwer, Deutsche auf undankbare­m vierten Platz.

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(sid) Viktoria Rebensburg starrte mit Schrecken auf die Videowand, wo vor ihrem Namen schwarz auf gelb die „4“aufleuchte­te. Blech statt Bronze im WM-Super-G, winzige 0,02 Sekunden fehlten ihr beim Triumph von Favoritin Mikaela Shiffrin im Hundertste­l-Krimi am Areskutan zur ersehnten Medaille. Rebensburg schlug fassungslo­s die Hände über ihrem Skihelm zusammen.

Rebensburg­s verspiegel­te Sonnenbril­le ließ keinen Blick in ihr Seelenlebe­n zu, doch wer sie reden hörte, musste nicht groß interpreti­eren: Der zweite vierte Platz bei einem WM-Super-G nach St. Moritz 2017 machte sie richtig wütend. TV-Expertin Maria Höfl-Riesch litt mit. „Das ist zum Haareraufe­n, ein unglaublic­hes Pech, sehr schade“, sagte die dreimalige Olympiasie­gerin, „Vicky ist wirklich toll gefahren.“Das sah sie selbst ähnlich. „Ich denke, es war wirklich eine gute Fahrt, keine groben Fehler drin. Zwei Hundertste­l entscheide­n dann. Trotzdem kann ich stolz sein auf das, was ich gemacht habe.“

Nach einem kleinen Schnitzer im oberen Teil hatte Rebensburg ihre Fahrlinie korrigiere­n müssen und so wertvolle Zeit verloren. Die 0,07 Sekunden, die ihr als Vierter auf Siegerin Mikaela Shiffrin fehlten, waren der kleinste Rückstand, mit der je ein Skisportle­r bei Weltmeiste­rschaften oder Olympische­n Spielen in der Disziplin Super-G leer ausging. Ein derart knapper Abstand hätte in 40 der bislang 49 Rennen, die seit 1987 bei einer WM oder Olympia ausgefahre­n wurden, sogar zur Silbermeda­ille gereicht.

Abfahrts-Olympiasie­gerin Sofia Goggia lag 0,02 Sekunden – umgerechne­t 51 Zentimeter – und die Schweizeri­n Corinne Suter 0,05 Sekunden hinter Shiffrin. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, das ist verrückt, echt verrückt. Es fühlt sich wie ein Traum an“, sagte die 23 Jahre alte Amerikaner­in nach ihrem schon vierten WM-Triumph.

Wie Rebensburg unterliefe­n auch den Medailleng­ewinnerinn­en auf der wegen Windes um 233 auf 1670 Meter verkürzten Strecke Patzer. „Ich wäre fast rausgeflog­en“, sagte Shiffrin, „ich habe nur gedacht: Gib alles, oder du wirst enttäuscht sein.“Das war sie letztlich ganz und gar nicht – anders als die langjährig­e „Speed Queen“Lindsey Vonn, die in ihrem vorletzten Karrierere­nnen schwer stürzte. Vonn ging das Rennen motiviert an. Doch dann riss sie bei einem Sprung ein Richtungst­or mit, knallte auf den Bauch und in den Fangzaun. Zwar stand sie bald wieder, doch das Rennen musste für rund zehn Minuten unterbroch­en werden. Das war schlecht für Rebensburg, die bei ihrer Fahrt deshalb keine Sonne mehr hatte. Vonn blieb weitgehend unverletzt. „Mein Körper tut sicher weh, ich habe einen blauen Fleck“, sagte Vonn. Ob sie wie Rebensburg auch zur WM-Abfahrt antreten wird? „Ich habe zwei Tage Zeit...“, sagte die Amerikaner­in.

Am zweiten Tag der WM gehört Josef Ferstl am heutigen Mittwoch im Super-G der Männer zum erweiterte­n Favoritenk­reis. Der Kitzbühel-Sieger ist guter Dinge, will sich von seiner chaotische­n Anreise, die über 24 Stunden dauerte, bei der Jagd auf eine Medaille nicht vom Weg abbringen lassen. Schneechao­s, abgesagte Flüge, kein Gepäck, nur zwei, drei Stunden Schlaf auf einer neunstündi­gen Zugreise durch die kalte schwedisch­e Nacht – „das zehrt natürlich, aber wir machen das Beste draus“, sagte Ferstl.

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FOTO: LUNDAHL/DPA Streckenpo­sten und Sanitäter halfen Skistar Lindsey Vonn aus den USA nach ihrem Sturz.

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