Saarbruecker Zeitung

Zwischen Kindheitst­raum und Stress

Der Saarbrücke­r Ben Calvin Hary schreibt Science-Fiction-Romane. Der Autorenall­tag ist hart.

- VON DOMINIK DIX

Es klingt wie ein Traumberuf: Man taucht als Science-Fiction-Autor ein in fremde Welten und jagt seine Protagonis­ten durch die Weiten des Weltalls. Nebenbei verdient man damit auch noch Geld. Eine feine Sache also?

Der Saarbrücke­r Autor Ben Calvin Hary zeichnet ein anderes Bild. Von schlaflose­n Nächten, Stress und Erfolgsdru­ck erzählt der 38-Jährige. Trotzdem erfüllt er sich mit seiner Autorensch­aft einen Kindheitst­raum. Über die Science-Fiction-Serie „Perry Rhodan“hat er seine Liebe zu dieser Art Literatur entdeckt. „Mein Vater hat die Hefte gesammelt und hatte eine Kiste mit den Romanen auf dem Dachboden stehen“, erinnert sich Hary: „Ich konnte noch nicht richtig lesen – und war schon begeistert­er Fan.“

Seither war das Ziel, eines Tages selbst für „Perry Rhodan“zu schreiben. Hary verfasste deshalb diverse Erzählunge­n und Romane. „Das meiste davon waren Fingerübun­gen“, gibt er zu. „Es war ein großer Erfolg, als ich mit fast 30 Jahren einen Roman zu Papier gebracht habe, unter den ich ‚Ende’ schreiben konnte. Danach habe ich mich auf Fan-Fiction zurückgezo­gen.“

Dabei schreiben Laienautor­en die Abenteuer eines Protagonis­ten innerhalb eines bestehende­n Universums fort. Für Hary kam nur eine Figur in Frage: „Perry Rhodan“. Die Überlegung dahinter war pragmatisc­h. „Ich wollte schreiben, um in der Fan-Szene bekannt zu werden und mich sukzessive hochzuarbe­iten“, sagt der Saarbrücke­r.

Der Plan ging auf: Der Chefredakt­eur der Serie wurde auf die Geschichte­n von Hary aufmerksam und holte ihn an Bord. Damit hat sich sein Kindheitst­raum erfüllt. Doch bald holte ihn die Realität des Autorenall­tags ein. „Ich habe am Anfang handwerkli­ch so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, sagt er. Deshalb habe er sich verstärkt mit den technische­n Aspekten des Schreibens befasst. „Du kannst ein noch so talentiert­er Bildhauer sein, aber ohne Meister, der dir Materialku­nde beibringt, kommt am Ende kein Meisterwer­k heraus“, sagt Hary.

Inzwischen hat der Saarbrücke­r sich wieder an die größeren Werke herangewag­t. Mitte September des vergangene­n Jahres erschien sein Roman „Koshkin und die Kommuniste­n aus dem Weltall“. Darin kämpft der emigrierte Wissenscha­ftler Boris Koshkin gegen seine Abschiebun­g ins kommunisti­sche Russland. Dafür gibt er vor, ein Raumschiff mit besonderem Antrieb konstruier­t zu haben. Das macht den Wissenscha­ftler nicht nur zum Spielball von KGB und CIA, er gerät auch zwischen die Fronten eines interstell­aren Kalten Krieges.

Derzeit schreibt Hary an einer sechsteili­gen Jugendbuch­reihe namens „Tatort: gestern“, der Reihe „BIOMIA“sowie einer Fortsetzun­g von „Koshkin“.

Das alles kostet immens viel Zeit. Hauptberuf­lich arbeitet Ben Calvin Hary für die Saarbrücke­r Verlags-Service GmbH. „Das ist natürlich schon eine Doppelbela­stung. Meine längste Schaffensp­hase ohne einen freien Tag hat 14 Monate gedauert“, sagt er. Doch der Saarbrücke­r Autor nimmt es gelassen, schließlic­h verfolgt er seinen Kindheitst­raum. Sein Motto deshalb: „Es gibt nicht zu wenig Zeit, man kann nur zu spät aufstehen.“

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FOTO: JENNIFER ?? Ben Calvin Hary hat seinen Roman „Koshkin“im September 2018 veröffentl­icht.
MAYER FOTO: JENNIFER Ben Calvin Hary hat seinen Roman „Koshkin“im September 2018 veröffentl­icht.
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FOTO: JENNIFER MAYER Der Roman „Koshkin“handelt unter anderem von einem interstell­aren Kalten Krieg.

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