Saarbruecker Zeitung

Wenn der Stadt-Kämmerer die Geduld der Richter strapazier­t

In Homburger Detektiv-Affäre belastet ein Zeuge aus dem Rathaus den Oberbürger­meister. Schneidewi­nd ist als Zeuge im Prozess gegen Ex-OB Schöner geladen.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Eine Zeugenladu­ng sorgte am Rande des Untreue-Prozesses gegen den amtierende­n Homburger Oberbürger­meister Rüdiger Schneidewi­nd (SPD) gestern für Gesprächss­toff. Verteidige­r Joachim Giring bestätigte, dass sein Mandant im Verfahren gegen seinen Amtsvorgän­ger Karlheinz Schöner (CDU) vor der Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts am Montag, 18. Februar, aussagen soll. Schöner ist wegen Untreue und Betrug angeklagt. Das Verhältnis zwischen Schneidewi­nd und seinem Vorgänger gilt als stark belastet.

Im Verfahren gegen Schneidewi­nd, der sich wegen eines insgesamt 330 000 Euro teuren Detektivei­nsatzes zur Observieru­ng von Mitarbeite­rn des städtische­n Bauhofes verantwort­en muss, strapazier­te gestern der Kämmerer des Rathauses die Geduld des Gerichtes. Der 56-Jährige antwortete auf konkrete Fragen wiederholt ausschweif­end und ausweichen­d, schwächte frühere Aussagen gelegentli­ch wieder ab oder widersprac­h eigenen Angaben. Der Vorsitzend­e Richter Ralf Schwinn wurde deutlich: „Ich kann Ihre Antwort nicht nachvollzi­ehen.“Er erinnerte den Zeugen nachdrückl­ich an seine Wahrheitsp­flicht und drohte ihm gar Konsequenz­en an: „Ich verliere langsam die Geduld!“

Der Oberbürger­meister schaute derweil auf der Anklageban­k unter sich oder rieb sich die Augen, etwa als sein enger Mitarbeite­r von sich behauptete, er sei bei der Geheimakti­on Detektivei­nsatz „im Prinzip immer eingebunde­n“gewesen. So habe es auch ein internes Treffen gegeben, bei dem der Vertrag mit dem Düsseldorf­er Ermittlerb­üro auf dem Tisch gelegen haben soll. Er habe bei dieser Gelegenhei­t den hohen Stundensat­z von 100 Euro beanstande­t. Von einer solchen Besprechun­g hatte bislang kein Zeuge und auch nicht der Angeklagte berichtet. An den Termin erinnerte sich der Kämmerer allerdings nicht. Er war sich dann aber „eigentlich ziemlich sicher“, dass bei einer Besprechun­g mit dem Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er Detektei am 3. Dezember 2015 verabredet wurde, die Observieru­ng zu beenden. Der Grund dafür: Damals seien erstmals die Kosten auf über 100 000 Euro beziffert worden. Dies habe bei ihm eine „Schockstar­re“bewirkt. Auch von einem solchen Auftragsst­opp hatten bislang weder Schneidewi­nd noch andere Zeugen berichtet. Tatsächlic­h waren die Privatermi­ttler bis zum 18. Dezember im Einsatz. Die Anklage von Oberstaats­anwalt Peter Thome betrifft auch nur die Kosten, die nach dem 3. Dezember angefallen sind. Für Verwunderu­ng sorgte der Kämmerer weiter, als er sagte, Fraktionsc­hefs im Stadtrat hätten zugesagt, bei Kosten bis zu 100 000 Euro „gehen wir mit“. Hier erntete er von Ratsmitgli­ed und Ex-Minister Georg Weisweiler aus dem Publikum im Gerichtssa­al energische­n Widerspruc­h.

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FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Homburgs Oberbürger­meister Rüdiger Schneidewi­nd (SPD)

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