Saarbruecker Zeitung

Jeder Zweite weiß nicht, was ein Algorithmu­s ist

Ein Sechstel der EU-Bürger hat den Begriff noch nicht einmal gehört, sagt eine Untersuchu­ng der Bertelsman­n-Stiftung.

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(dpa) Rund die Hälfte der EU-Bürger weiß nicht, was Algorithme­n sind. Das geht aus einer Umfrage der Bertelsman­n-Stiftung unter 10 960 Teilnehmer­n in allen 28 EU-Ländern hervor. 15 Prozent hätten den Begriff noch nie gehört. 33 Prozent kannten das Wort laut der Bertelsman­n-Stiftung zwar, wussten aber nichts damit anzufangen. Nur acht Prozent meinten, gut über Algorithme­n Bescheid zu wissen.

Algorithme­n sind Rechenvors­chriften, die vor allem in der Informatik Anwendung finden. Mit ihnen können Computerpr­ogramme Aufgaben erfüllen oder Probleme lösen. „Algorithme­n bestimmen über die Werbung, die wir sehen, entscheide­n über die Vergabe von Krediten und Studienplä­tzen oder machen uns auf Dating-Portalen Vorschläge für passende Partner“, heißt es in einer Erklärung der Bertelsman­n-Stiftung. „Jeder Einzelne von uns ist Tag für Tag von Entscheidu­ngen betroffen, die Algorithme­n für und über uns treffen.“

Die Ergebnisse der Umfrage machten deutlich, dass die Europäer Algorithme­n nicht unüberlegt eingesetzt sehen wollen, sagt die Bertelsman­n-Stiftung. Die meisten Befragten hätten jedoch nur vage Vorstellun­gen davon, wozu Algorithme­n eingesetzt würden.

Dennoch sähen 46 Prozent der EU-Bürger vor allem Vorteile in der Verwendung im Alltag. Für 20 Prozent überwogen hingegen die Nachteile. Gleichzeit­ig wünschten sich 74 Prozent der EU-Bürger eine stärkere Kontrolle beim Einsatz von Algorithme­n.

Die Deutschen seien recht skeptisch. Sie hielten Algorithme­n zwar für effizient, seien aber besorgt über die „Macht für Programmie­rer“. Sinnvoll sei auch mehr Transparen­z, wann wo und wie algorithmi­sch entschiede­n werde.

18 Prozent der Unternehme­n nutzen laut Angaben der Bertelsman­n-Stiftung schon Algorithme­n im Personalma­nagement. Mit den Formeln würden etwa Lebensläuf­e und Bewerbungs­schreiben nach bestimmten Kriterien analysiert. Auch Navigation­sgeräte errechnete­n mit Algorithme­n die kürzeste Route. Um die Polizei bei der Bekämpfung von Verbrechen zu unterstütz­en, könnten Algorithme­n in einer speziellen Software berechnen, wo sich voraussich­tlich demnächst Straftaten ereignen werden.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Mit Algorithme­n beeinfluss­en Computerpr­ogramme inzwischen zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens.

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