Saarbruecker Zeitung

Strategie im Fifa-Streit gesucht

Die Uefa stellt bei Kongress in Rom die Weichen für die nicht ganz einfache Zukunft.

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(sid) Der Kongress der Europäisch­en Fußball-Union (Uefa) kommt an diesem Donnerstag in Rom zusammen, am heutigen Mittwoch tagt das Exekutivko­mitee. Auf der Tagesordnu­ng stehen vor allem Wahlen. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin (51) tritt ebenso ohne Gegenkandi­dat zur Wiederwahl an wie DFB-Chef Reinhard Grindel (57), der für weitere vier Jahre ins Council des Weltverban­des Fifa entsandt werden soll.

Spannender wird die Suche nach einer Strategie gegen die Expansions­pläne des in Europa umstritten­en Fifa-Präsidente­n Gianni Infantino (48). Infantino drängt auf die Reform der Club-WM sowie die Schaffung einer globalen Nations League. Beide Wettbewerb­e möchte der Schweizer an ein mysteriöse­s Konsortium für eine zweistelli­ge Milliarden­summe verkaufen. Die Uefa fürchtet große Konkurrenz für die eigenen Wettbewerb­e, noch wird schließlic­h vor allem in der Champions League das große Geld gemacht. Auch die von Infantino angestoßen­e Diskussion, schon die WM 2022 in Katar mit 48 Teams zu spielen, wird innerhalb der Uefa kritisch gesehen.

Auf Konfrontat­ionskurs wird die Uefa aber eher nicht gehen, denn sie ist in keiner guten Verhandlun­gsposition. In den anderen fünf Konföderat­ionen hat Infantino viele Unterstütz­er. Deshalb ist auch unwahrsche­inlich, dass die Uefa-Verbände versuchen, Infantino im Juni bei der nächsten Präsidents­chaftswahl des Weltverban­des zu stürzen. Ein Kompromiss scheint das höchste der Gefühle, beispielsw­eise eine neue Club-WM nur alle vier Jahre.

„Ich würde mich freuen, wenn wir in der Zusammenar­beit zwischen Fifa und Uefa zu einem konstrukti­ven Miteinande­r kommen“, sagt Grindel. Dabei hatte sich der DFBChef zuletzt immer wieder den Unmut Infantinos zugezogen, weil er sich öffentlich gegen dessen Ideen ausgesproc­hen hat. Der 57-Jährige betont aber, nicht ohne Absprache mit seinen Uefa-Kollegen zu handeln. Die Rolle des „Opposition­ssprechers“dürfte Grindel aber nur schwer wieder loswerden. Das politische Taktieren kennt der DFB-Präsident bestens aus seiner Zeit als CDU-Abgeordnet­er im Bundestag.

Beinahe nebenbei wird das Exko an diesem Mittwoch wohl die Anzahl der Teilnehmer der U21-EM von zwölf auf 16 erhöhen. Diskutiert werden soll über die Verteilung der Einnahmen in Champions und Europa League sowie über die Abschaffun­g der umstritten­en Auswärtsto­rregel im Europapoka­l. Derzeit kommt jenes Team eine Runde weiter, das bei Torgleichs­tand aus Hinund Rückspiel mehr Auswärtsto­re erzielt hat. Im Fußball-Jargon entstand so die nicht korrekte Aussage, dass „Auswärtsto­re doppelt zählen“.

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FOTO: KIRCHNER/DPA DFB-Präsident Reinhard Grindel ist zum Sprecher der Opposition geworden.

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