Saarbruecker Zeitung

„Es geht nicht ohne Freiwillig­keit“

Der Bauernpräs­ident hält das Tierwohl-Label der Ministerin grundsätzl­ich für folgericht­ig, pocht aber darauf, dass es sich für Landwirte auch lohnen muss.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS

Wer sich als Bauer am neuen Tierwohl-Label von Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) beteiligt, muss auch honoriert werden, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverb­andes, Joachim Rukwied. Viele Betriebe hätten bereits höhere Standards umgesetzt als durch das neue Label geplant, erklärt der 57-Jährige, der auch Präsident des Landesbaue­rnverbands Baden-Württember­g ist.

Herr Rukwied, ist das neue Tierwohl-Label notwendig?

RUKWIED Perspektiv­isch brauchen wir eine flächendec­kende Haltungsfo­rmund Herkunftsk­ennzeichnu­ng. Das Label kann – nach der Initiative Tierwohl – ein weiterer Schritt in diese Richtung sein. Wichtig für den Erfolg dieses Projektes ist die Verzahnung mit den schon im Markt etablierte­n Kontrollsy­stemen, ohne die es in der Marktnisch­e bleiben wird.

Das Siegel ist aber freiwillig – und der Handel hat eigene Label. Wo ist also der Nutzen für Verbrauche­r?

RUKWIED In einem europäisch­en Markt geht es nicht ohne Freiwillig­keit. Es macht keinen Sinn, wenn die Landwirte in Deutschlan­d umstellen und Fleischwir­tschaft, Lebensmitt­elhandel und Verbrauche­r im europäisch­en Markt einkaufen. Für den Verbrauche­r liegt der Vorteil wie bei anderen Programmen in der Erkennbark­eit.

Was bedeutet Julia Klöckners Vorhaben konkret für die Bauernscha­ft?

RUKWIED Mehr Tierwohl muss dort honoriert werden, wo es entsteht, das heißt beim Landwirt. Das muss auch das Label des Ministeriu­ms leisten, und zwar nicht in der Nische, sondern für möglichst viele Betriebe. Ohne die Marktpartn­er und Verbrauche­r wird es nicht gehen.

Wird das geplante Siegel die Haltungsbe­dingungen für Tiere aus Ihrer Sicht denn tatsächlic­h verbessern?

RUKWIED Wir haben jetzt schon gut 20 Prozent der Betriebe in der Initiative Tierwohl, die höhere Standards umgesetzt haben. Dieser Erfolg darf nicht durch das Label in Frage gestellt werden.

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FOTO: MAURER/DPA Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverb­ands

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