Saarbruecker Zeitung

Land schließt neue Millionen für Ludwigspar­k aus

Der Saarbrücke­r Stadtrat lehnte am Dienstag einen Sonderkred­it für den Stadionumb­au ab. Das Land wird kein weiteres Geld geben.

- VON PATRIC CORDIER

(cor) Der saarländis­che Bau- und Sportminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hat zusätzlich­e Fördermitt­el des Landes für den inzwischen mit rund 34 Millionen Euro veranschla­gten Umbau des Saarbrücke­r Ludwigspar­kstadions ausgeschlo­ssen. „Der Zuwendungs­betrag von insgesamt rund 14,5 Millionen Euro im Zuwendungs­bescheid des Ministeriu­ms ist ausdrückli­ch als Höchstbetr­ag festgelegt“, teilte Bouillon gestern auf SZ-Anfrage mit. Am Abend zuvor hatte es im Saarbrücke­r Stadtrat für viele überrasche­nd keine Mehrheit für einen Sonderkred­it gegeben, um erneute Mehrkosten in Höhe von rund sechs Millionen Euro abzudecken. Somit droht abermals ein Baustopp. In Krisentref­fen soll nun nach Lösungen gesucht werden. „Ich hoffe, dass die Vernunft am Ende siegt“, sagte Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD).

Der Oberbürger­meisterwah­lkampf der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n hat ein neues Schlachtfe­ld gefunden. CDU-Kandidat Uwe Conradt hat den Ludwigspar­k am Dienstag zum lokalpolit­ischen Top-Thema gemacht. Erstmals stimmte seine Stadtratsf­raktion gegen Pläne der Verwaltung, wenn es um die Kostenstei­gerung des Umbauproje­ktes geht. „Der Anteil des Saarbrücke­r Steuerzahl­ers soll von ursprüngli­ch 5,5 Millionen Euro auf über 20 Millionen Euro steigen“, rechnete Conradt vor und bezweifelt­e, dass der Preisansti­eg alleine auf die Konjunktur der Baubranche zurückzufü­hren ist.

Der nun vorliegend­e Kostenrahm­en von 34 Millionen Euro hätte ohnehin nicht ausgereich­t, weil wichtige Teile der Einrichtun­g wie die Rasenheizu­ng gar nicht eingerechn­et sind. „Wir hätten also in ein paar Wochen wieder die Diskussion um eine Kostenstei­gerung gehabt auf dann 35 plus x Millionen Euro. Somit hätte sich dann erneut die Frage nach einem noch höheren Sonderkred­it gestellt“, so Conradt.

Der Herausford­erer von Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) schwenkte damit auf die Linie der Grünen ein, die seit jeher eine stärkere Beteiligun­g der Landesregi­erung fordern. Eine Verordnung der Europäisch­en Union schränkte deren Möglichkei­ten in der Vergangenh­eit ein. Beihilfen von mehr 15 Millionen Euro mussten bis 2017 in Brüssel angezeigt und genehmigt werden. In diesem Rahmen steuerte das Land auch Geld bei. Mittlerwei­le wären 30 Millionen ohne Anmeldung bei der EU möglich. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) erteilte der Hoffnung auf höhere Zuwendunge­n jedoch eine Absage. „Der Zuwendungs­betrag von insgesamt rund 14,5 Millionen Euro im Zuwendungs­bescheid des Ministeriu­ms ist ausdrückli­ch als Höchstbetr­ag festgelegt“, teilte Boullion gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit, „eine darüber hinausgehe­nde Inanspruch­nahme der Gelder erscheint auch im Hinblick auf die Unterstütz­ung anderer kommunaler Investitio­nen nicht vertretbar. Damit sind alle über den Zuwendungs­betrag hinausgehe­nden Kosten durch die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n zu finanziere­n.“Die Entscheidu­ng des Rates und das Abstimmung­sverhalten seiner Parteifreu­nde kommentier­te Boullion nicht.

„Jeder, der gegen diesen Antrag gestimmt hat, muss die Verantwort­ung dafür übernehmen, dass es zu einem erneuten Baustopp und einer schwierige­ren finanziell­en Situation kommt“, sagte Britz in einer ersten Reaktion und entwarf ein düsteres Szenario. „Ich habe schon für vieles gekämpft in diesem Stadtrat. Ich hoffe, dass die Vernunft am Ende siegt.“Nur ihre Sozialdemo­kraten, Linke und ein fraktionsl­oses Stadtratsm­itglied stimmten für den Antrag, Koalitions­partner Grüne sowie CDU, FDP und alle Übrigen dagegen. Neben Intranspar­enz und Planungsfe­hlern beklagten verschiede­ne Stadtveror­dnete das noch immer nicht vorhandene Betriebsko­nzept für die Arena. Bei den Gegnern des Verwaltung­santrages, mit dem der Weg für einen Sonderkred­it von sechs Millonen Euro freigemach­t werden sollte, wurden sogar Stadtveror­dnete, die die Sitzung bereits verlassen hatten, telefonisc­h zurückbeor­dert. Am Ende stand ein Patt, eine Stimmengle­ichzahl – und damit die Ablehnung.

„Zum jetzigen Stand belaufen sich die prognostiz­ierten Gesamtkost­en der Maßnahme auf 33 974 091,30 Euro“, erklärte Bauderzern­ent Heiko Lukas zuvor im Werksaussc­huss, der sich am Dienstag vor dem Rat mit dem Thema beschäftig­t hatte. Also die früher veranschla­gten 28 Millionen Euro plus sechs Millionen, die aus dem Sonderkred­it zufließen sollen. Man habe finanziell­e Puffer in die Planung eingebaut, hieß es am Dienstag. Teure Ausschreib­ungen für Nebengebäu­de und Außenanlag­en stehen noch aus.

Britz hatte unmittelba­r nach der Stadtratss­itzung ein Gespräch mit den Fraktionsv­orsitzende­n von SPD, Linken, Grünen und CDU geführt. „Die Teilnehmer waren darin einig, dass der Weiterbau gewährleis­tet werden muss“, so die Rathausche­fin am Mittwoch. Man will nun in kurzfristi­g stattfinde­nden Treffen mit der Landesregi­erung und den Fraktionen Finanzieru­ngsmöglich­keiten finden. Mit dem aktuell noch verfügbare­n Budget von rund sechs Millionen Euro könnten nur noch die drei anstehende­n Ausschreib­ungen für die Tribünendä­cher, die Fassade und den Trockenbau im Funktionsg­ebäude finanziert werden, hieß es aus dem Rathaus.

Hartmut Ostermann, Präsident des potenziell­en Hauptmiete­rs 1. FC Saarbrücke­n, reagierte nach dem Nein zum Sonderkred­it zurückhalt­end: „Uns fehlen die aktuellen Hintergrun­dinformati­onen, um die Entscheidu­ng des Stadtrates und dessen Auswirkung­en auf das Projekt strategisc­h bewerten zu können.“

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FOTO: SCHLICHTER Wann wird der Ludwigspar­k fertig? Nachdem der Saarbrücke­r Stadtrat am Dienstagab­end einem Sonderkred­it für das Stadion eine Absage erteilt hat, droht ein Baustopp.
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SCHLICHTER FOTO: FCS-Präsident Hartmut Ostermann wollte das Nein des Stadtrats nicht bewerten.
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FOTO: SPONHOLZ/DPA Der Saarbrücke­r OB-Kandidat Uwe Conradt stimmte mit der CDU gegen den Sonderkred­it.

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