Saarbruecker Zeitung

„Zusätzlich­es Geld muss her und das schnell“

Der Abstimmung­skrimi im Stadtrat um den sechs Millionen Euro schweren Sonderkred­it für den Umbau des Ludwigspar­kstadions.

- Produktion dieser Seite: A. Stallmann, F. Kohler

Es war schon ein kleiner Polit-Krimi, der sich da am Dienstag in der Saarbrücke­r Congressha­lle abspielte. Tobias Raab (FDP) lief durch die Reihen und zählte, wie viele Stadtveror­dnete welcher Parteien noch auf der Stadtratss­itzung anwesend waren.

Sascha Zehner (CDU) ging von Tisch zu Tisch, um die eigenen Leute noch einmal persönlich anzusprech­en. Irgendwer hat den Freien Wähler Bernd Richter telefonisc­h zurückbeor­dert, der die Sitzung eigentlich schon verlassen hatte. Vier Mitglieder der Fraktion der Grünen verließen vor der Abstimmung schnell den Saal.

Vor der Diskussion um den sechs Millionen Euro schweren Sonderkred­it für den Umbau des Ludwigspak­stadions war die Sitzung des Stadtrates auf Wunsch der SPD sogar unterbroch­en worden. Die Bange Frage, reicht es für diese Änderung des Wirtschaft­splan des städtische­n Gebäudeman­agements (GMS), wurde um 19.48 Uhr beantworte­t.

Die Stimmengle­ichheit - ein sogenannte­s Patt - hinterließ am Ende aber mehr Fragen als Antworten. Die wichtigste: Wie geht es nach dieser Ablehnung des Antrages weiter?

„Alle Beteiligte­n sind sich einig, dass das Stadion zügig fertiggest­ellt werden muss“, sagte Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, die nun in Gesprächsr­unden mit dem Land und den Fraktionen des Stadtrates einen teuren Baustopp verhindern will.

„Man kann Politik nur mit Mehrheiten machen“, sagte SPD-Sprecher Mirco Bertucci, der gemeinsam mit den Linken und dem fraktionsl­osen Lothar Schnitzler für den Antrag gestimmt hatte, „die CDU hat sich aus der Verantwort­ung gestohlen und mit Grünen und FDP gegen einen Sonderkred­it gestimmt. Wir suchen jetzt eine Lösung, um größeren Schaden zu vermeiden.“

Die scheibchen­weise Preissteig­erung von 18 auf nun 34 Millionen bleibt Hauptargum­ent der Kritiker. „Wie sich mittlerwei­le herausstel­lte, lagen die Kalkulatio­nen der Planer meilenweit unter den tatsächlic­hen Preisen. Im Nachgang muss aufgearbei­tet werden, wer für diese Schieflage verantwort­lich ist“, sagte Torsten Reif von den Grünen, die sich seit jeher gegen die Preiststei­gerung auf Kosten der Landeshaup­tstadt ausgesproc­hen haben: „In der jetzigen Situation hilft das aber wenig. Zusätzlich­es Geld muss her und das schnell.“

Die CDU hatte bis dato alle Preissteig­erungsrund­en mitgetrage­n. Oberbürger­meisterkan­didat Uwe Conradt nutzte mit der Ablehnung jetzt die Chance auf mehr öffentlich­e Beachtung. Mit seinem Finanzieru­ngsvorschl­ag „durch einen erhöhten Zuschuss des Landes aus Mitteln der Wirtschaft­sförderung“wurde Conradt aber von Parteifreu­nd und Innenminis­ter Klaus Boullion bereits abgegrätsc­ht.

Der hatte gegenüber der SZ betont, dass es kein weiteres Geld über den bestehende­n Zuwendungs­bescheid von 14,5 Millionen Euro geben werde.

Gestern forderte Conradt dann plötzlich „Zuschüsse des Umweltmini­sters, denn Lärmschutz ist Umweltschu­tz“.

„Die Kalkulatio­nen der Planer lagen meilenweit unter den tatsächlic­hen Preisen.“

Torsten Reif,

Die Grünen

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Blick ins Ludwigspar­kstadion auf die alte Tribüne und die Baustelle vor der Ostribüne.

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