Saarbruecker Zeitung

Emotionale­s Wiedersehe­n mit Ex-Kapitän Tokic

Der Slowene gastiert mit dem ASV Grünwetter­sbach in Saarbrücke­n. Die Trennung im Sommer 2018 war rückblicke­nd richtig.

- VON RALPH TINÉ

Mit seinen mittlerwei­le 38 Jahren ist Bojan Tokic ein echter Tischtenni­s-Veteran. Im Saarland ist der Slowene fast schon eine Legende. Bis zu seinem Wechsel zum ASV Grünwetter­sbach im Sommer 2018 spielte Tokic neun Jahre lang für den 1. FC Saarbrücke­n. 2010 führte er den FCS zum Aufstieg in die Bundesliga. Zwei Jahre später feierte er mit dem Club den Sieg im nationalen Pokal, wurde deutscher Vizemeiste­r und verpasste den Einzug ins Champions League-Endspiel nur um Haaresbrei­te. Mit dem Triumph im ETTU-Pokal sorgte er 2014 mit Bastian Steger und Tiago Apolonia für den größten Erfolg der Vereinsges­chichte.

Für Tokic wird es etwas ganz Besonderes, wenn er am Sonntag um 15 Uhr in der Saarbrücke­r Joachim-Deckarm-Halle zum ersten Mal mit Grünwetter­sbach bei seinem Ex-Verein antritt. „Es wird ein komisches Gefühl sein, auf der anderen Seite der Box zu sitzen und in die andere Umkleideka­bine zu gehen“, sagt der langjährig­e Kapitän und Publikumsl­iebling.

Wie verbunden er sich dem Saarland noch immer fühlt, zeigt sich auch daran, dass er den größten Teil seines Trainings weiterhin in der Landeshaup­tstadt absolviert. „Natürlich fühlt man sich nach so langer Zeit ein bisschen wie ein Saarbrücke­r. Außerdem habe ich hier super Trainingsb­edingungen“, erzählt Tokic. Er berichtet auch davon, dass er bei seinem Abschied vom FCS „keine Wahl“hatte. „Ich wäre am liebsten hier geblieben. Aber hier sind ein so hohes Niveau und so hohe Erwartunge­n, dass es schwer ist.“

Wie hart es ist, im fortgeschr­ittenen Alter mit den aufstreben­den Jungen mitzuhalte­n, musste Tokic in dieser Saison erfahren. Mit einer Einzelbila­nz von 5:10 ist der sympathisc­he Slowene bisher weit hinter seinen eigenen Erwartunge­n zurückgebl­ieben. Dass er damit offen umgeht und nicht nach Ausflüchte­n sucht, macht ihn im Sportprofi­tum zu einer Ausnahmeer­scheinung.

„Sportlich bin ich in Grünwetter­sbach leider nicht gut angekommen. Nach 15 Jahren Bundesliga habe ich dort bisher meine schlechtes­te Bilanz gespielt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht erwartet hatte. Ich dachte, mein Niveau würde noch höher liegen“, sagt Tokic. Rein sportlich gesehen war es demnach die richtige Entscheidu­ng für den FCS, vor dieser Saison einen radikalen Schnitt zu machen und voll auf die Jugend zu setzen. Was für ein Sportsmann Tokic ist, zeigt sich auch daran, dass er trotzdem seinem Nationalma­nnschafts-Kollegen Darko Jorgic den Wechsel zum 1. FC Saarbrücke­n empfohlen hat.

Einen großen sportliche­n Traum hat Bojan Tokic noch. „Ich will in Tokio 2020 an meinen vierten Olympische­n Spielen teilnehmen. Dafür gebe ich weiter Vollgas. Was danach kommt, wird man dann sehen.“Auf jeden Fall will er so lange weiterspie­len wie möglich. „Profi zu sein, ist der schönste und beste Job, den es gibt. Du reist viel, triffst viele Leute und wirst dafür bezahlt, Tischtenni­s zu spielen“, sagt Tokic, der als Trainer oder in administra­tiver Funktion auch nach seiner aktiven Karriere seinem Sport treu bleiben will. „Ich bin seit 25 Jahren im Tischtenni­s. Ich kann nicht ab morgen Blumen verkaufen, weil ich von Blumen keine Ahnung habe“, sagt er mit verschmitz­tem Grinsen. Dann möchte er seinen Lebensmitt­elpunkt auch wieder in seine Heimat verlegen: „Mein Leben wird immer mit Deutschlan­d verbunden sein. Aber es ist mein Plan, irgendwann wieder mehr in Slowenien zu sein. Zuhause ist zuhause – und dort ist es am schönsten.“

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FOTO: SCHLICHTER Bojan Tokic ist dem Saarland weiterhin verbunden.

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