Saarbruecker Zeitung

Emotionale­r Abschied von einer Legende

Beim 4:1 im Pokal-Achtelfina­le gegen Fortuna Düsseldorf feiert Schalke 04 seinen verstorben­en Ex-Manager Assauer.

- VON THOMAS LIPINSKI

GELSENKIRC­HEN (sid) Als das DFB-Pokalspiel abgepfiffe­n und endgültig zur Nebensache geworden war, nahm Schalke 04 auf ganz besondere Weise Abschied von Rudi Assauer. „Legenden sterben nie – ruhe in Frieden“, stand in weißen Lettern auf dem riesigen schwarzen Banner, das die Fans den Spielern der Königsblau­en in die Hände gedrückt hatten. Immer wieder sangen sie in der Nordkurve den Namen der Manager-Legende, die wenige Stunden zuvor im Alter von 74 Jahren verstorben war.

Im Bauch der Arena, die Assauer, laut Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies der „Architekt des modernen Schalke“, verwirklic­ht hatte, waren nach dem 4:1 (1:0) im Achtelfina­le gegen Fortuna Düsseldorf weniger die Profis von heute als die Helden von gestern gefragt. Olaf Thon, der Kapitän der Uefa-Cup-Sieger von 1997, erzählte von den „1600 Aschenbech­ern in den Logen“, die der berühmtest­e Raucher der Bundesliga anbringen ließ.

Und Mike Büskens, ein weiterer Eurofighte­r, wagte eine ungewöhnli­che Wettervorh­ersage: „Wenn es in den nächsten Tagen neblig wird, dann hat sich der Manager da oben eine Zigarre angesteckt.“Das Bild Assauers, mit dem Uefa-Cup auf der Schulter und der Siegerziga­rre im Mund, prangte auf einem Transparen­t in der Nordkurve.

Die, die an diesem denkwürdig­en Abend auf dem Spielfeld die königsblau­e Trauer in Jubel verwandelt hatten, erhielten eine emotionale Schalker Geschichts­stunde. „Die Nachricht hat uns erreicht, als wir auf dem Weg in die Kabine waren“, berichtete Trainer Domenico Tedesco und betonte, Kapitän Ralf Fährmann, seit 2003 auf Schalke, sei „der Einzige, der ihn persönlich kannte“. Aber allen sei seine „Wichtigkei­t für diesen Verein“bewusst gewesen.

Nach der bewegenden Ansprache von Tönnies („Ohne Rudi wären wir alle nicht hier“) und der Schweigemi­nute vor dem Anpfiff hatten Fährmann und Co. während des Spiels immer wieder gehört, für wen sie an diesem Abend spielen sollten. Nach jedem Tor schallten „Rudi-Assauer“-Gesänge durch die Arena.

„Sportlich war es ein guter Tag, aber sonst natürlich ein sehr, sehr trauriger“, resümierte Sportvorst­and Christian Heidel, als Manager nach Andreas Müller, Felix Magath und Horst Heldt der vierte Nachfolger Assauers. Die „herausrage­nde Persönlich­keit mit Ecken und Kanten“, geboren übrigens im saarländis­chen Altenwald, hatte Heidel in der Fußball-Provinz in Oldenburg kennengele­rnt, wo Assauer nach seiner ersten Schalker Amtszeit quasi im Exil arbeitete.

„Wir haben uns auch gefetzt, es hat richtig gekracht“, erinnerte sich Heidel an den öffentlich­en Streit mit Assauer, der lange nach seinem Wiedereins­tieg auf Schalke dem damaligen Mainzer Manager beim Transfer von Mimoun Azaouagh „arglistige Täuschung“vorgeworfe­n hatte. Assauer wollte 2005 wegen „einer verschwieg­enen Verletzung“die ausgehande­lte Ablöse nicht bezahlen. „Wir haben uns aber auch geschätzt“, betonte Heidel: „Er war ein totaler Profi und hat alles für Schalke gemacht.“

Unter anderem hatte er die Gelsenkirc­hener zwei Mal zum DFB-Pokalsieg geführt – und bei den feuchtfröh­lichen Feierlichk­eiten 2002 den Pott fallen gelassen und schwer beschädigt. Den längst reparierte­n Pokal würden die Schalker gerne noch einmal gewinnen. Das Viertelfin­ale ist dank der Tore von Salif Sané (2), Ahmed Kutucu und Mark Uth erreiche. „Es sind“, meinte Heidel, „schon viele Größere draußen.“Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen zum Beispiel. Doch daran dachten an diesem Abend nur wenige. Er gehörte allein Assauer.

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FOTO: FASSBENDER/DPA Ein Foto des verstorben­en Managers Rudi Assauer ist während der Gedenkminu­te vor dem DFB-Pokalspiel gegen Düsseldorf in der Arena auf Schalke auf dem Videowürfe­l zu sehen.
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FOTO: FASSBENDER/DPA Ahmed Kutucu (links) und Salif Sané bejubeln ihre Tore für Schalke 04 im DFB-Pokal.

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