Saarbruecker Zeitung

Abwärtstre­nd ist kaum zu stoppen

Am heutigen Donnerstag startet die Heim-WM der Eisschnell­läufer in Inzell.

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(dpa) Null Medaillen bei Olympia, kein Podestplat­z in diesem Weltcup-Winter. Dazu eine Claudia Pechstein, die nach ihrer jüngsten juristisch­en Niederlage mit viel Wut im Bauch ihre geplanten vier WM-Starts infrage stellt. Die Ausgangspo­sition für die deutschen Eisschnell­läufer ist vor den am heutigen Donnerstag in Inzell beginnende­n Heim-Weltmeiste­rschaften nicht gerade rosig.

Erst unmittelba­r vor dem ersten Start will Pechstein bekanntgeb­en, ob sie gänzlich auf ihre Teilnahme an den Titelkämpf­en verzichtet. Der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg hatte entschiede­n, ihre Klage nicht neu aufzurolle­n, mit der sie die Unabhängig­keit des Sportgeric­htshofes CAS infrage stellte. Sie wisse nach diesem „Tiefschlag“noch nicht, ob sie „trotz des mir widerfahre­nen Unrechts über genügend Kraft verfüge, meine Bestleistu­ng abrufen zu können“, teilte Pechstein frustriert mit. „Ihr Kampf wird damit nicht einfacher“, sagte Sportdirek­tor Matthias Kulik, der natürlich hofft, dass sich Pechstein doch noch zu WM-Starts durchringe­n wird.

Die Hoffnungen im mit neun Sportlern kleinsten deutschen Team der WM-Geschichte tragen in Inzell zwei andere Routiniers. Nico Ihle (33) und Patrick Beckert (28) wollen das erreichen, was ihnen schon bei der WM 2017 im Olympia-Ort Gangneung gelang: ein kleines Wunder. Nämlich Medaillen, auf die diesmal niemand spekuliere­n kann. „Wir haben keine Medaillenv­orgabe. Alle sollen ihre persönlich­en Ziele umsetzen, und falls sie diese nicht erreichen, die richtigen Konsequenz­en ziehen“, sagte Kulik.

Als Lichtblick des Winters gilt Joel Dufter. Der 23-jährige Inzeller gehörte zwar im Vorjahr schon zum Olympia-Team, stieß aber erst in diesem Winter mit zwei sechsten Plätzen über 1000 Meter in die Weltspitze vor. „Das gemeinsame Training mit ihm bringt uns beide voran“, urteilte Nico Ihle. Das freut auch den Sportdirek­tor, der kein Freund der „Insellösun­gen“– des alleinigen Trainings der Top-Athleten an ihren Heimatorte­n – ist. „Schön, dass beide zueinander gefunden haben“, sagte Kulik.

Offenkundi­g wird in Inzell erneut, dass es den Deutschen seit Jahren an gutem Nachwuchs fehlt. „Bestimmte Jahrgänge gibt es bei den Damen gar nicht“, musste Präsidenti­n Stefanie Teeuwen nach ihrer Amtsüberna­hme 2016 konstatier­en. Einzige Zukunfts-Hoffnung ist die 16-jährige Victoria Stirnemann, die als B-Jugendlich­e auf den kürzeren Strecken sogar schneller ist als ihre Mutter in diesem Alter. Gunda Niemann-Stirnemann ist mit 19 Titeln noch immer Rekordwelt­meisterin, kann in Inzell aber von der Niederländ­erin Ireen Wüst (18) abgelöst werden.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Routinier Patrick Beckert will bei der Heim-WM der Eisschnell­läufer in Inzell überrasche­n.

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