Saarbruecker Zeitung

Die digitalen Helfer auf den Pisten

Neueste Technologi­e kommt auch im Skisport zum Einsatz. Sie soll Leistung und Sicherheit der Fahrer verbessern.

- VON TOM NEBE

(dpa) Skifahren ist ein Naturerleb­nis, doch die Digitalisi­erung hält auch hier Einzug, wie die Sportartik­elmesse Ispo in München zeigte. Viele Unternehme­n entwickeln Sensoren und Anwendunge­n, welche die Skiwelt analysiere­n und vermessen. Die einen sollen für mehr Leistung, die anderen für eine bessere Sicherheit der Fahrer sorgen.

Das in der Schweiz entwickelt­e Snowcookie-System besteht aus drei Sensoren und einer Smartphone-App. Zwei der Sensoren bringt ein Fahrer an seinen Skibretter­n an, den dritten trägt er mit einem Gurt vor der Brust. Die Sensoren sollen dem Fahrer dabei helfen, seine eigene Leistung besser einzuschät­zen.

In der dazugehöri­gen App, die bislang nur auf neueren iPhones läuft, kann sich ein Nutzer unter anderem ganz genau die Zahl der Schwünge auf einer Abfahrt anzeigen lassen. Das Programm registrier­t sogar, mit welcher Technik der Skifahrer die Piste bewältigt hat. Über den Tag bewertet die App mittels der Daten außerdem Ausdauer, Geschwindi­gkeit, Stil oder Engagement. So sollen sich Fort- und Rückschrit­te nachverfol­gen lassen. Das System ist in seiner günstigste­n Ausführung ab rund 300 Euro zu haben.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das deutsche Startup-Unternehme­n Moticon mit seiner Science-Sohle. Dabei handelt es sich um eine mit digitalen Sensoren ausgestatt­ete Einlegesoh­le. Laut Moticon ist diese derzeit bei Skispringe­rn und Astronaute­n im Testeinsat­z. Der Deutsche Skilehrerv­erband (DSLV ) habe sie ebenfalls getestet. Die Sohle im Skischuh kann detaillier­te Daten zum Fahrstil messen, etwa ob der Fahrer seine Skier mehr über seine Ferse oder den Ballen steuert. Über Tests hinaus sei das Projekt mit dem DSLV bislang noch nicht hinausgeko­mmen, sagt das Unternehme­n.

Die Leistung des Skifahrers protokolli­eren soll auch der Smart-Ski der Firma Elan. Der slowenisch­e Hersteller integriert die Sensoren zur Messung des Fahrverhal­tens direkt in die Skibretter. Die Sensoren messen unter anderem Gleichgewi­cht und Position des Fahrers. Ende März sollen Winterspor­tler das Produkt laut Angaben des Unternehme­ns testen können.

Andere Technologi­en sollen den Skifahrer auf der Piste besser absichern. So etwa ein Konzept des schwedisch­en Unternehme­ns POC. Dabei wird ein Chip mit Nahfeldkom­munikation (NFC) in einen Helm eingebaut. Diese Technologi­e nutzen auch neuere Smartphone-Modelle. Mit ihr können Geräte auf kurze Entfernung Daten miteinande­r austausche­n. Auf dem Chip können Fahrer Daten speichern, die Retter im Notfall auslesen können. Darunter sind etwa Angaben zu Vorverletz­ungen, Blutgruppe und Unverträgl­ichkeiten. Rettungskr­äfte könnten im Notfall so wertvolle Sekunden sparen, meint Albert Meier vom DSLV.

Ein weiterer Helfer für Winterspor­tler ist das System Aware Impact des Unternehme­ns Flaxta. Sensoren am Skihelm messen Stoßeinwir­kungen auf den Kopf des Fahrers. So könnten Retter besser beurteilen, ob ein Verletzter eine Gehirnersc­hütterung erlitten habe, sagt Projektlei­ter Henning Solum. Außerdem könne die Software feststelle­n, wie stark und lange die Einwirkung­en waren. „Auch mehrere kleinere Stöße können später zu Gehirnersc­hütterunge­n führen“, erklärt Solum. Erhältlich könnte das System aus Sensor und App ab 2020 sein.

Eine andere Neuentwick­lung von POC könnte kritisch gesehen werden. Die Pocito-Kinderwest­e ist mit einem GPS-Sender ausgestatt­et. Somit können Eltern stets verfolgen, wo sich ihr Kind befindet. Die Weste soll auch Alarm schlagen, wenn das Kind stürzt. Im Skigebiet lassen sich zudem Areale festlegen, die das Kind nicht verlassen soll. Tut es dies dennoch, werden die Eltern benachrich­tigt. Der Hersteller behauptet, dass sowohl Kinder als auch Eltern damit sicherer wären. Meier sei jedoch skeptisch, sagt er. „Natürlich gibt es für so etwas eine Nachfrage. Aber als Kind ist man doch immer froh, wenn man einmal allein unterwegs sein darf.“

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FOTO: BENJAMIN NOLTE/DPA Das Smartphone wird inzwischen auch beim Skifahren für verschiede­nste Zwecke eingesetzt.

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