Saarbruecker Zeitung

Was genau die Opposition den Saarländer­n in Berlin vorwirft

Linke und AfD nehmen regelmäßig die Bundesmini­ster und die CDU-Chefin ins Visier. Für einen CDU-Politiker hat Oskar Lafontaine aber Lob übrig.

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(kir) Die Klage über mangelnden Einfluss saarländis­cher Spitzenpol­itiker in Berlin ist in den Debatten des Landtags inzwischen der Hauptangri­ffspunkt der Opposition. „Wenn wir jetzt die Chance haben, Leute anzusprech­en, dann müssen wir auch verlangen dürfen, dass diese Leute irgendetwa­s bringen. So platt ist das“, sagte der Linken-Fraktionsv­orsitzende Oskar Lafontaine in der Haushaltsd­ebatte 2018. „Offenbar“, formuliert­e er in einer der zahlreiche­n Pressemitt­eilungen, in der dieser Vorwurf wiederholt wird, „gilt für diese Politiker, sobald sie das Land verlassen: Aus dem Auge, aus dem Sinn.“Neben Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) und Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) war damit auch die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r gemeint.

Die AfD pflichtet Lafontaine in den Landtagsde­batten regelmäßig bei. Ihr Fraktionsv­orsitzende­r Josef Dörr gab in seiner Haushaltsr­ede im vorigen Jahr zu Protokoll: „Ich sehe nicht, wie diese drei Personen sich so für unser Saarland einsetzen, wie das seinerzeit der Herr Lafontaine gemacht hat.“

Als Vorbild preist der Linksfrakt­ionschef Bayern, dem es über Jahrzehnte hinweg gelungen sei, Sonderleis­tungen in den Freistaat zu holen, indem die CSU im Bund Schlüsselm­inisterien wie Verkehr oder Forschung besetzt hätten.

Lafontaine hält aber auch die Regierung im Saarland für zu schwach, um gegenüber dem Bund etwas durchzuset­zen. Saarkanali­sierung, Saarbahn oder die ICE-Strecke nach Paris seien in harten Verhandlun­gen mit dem Bund durchgeset­zt worden. Lediglich einen Politiker der großen Saar-Koalition nimmt Lafontaine von seiner Kritik aus: Den CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, Alexander Funk, der beim Bund 50 Millionen Euro für das neue Saarbrücke­r Messe- und Kongressze­ntrum lockergema­cht hatte, lobte er sogar: „Genau so muss das laufen. Ich erkenne das an.“

Die große Koalition lässt den Vorwurf nicht auf sich sitzen. Als Erfolge der Saar-Präsenz in Berlin nannte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) die Stahlkonfe­renz in Saarbrücke­n und den Einfluss auf den neu verhandelt­en Elysée-Vertrag mit Frankreich. Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) hob kürzlich auch hervor, dass das Saarland im Zuge der Kohlekommi­ssion für Hilfen des Bundes infrage kommt.

Auf die Vorhaltung, als Bundesfina­nzminister (November 1998 bis März 1999) hätte er doch viel fürs Saarland tun können, wenn er nicht nach wenigen Monaten aufgegeben hätte, sagt Lafontaine: „Wenn Sie nur die Hälfte von dem in Jahren vorzuweise­n hätten, was ein ehemaliger Bundesfina­nzminister, der jetzt hier steht, vorzuweise­n hat, dann wären wir schon ein gutes Stück weiter.“Fortsetzun­g des Schlagabta­uschs garantiert.

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Oskar Lafontaine, Fraktionsv­orsitzende­r der Linken im Saarland

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