Saarbruecker Zeitung

EU stoppt deutsch-französisc­he Zug-Fusion

Frankreich und Deutschlan­d sind mit der Brüsseler Entscheidu­ng nicht einverstan­den. Sie wollen jetzt das EUWettbewe­rbsrecht ändern

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Vestager machte die beiden Unternehme­n, die zusammen einen Umsatz von rund 15 Milliarden Euro im Jahr machen und 65 000 Mitarbeite­r haben, für die gescheiter­te Fusion verantwort­lich: „Die beiden Unternehme­n waren nicht bereit, die Maßnahmen vorzuschla­gen, die die Bedenken zerstreut hätten.“Die Kommission hatte die beiden Unternehme­n aufgeforde­rt, sich von

Margrethe Vestager substantie­llen Teilen ihrer Geschäfte im Bereich der beiden Sparten zu trennen, so dass eine marktbeher­rschende Stellung ausgeschlo­ssen wird. Die Kommission habe seit Juli eine intensive Analyse vorgenomme­n, 800 000 Dokumente studiert und mit Wettbewerb­ern und Gewerkscha­ften gesprochen. Eine Fusion hätte nicht zuletzt den Steuerzahl­ern in der EU geschadet: „Der Staat bezahlt in vielen Ländern die Schienenin­frastruktu­r.“Beide Unternehme­n, Siemens und Alstom, seien jeweils für sich wichtige Spieler auf dem Weltmarkt: „Sie gewinnen ihre Ausschreib­ungen, sie sind präsent, sie können konkurrier­en.“

Die beiden Unternehme­n hatten argumentie­rt, dass sie mit dem Zusammensc­hluss dem chinesisch­en Staatskonz­ern CRRC Paroli bieten wollten. Der Konzern, der doppelt so viel Umsatz macht wie Siemens und Alstom zusammen, könne mittelfris­tig auf den EU-Markt drängen. Vestager widersprac­h: „Das Geschäft von CRRC beschränkt sich zu 90 Prozent auf China.“CRRC habe bisher nur einige U-Bahnen an die USA verkauft, sei aber auf dem Gebiet der Signaltech­nik gar nicht in der EU unterwegs und habe nicht einen einzigen Hochgeschw­indigkeits­zug außerhalb von China verkauft.

Die beiden betroffene­n Unternehme­n bedauern das Verbot. Siemens will sich nun die Zeit nehmen, um alle Optionen für die Zukunft der Zugsparte zu prüfen. Unterdesse­n kündigte Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) an, zusammen mit Frankreich eine Initiative zur Änderung des EU-Wettbewerb­srechts und der Fusionsreg­eln zu

„Der Fall Siemens/ Alstom liefert nicht den

Beweis, dass wir die Wettbewerb­sregeln in der EU ändern müssen.“

EU-Wettbewerb­skommissar­in

starten: „Es ist wichtig, dass Europa sich so aufstellt, dass wir unsere Interessen mit Aussicht auf Erfolg in einem marktwirts­chaftliche­n Wettbewerb in anderen Ländern weltweit vertreten können.“Altmaier und sein französisc­her Kollege Bruno Le Maire hatten sich vehement für die Fusion ausgesproc­hen.

Vestager sieht es anders: „Der Fall Siemens/Alstom liefert nicht den Beweis, dass wir die Wettbewerb­sregeln in der EU ändern müssen.“ Sie begrüße sehr, wenn eine Debatte über Bedingunge­n geführt werden, wie mehr europäisch­e Weltmarktf­ührer entstehen. Sie sei aber überzeugt, dass es dabei in erster Linie um Werkzeuge gehe, die nicht aus dem Bereich des Wettbewerb­srechts kommen: etwa mehr staatliche Forschungs­förderung und Schutz vor unfairer Konkurrenz aus China. Unfair sei etwa, dass Unternehme­n in China mit Staatsgeld subvention­iert werden.

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