Zwei Menschen, zwei Welten
Der Sender 3sat ehrt mit zwei ganz unterschiedlichen Filmen das Arthouse-Kino.
SAARBRÜCKEN (ry) Unter dem Dachtitel „Arthouse-Kino“zeigt 3sat im Anschluss an die Eröffnungsfeier der Berlinale zwei gelungene Independantfilme. Um 21 Uhr geht es los mit „Lucky“. Der gleichnamige Titelheld wird von Harry Dean Stanton gespielt und ist ein Eigenbrötler, Atheist und Freigeist. Mit seinem hageren Gesicht wirkt er auf den ersten Blick fast schon wie ein jenseitiger Geist. Doch tatsächlich erfreut er sich für sein Alter noch bester Gesundheit, obwohl er nie auf seine Zigaretten verzichten konnte.
Lucky lebt in einem verschlafenen Wüstenstädtchen Arizonas und verbringt seine Tage mit bewährten Ritualen. Jeden Morgen beginnt er den Tag mit mexikanischer Mariachi-Musik, einer bizarren Runde Yoga und einem am Vortag vorbereiteten Eiskaffee. Danach stehen Einkäufe, der Besuch eines Diners und Gameshows vor dem heimischen TV auf dem Programm. Abends hängt er dann noch mit einer „Bloody Mary“zum Ablästern und Philosophieren in einer Bar mit alten Bekannten ab. Doch eines Morgens kippt Lucky einfach um – und plötzlich wird ihm bewusst, dass seine Tage womöglich gezählt sind.
Liebe- und humorvoll zeichnet der Film das Porträt eines Eigenbrötlers und seines Milieus. Es ist Harry Dean Stantons letzte große Filmrolle. Das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch wirkt wie eine liebevolle Hommage an den 2017 kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Charakter-Darsteller Stanton, der mit seinem markanten Gesicht zu einer Arthouse-Ikone wurde und neben wichtigen Auftritten in „Alien“oder „Wild at Heart“in unzähligen Nebenrollen zu sehen war.
„Lucky“, der klischeefrei zahlreiche amerikanische Themen streift (der Veteran, der Einsiedler und Unbeugsame, die Bar, die Landschaft Arizonas), gelingt mit vielen humorvollen Szenen eine federleicht-skurrile Auseinandersetzung mit Alter und Tod. Der liebevoll beobachtende, gerade durch seine Lakonie fesselnde Film wurde auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet.
Um 22.25 Uhr geht es mit „Dämonen und Wunder“weiter. Darin wird ein tamilischer Flüchtling und früherer Bürgerkriegskämpfer, der in Frankreich ohne Gewalt Fuß fassen will, in den Pariser Vororten in einen blutigen Bandenkrieg verwickelt.
Jacques Audiard erzählt eine Geschichte von aktueller Brisanz. Der bildgewaltige Film („Goldene Palme“2015) besticht in seiner authentischen Darstellung eines durch Gewalt traumatisierten Mannes, der um seine Würde kämpft.
Lucky / Dämonen und Wunder, ab 21.00 Uhr, 3 SAT