Saarbruecker Zeitung

Konjunktur­sorgen in der Wirtschaft nehmen zu

Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag fordert von der Bundesregi­erung eine Entlastung der Unternehme­n.

-

(dpa) Die deutsche Wirtschaft steuert auf schwierige­re Zeiten zu. Immer mehr Firmen erwarten schlechter­e Geschäfte, wie aus der neuen Konjunktur­umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) hervorgeht. Eine Wirtschaft­skrise erwartet der DIHK nicht. Aber die Unsicherhe­iten über die Konjunktur nehmen zu. Der DIHK schraubte seine Wachstumsp­rognose deutlich nach unten. Hauptgesch­äftsführer Martin Wansleben sprach gestern von einem „Weckruf“für die Politik.

Der Spitzenver­band rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem Wirtschaft­swachstum in Deutschlan­d von 0,9 Prozent, nach zuvor 1,7 Prozent. Die Bundesregi­erung hatte ihre Prognose zuletzt auf 1,0 Prozent verringert. Die EU-Kommission erwartet für die Bundesrepu­blik ein Wachstum von 1,1 Prozent.

Wansleben nannte als Gründe für die gesenkte Prognose die Abkühlung der Weltwirtsc­haft, Handelskon­flikte sowie die unklare Lage beim Brexit. Ein ungeordnet­er Ausstieg Großbritan­niens aus der EU und ein Einbruch deutscher Exporte ins Vereinigte Königreich könnte das Wachstum um 0,2 Prozent verringern.

Die exportstar­ke deutsche Wirtschaft werde auch durch ein schwächere­s Wachstum in China belastet. Vor allem in der Industrie mehrten sich deswegen die Firmen, die verhaltene­re Geschäfte erwarten, wie aus der Umfrage unter 27 000 Firmen hervorgeht. Insgesamt rechneten zwar weiter 22 Prozent mit besseren Geschäften in den kommenden zwölf Monaten. Der Anteil derjenigen, die eine Verschlech­terung erwarten, nehme aber deutlich zu. Dies sind nun 15 Prozent der Firmen. Bei der Herbstumfr­age waren es noch elf Prozent, vor einem Jahr neun Prozent.

Zum Bild passt auch, dass im verarbeite­nden Gewerbe die Gesamtprod­uktion im Dezember gemessen am Vormonat um 0,4 Prozent sank. Wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, schrumpfte die Produktion im Vergleich zum Dezember 2017 sogar um 3,9 Prozent.

Zwar würden weiter neue Jobs geschaffen, aber auf einem geringeren Niveau, sagte Wansleben. Belastend wirkten im internatio­nalen Vergleich hohe Strompreis­e und hohe Unternehme­nssteuern. Die „Zeit des Schönreden­s“sei endgültig vorbei. Der Staat müsse die Rahmenbedi­ngungen verbessern. Der DIHK fordert seit langem etwa eine Reform der Unternehme­nssteuern.

Wansleben kritisiert­e, die Koalition betreibe etwa in der Rentenund Sozialpoli­tik einen Kurs der Umverteilu­ng. Es müsse aber darum gehen, Investitio­nen der Unternehme­n zu fördern. Mit Blick auf die Industries­trategie von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sagte Wansleben, es sei nun nicht die Zeit für Grundsatzp­apiere. Die Bundesregi­erung müsse handeln. Die Industries­trategie Altmaiers sieht vor, notfalls mit staatliche­r Hilfe Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d zu sichern. Außerdem werden Unternehme­n wie Siemens, Thyssen-Krupp oder die Deutsche Bank genannt, deren „langfristi­ger Erfolg“im nationalen Interesse liege. Wansleben sagte, er könne nicht nachvollzi­ehen, woher die Politik wissen wolle, welche Firmen schützensw­ert seien.

 ?? SYMBOLFOTO: BERND THISSEN DPA ?? Die Industrieb­etriebe in Deutschlan­d haben im Dezember 2018 fast vier Prozent weniger produziert als ein Jahr zuvor.
SYMBOLFOTO: BERND THISSEN DPA Die Industrieb­etriebe in Deutschlan­d haben im Dezember 2018 fast vier Prozent weniger produziert als ein Jahr zuvor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany