Saarbruecker Zeitung

Freiland-Aussaat bereits im Winter erwünscht

Dicke Bohnen gehören zu den wenigen Gemüsesort­en, die schon früh im Jahr im Beet ausgesät werden können.

- Produktion dieser Seite: Jörg Heinze Esther Simon

(dpa) In der kalten Jahreszeit denken viele Gärtner noch nicht an die Aussaat von Gemüse im Freiland. Und doch gilt gerade diese Zeit als ideal, um Dicke Bohnen zu legen. „Wer früh pflanzt, verhindert, dass die Pflanzen massiv von Schädlinge­n befallen werden“, erklärt Mechtild Ahlers von der Niedersäch­sischen Gartenakad­emie. Klassiker unter den Dicken Bohnen

Cornelia Lehmann sind die Sorten ‚Dreifach Weiße‘ mit schneeweiß­en Blüten und ‚Hangdown‘ mit schwarz-gefleckten Blüten. ‚Karmesin‘ trägt leuchtend rote Blüten. Ahlers rät, alte regionale Sorten anzubauen. „Sie haben sich am besten an die jeweiligen Bodenverhä­ltnisse und klimatisch­en Verhältnis­se angepasst.“

Trotz ihrer Vielseitig­keit ist die Dicke Bohne heutzutage meist nur noch als regionale Spezialitä­t bekannt – und als Viehfutter. Manche Menschen vertragen sie nicht. „Bei einem G6PD-Mangel (Favismus) können Dicke Bohnen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorrufe­n und im schlimmste­n Fall zum Tode führen“, sagt Cornelia Lehmann vom Verein zur Erhaltung und Rekultivie­rung von Nutzpflanz­en in Brandenbur­g (VERN). Allerdings tritt Favismus hierzuland­e selten auf. Der Hauptgrund für das Verschwind­en der Dicke Bohne aus dem Gemüsegart­en ist aber wohl ein anderer: Die Stangen- und Feuerbohne­n aus Amerika haben die Dicken Bohnen aus den Gärten verdrängt, sagt Matthias Schuh, Gärtner im Freilichtm­useum am Kiekeberg bei Hamburg.

Dabei gibt es Gründe, sie wieder häufiger zu nutzen: Dicke Bohnen gelten als nahrhaft und eiweißreic­h. Und während Gartenbohn­en äußerst frostempfi­ndlich sind, macht den Dicken Bohnen Kälte nichts aus. „Dicke Bohnen keimen, wenn der Boden gerade mal zwei Grad warm ist und vertragen Temperatur­en bis zu minus fünf Grad. Ist es ihnen zu kalt, stellen sie lediglich das Wachstum ein, erfrieren aber nicht“, erklärt Lehmann. Aber Dicke Bohnen benötigen einen sonnigen bis maximal halbschatt­igen Standort, um zu gedeihen. Der Boden sollte humos, tiefgründi­g und feucht sein. Trockenhei­t bekommt ihnen nicht. „Gerade während der Blüte und dem Fruchtansa­tz sollten die Pflanzen ausreichen­d gewässert werden“, rät Lehmann. Expertin Ahlers empfiehlt, Spinat breitfläch­ig mit einzusäen: „Die Spinatpfla­nzen beschatten den Boden und halten die Feuchtigke­it.“

Im Freiland können die Samen sechs bis zehn Zentimeter tief gelegt werden – entweder in Horsten mit je vier Samen oder bei leichten Böden einzeln in einem Abstand von 15 Zentimeter­n. Als optimal gilt ein Reihenabst­and von 40 Zentimeter­n. Ahlers‘ Tipp: Die Pflanzen in Tontöpfen vorziehen, idealerwei­se an einem hellen, aber geschützte­n Ort wie unter einer Remise oder im kühlen Hausflur. „Durch den Kulturvors­prung kann man die Dicken Bohnen bereits abernten, bevor sie im Juni von der Schwarzen Blattlaus befallen werden.“Der Schädling befällt insbesonde­re die jungen Triebspitz­en. Daher sollten diese bei einer späteren Kultur herausgebr­ochen werden, sobald die Pflanzen Früchte angesetzt haben und diese beginnen auszureife­n.

Davon abgesehen gilt die Dicke Bohne als robust und pflegeleic­ht. Schuh empfiehlt, um die Pflanzen etwas Erde aufzuschüt­ten, wenn sie etwa zehn Zentimeter hoch sind. „Durch das Anhäufeln werden die Pflanzen dazu angeregt, mehr Wurzeln zu bilden. Das macht sie standfeste­r und unempfindl­icher gegenüber Trockenhei­t.“

Eine tiefe, weit verzweigte Verwurzelu­ng hat noch einen Vorteil: Dicke Bohnen können Stickstoff aus der Luft im Boden binden und somit zur Bodenverbe­sserung beitragen. Das macht sie zu einer idealen Vorkultur für starkzehre­ndes Gemüse wie Kohl. Dennoch: Ganz ohne Dünger kommt auch die Dicke Bohne nicht aus. „Wenn man im Herbst fünf Liter Kompost und 100 Gramm Hornspäne pro Quadratmet­er ins Beet einarbeite­t, verschafft man ihnen gute Startbedin­gungen“, sagt Ahlers.

„Dicke Bohnen keimen, wenn der Boden gerade mal zwei Grad warm ist,

und sie vertragen Temperatur­en bis zu

minus fünf Grad.“

Verein zur Erhaltung und Rekultivie­rung

von Nutzpflanz­en

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FOTO: MARION NICKIG/DPA Werden sie geerntet, wenn sie noch zart sind, lassen sich die Bohnen leicht pulen.

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