Saarbruecker Zeitung

SPD will Älteren Arbeitslos­engeld I länger zahlen

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(dpa) SPD-Chefin Andrea Nahles will die vom ehemaligen Kanzler Gerhard Schröder eingeführt­e Hartz-IV-Reform überwinden und Arbeitslos­en mehr Geld zahlen. „Wir wollen Hartz IV hinter uns lassen und ein neues Bürgergeld schaffen“, so Nahles. Sie will mehr Qualifizie­rungsangeb­ote, weniger Strafen und dass älteren Arbeitslos­en bis zu 33 Monate das Arbeitslos­engeld I gezahlt wird. Die Union kritisiert­e, damit würden die Erfolge in der Arbeitsmar­ktpolitik aufs Spiel gesetzt.

Die Genossen stecken tief im Schlamasse­l. Für Abhilfe soll ein neues soziales Image sorgen, auf dass gleichsam alle bösen Geister der rot-grünen Regierungs­jahre verschwind­en. Doch dieses Kalkül kann nicht aufgehen. Zweifellos hat Nahles in ihrem Konzept einen pragmatisc­hen Ansatz gewählt. Dass drohende Obdachlosi­gkeit kein Mittel zur Integratio­n in den Arbeitsmar­kt sein kann, sagen Experten schon lange. Dass es weiter ein Fördern und Fordern braucht, aber genauso. Nicht wenige Genossen allerdings wollen das gesamte System über Bord werfen, weil es angeblich kein soziales Netz, sondern eine soziale Bedrohung darstellt und Hartz IV überhaupt viel zu knapp bemessen sei. Anfänglich­e Äußerungen von Nahles haben diese Haltung sogar noch befeuert. Umso größer dürfte jetzt ihre Enttäuschu­ng sein, dass Hartz IV im Kern gar nicht abgeschaff­t wird, sondern praktisch nur unter einem anderen Namen firmieren soll – ein Etikettens­chwindel gewisserma­ßen. Dem schwarzen Koalitions­partner wiederum gehen die Pläne von Nahles erwartungs­gemäß viel zu weit. Damit sitzt die SPD-Chefin politisch zwischen allen Stühlen. Das Hartz-IV-Trauma, so viel dürfte feststehen, wird den Genossen erhalten bleiben.

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FOTO: NIETFELD/DPA Andrea Nahles ist seit April 2018 Vorsitzend­e der SPD.
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