Villeroy & Boch macht mehr Gewinn
Der Keramikkonzern hat im vorigen Jahr Umsatz und Gewinn gesteigert. Trotzdem ist Vorstandschef Frank Göring nicht zufrieden.
Der Mettlacher Keramikkonzern Villeroy & Boch (V&B) muss sich in seinen beiden Unternehmensbereichen Bad und Wellness sowie Tischkultur mit zwei verschiedenen Entwicklungen auseinandersetzen. Während die Sparte rund um die Sanitärkeramik mit Waschbecken, Bidets oder Toilettenschüsseln solide wächst und einen zufriedenstellenden Beitrag zum Konzern-Ergebnis liefert, hat die Tischkultur Federn lassen müssen. Hier will Vorstandschef Frank Göring mit einem Bündel an Maßnahmen gegensteuern, um die erodierende Erlös- und Ertragsentwicklung zu drehen, wie er gestern anlässlich der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt verdeutlichte.
Im Geschäftsjahr 2018 konnten Bad und Wellness beim Umsatz um 4,7 Prozent auf 584,3 Millionen Euro zulegen. Bei der Tischkultur sanken die Erlöse um 4,4 Prozent auf 266,2 Millionen Euro. Insgesamt erzielte V&B einen Konzernumsatz von 853,1 Millionen Euro (plus zwei Prozent).
Ähnlich sah es bei den Erträgen aus. Bad und Wellness steuerten 47,3 Millionen Euro (plus 6,3 Millionen Euro) zum operativen Konzernergebnis (Ebit) von 53,6 Millionen Euro bei, während die Tischkultur um 2,5 Millionen auf 6,3 Millionen Euro abrutschte.
Göring und seine neue, für Tischkultur zuständige, Vorstandskollegin Gabi Schupp wollen „diesen Trend unbedingt drehen“. So wurde die Markenfamilie rund um den Traditionsnamen Villeroy & Boch erweitert. Für den Massenmarkt wurde neben der bereits eingeführten Marke „Vivo“zusätzlich „like“entwickelt, ein aufs jüngere Publikum zielendes Sortiment an Tellern, Tassen, Gläsern oder Schalen. Im hochpreisigen Bereich soll sich „Villeroy & Boch Signature“als gehobene und exklusive Marke etablieren. Eine junge Designer-Truppe hat zudem eine Klein-Serie bestehend aus Teller, Tasse und Müsli-Schale entworfen, die mit dem Slogan „It’s my Moment“die 20- bis 30-Jährigen ansprechen soll.
Investieren will V&B in die mehr als 100 eigenen Geschäfte. Neue Läden sollen eröffnet und nicht rentable Standorte geschlossen werden. Darüber hinaus setzt der Vorstandschef auf das Internet. Neben dem klassischen Online-Verkauf verspricht sich das Unternehmen unter anderem einiges von einer digitalen Clubkarte namens Privilege. Dabei können rund 400 000 Clubmitglieder „von Sonderaktionen profitieren“. Außerdem sollen junge „Influencer“in sozialen Medien wie Instagram oder Youtube Gleichaltrige für die Produkte der Mettlacher Keramikbrenner begeistern. „Inzwischen steuert der Internet-Verkauf im Bereich Tischkultur bereits 17 Prozent zum Umsatz bei“, sagte Göring.
Ansonsten steht der Konzern gut da. Das Konzernergebnis nach Steuern stieg um 13,8 Prozent auf 33,9 Millionen Euro, wie Finanzvorstand Markus Warncke erläuterte. Dies schlägt sich auch in der Dividende nieder. Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung, die am 29. März in Merzig stattfindet, eine Zahlung 55 Cent für die Stamm- und 60 Cent für die Vorzugsaktien vor – je drei Cent mehr als im Vorjahr. Die Anleger mieden die Aktie von Villeroy & Boch allerdings, so dass der Kurs binnen Jahresfrist von rund 20 auf etwa 14 Euro absackte.
Für Investitionen werden 43,6 Millionen Euro ausgegeben nach 35,9 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Ein erheblicher Teil davon fließt unter anderem in eine neue WC-Fertigungsanlage in Mettlach. Der Konzern beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter, davon fast 2700 in Deutschland. Im Saarland arbeiten 2100 Frauen und Männer für Villeroy & Boch.