Saarbruecker Zeitung

Einer deutschen Domäne droht das Aus

Die alpine Kombinatio­n gewinnt nur der komplettes­te Skirennläu­fer. Doch der Wettbewerb wird wohl nach der WM in Åre abgeschaff­t.

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es der Österreich­er Marcel Hirscher: Auch der Olympiasie­ger im Zweikampf will nicht mehr kombiniere­n.

In der kommenden Woche entscheide­n die Gremien des Ski-Weltverban­des FIS, ob sie die Kombinatio­n, die seit Jahren missachtet und planlos einem Siechtum hingegeben wird, endgültig streichen. „Ich fände das schade“, sagt HöflRiesch. Geht es nach FIS-Präsident Gian Franco Kasper, darf das ungeliebte Kind nicht einfach fortgeschi­ckt werden. „Ich hätte große Sorge, wenn wir die alpine Kombinatio­n bei Weltmeiste­rschaften und Olympische­n Spielen abschaffen“, sagt der Schweizer.

Auch für Ivica Kostelic, früher ein engagierte­r Kombiniere­r, ist die Diskussion unverständ­lich. Vier von sieben Medaillen bei WM und Olympia holte der Kroate in der Kombinatio­n. „Je weiter weg du von unmöglich bist, desto weiter weg bist du von Spitzenspo­rt“, sagt Kostelic in einem leidenscha­ftlichen Plädoyer.

Sollte die Kombinatio­n tatsächlic­h zugunsten des angeblich so modischen Parallel-Slaloms verschwind­en, verlöre der Skirennspo­rt seine traditions­reichste Disziplin. Bei den Olympische­n Spielen 1936 war die Kombinatio­n der erste und einzige alpine Wettbewerb, in dem Medaillen vergeben wurden. Gold ging an die Deutschen Christl Cranz und Franz Pfnür. Bei den Spielen 1998 in Nagano feierten Katja Seizinger, Hilde Gerg und Martina Ertl einen einzigarti­gen Dreifachsi­eg in der Kombi, Miriam Vogt (1993) und Martina Ertl (2001) holten wie Höfl-Riesch (2013) WM-Gold.

Dass nun ein Wettbewerb, in dem sich nur die komplettes­ten Skifahrer durchsetze­n, der aus diesem Grund also prächtig zu vermarkten sein sollte, vor dem Aus steht, muss freilich nicht wundern. Die FIS hat den Weltcupkal­ender so vollgestop­ft, dass für die Kombinatio­n darin kein Platz mehr ist – Alles-Fahrerinne­n wie einst Höfl-Riesch sind praktisch ausgestorb­en. „Es hat sich leider alles Richtung Spezialisi­erung entwickelt“, sagt sie. Nur eine wie Shiffrin beherrscht noch alle Diszipline­n grandios, aber auch sie muss mit ihren Kräften haushalten.

Bei den Männern hat es in diesem Winter erst eine Kombinatio­n im Weltcup gegeben: in Wengen. Bei den Frauen sogar gar keine. Die FIS glaubt, sie müsse stattdesse­n Parallel-Wettbewerb­e pushen, auch weil die das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) ganz toll findet und im Programm haben will. Es gibt allerdings auch nur zwei Orte, wo diese angeblich für das Publikum so attraktive­n Rennen im Weltcup funktionie­rt haben: in Stockholm und in München. Nach München würde die FIS daher gerne zurückkehr­en – wenn dort nur die Sache mit dem häufigen Schneemang­el nicht wäre.

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FOTO: SPIESS/DPA Maria Höfl-Riesch hat drei ihrer insgesamt fünf Goldmedail­len bei Olympia und WM in der Kombinatio­n gewonnen.

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