Saarbruecker Zeitung

Strafanzei­ge gegen „Stella“-Autor

Hat der umstritten­e Roman das Andenken einer Verstorben­en verunglimp­ft?

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler Daniel Kirch

(epd) Der Berliner Schriftste­ller Takis Würger soll einem Zeitungsbe­richt zufolge für seinen umstritten­en Roman „Stella“(wir haben berichtet) angezeigt werden. Gegen seine Geschichte über die jüdische Gestapo-Kollaborat­eurin Stella Goldschlag (ein realer Mensch, keine fifitve Figur) wolle der Berliner Anwalt Karl Alich Strafanzei­ge „wegen des Verdachts der Verunglimp­fung des Andenkens Verstorben­er“bei der Staatsanwa­ltschaft stellen, berichtet die „Berliner Morgenpost“gestern. In der elfseitige­n Strafanzei­ge, die der Zeitung vorliege, heiße es unter anderem, die Tathandlun­g bestehe „im Verunglimp­fen des Andenkens der 1994 verstorben­en ‚Stella‘ durch bewusst unwahre, unvollstän­dige beziehungs­weise verzerrend­e Tatsachenb­ehauptunge­n“.

Der Autor habe „zu Werbezweck­en“das „Monster Stella“erschaffen, so der Rechtsanwa­lt laut Zeitung. Dem Gesamtzusa­mmenhang des Buches sei zu entnehmen, dass der Autor keinen Versuch unternomme­n habe, das Thema „Juden verraten Juden“literarisc­h zu verarbeite­n. Die Protagonis­tin Stella Goldschlag hatte den Angaben zufolge unter schwerer Folter und unter Androhung der Deportatio­n ihrer Eltern in den 40er-Jahren mit der Gestapo kollaborie­rt und als „Greiferin“in Berlin untergetau­chte Juden denunziert. 1994 beging sie Selbstmord. Ihre Geschichte gibt es auch als Ein-Personen-Bühnenstüc­k „Blonde Poison“in einer Fassung der Dramatiker­in Gail Louws, das in den nächsten Wochen in Berlin zu sehen ist.

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