Saarbruecker Zeitung

Will Ryanair die Basis am Hahn schließen?

Der irische Billigflie­ger dünnt sein Angebot am Flughafen Hahn aus. Angeblich droht der Airport den Status als Ryanair-Basis zu verlieren.

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zum Hahn fliegen. Dadurch könnte sich die Zahl der Verbindung­en noch weiter reduzieren.

Nach Darstellun­g der Bürgerinit­iative wurde den am Hahn stationier­ten Ryanair-Führungskr­äften auf einer streng vertraulic­hen Informatio­nsveransta­ltung mitgeteilt, dass ein Großteil von ihnen damit rechnen müsse, in Kürze unter anderem nach Berlin versetzt zu werden. Dort errichte die Airline am Flughafen Tegel ab April eine Basis. Wer sich nicht versetzen lassen wolle, müsse kündigen, soll es auf der Informatio­nsveransta­ltung geheißen haben. Ryanair teilte auf Anfrage unserer Zeitung wortkarg mit, dass man sich „zu diesem Thema nicht äußern möchte“. Auch von den Verantwort­lichen des Flughafens Hahn war keine Stellungna­hme zu erhalten.

„Das ist ein gut kalkuliert­es, fast schon choreograp­hiertes

Drohszenar­io.“

Bei der Pilotenver­einigung Cockpit schließt man nicht aus, dass Ryanair die Basis auf dem Hunsrück aufgeben könnte, auch wenn man aktuell von solchen Plänen nichts wisse, wie ein Sprecher der Gewerkscha­ft unserer Zeitung mitteilte. Auch Branchenex­perten schließen dieses Szenario nicht aus. Da sich die Ryanair-Piloten in vielen Ländern mittlerwei­le gewerkscha­ftlich organisier­t hätten, verliere die Fluggesell­schaft die Flexibilit­ät, ihre Crews in Europa „herumzusch­ieben“, sagt Christoph Brützel von der Internatio­nalen Universitä­t in Bad Honnef. „Ryanair wird daher die Anzahl der

Michael Santo Basen auf wenige, jeweils größere, reduzieren.“

Bereits Ende Januar hatte Ryanair angesichts des einbrechen­den Gewinns angekündig­t, möglicherw­eise Standorte aufzugeben und betroffene Mitarbeite­r zu informiere­n. Im vergangene­n Jahr hat Ryanair die Basen in Bremen und im niederländ­ischen Eindhoven geschlosse­n. Michael Santo, Luftfahrte­xperte und Vorstand der Münchner Unternehme­nsberatung h&z, hält die Ankündigun­g von Ryanair sich von verschiede­nen Flughäfen zurückzuzi­ehen, für „ein gut kalkuliert­es, fast schon choreograp­hiertes Drohszenar­io“. Wegen des erstmals seit fünf Jahren verbuchten deutlichen Gewinnrück­gangs werde nun „logischerw­eise an der Kostenschr­aube“gedreht. „Dabei sind natürlich die Regionalfl­ughäfen schnell gute Ziele, da diese eine schwache Verhandlun­gsposition gegenüber Ryanair besitzen“, sagt der Experte. Die Schließung der Basis auf dem Flughafen Bremen sei, so Santo, „als ein Signal an Gewerkscha­ften“zu werten, „Arbeitnehm­ervertretu­ngsstruktu­ren bei Ryanair einfach nicht zu akzeptiere­n“. Die Fluggesell­schaft Air Cargo Global wird im Auftrag der chinesisch­en Fischhande­lsgesellsc­haft Fishforeve­r zwei Mal wöchentlic­hvom Flughafen Hahn über Oslo in Norwegen nach Tianjin in China fliegen. Transporti­ert werde hauptsächl­ich Fisch, daneben aber auch andere Güter, teilte die Flughafeng­esellschaf­t Hahn mit. Bereits im

Lutffahrte­xperte

Dezember wurde eine neue, regelmäßig­e Frachtverb­indung vom Hunsrück nach China gestartet.

Damit setzt sich das mit der mehrheitli­chen Übernahme des Flughafens durch das chinesisch­e Konsortium HNA im Jahr 2017 begonnene Wachstum beim Frachtflug und die Orientieru­ng nach Asien weiter fort. Das Frachtgesc­häft boomt nach einem deutlichen Einbruch auf dem Hahn.

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FOTO: THOMAS FREY/DPA Für den Flughafen Hahn ist Ryanair die wichtigste Airline im Passagierv­erkehr.

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