Saarbruecker Zeitung

Kein schneller Bau der Mosel-Doppelschl­eusen

Der oberste Schifffahr­ts-Beamte macht nur wenig Hoffnung auf eine Beschleuni­gung beim Bau neuer Kammern.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Der Ausbau der Doppelschl­eusen an der Mosel wird erst 2036 beendet sein. Das bekräftigt der zuständige Abteilungs­leiter im Bundesverk­ehrsminist­erium, Reinhard Klingen, erneut.

„Der Warentrans­port auf Saar und Mosel ist für die saarländis­che Stahlindus­trie alternativ­los. Daher muss die zweite Kammer an jeder der zehn Moselschle­usen möglichst schnell kommen.“Diesen Appell richtete Tim Hartmann, Chef der Dillinger Hütte und von Saarstahl, an Abgeordnet­e des Interregio­nalen Parlamenta­rierrats (IPR), die sich am Freitag in Dillingen trafen, um sich über den Ausbau-Stand der Schleusen zu informiere­n. Allein an fertigen Stahlprodu­kten „transporti­eren wir jährlich vier Millionen Tonnen über den Wasserweg“, erinnerte Hartmann.

Reinhard Klingen, Abteilungs­leiter Wasserstra­ßen und Schifffahr­t im Bundesverk­ehrsminist­erium, konnte den Parlamenta­riern aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Belgien und der französisc­hen Region Grand Est keine großen Hoffnungen machen, dass alle Doppelschl­eusen früher fertig werden als bisher geplant. Das soll 2035 oder 2036 sein. In Betrieb sind bisher zwei Doppel-Schleusenk­ammern, nämlich in Fankel und Zeltingen. In Trier soll die zweite Kammer noch in diesem Jahr fertig werden. Als nächstes kommt die Schleuse Lehmen bei Koblenz an die Reihe. Dort sollen die Bauarbeite­n Ende 2019, Anfang 2020 beginnen. Dann ist die Schleuse in Wintrich an der Mittelmose­l dran. Klingen versichert­e, dass „an dem Takt festgehalt­en werden soll, dass eine Schleuse in der Planung, eine in der Planfestst­ellung und eine im Bau ist“. Es sei zwar Geld vorhanden, sagte der Ministeria­ldirektor, aber auch andere Projekte hätten hohe Priorität, so zum Beispiel das westdeutsc­he Wasserkana­l-Netz mitsamt dem Nord-Ostsee-Kanal. Außerdem sei bei der Wasser- und Schifffahr­tsverwaltu­ng in den vergangene­n Jahren jede dritte Stelle abgebaut worden, so dass „die Mitarbeite­r am Anschlag arbeiten“. Auch wenn neue Leute eingestell­t worden seien, gehe es nicht unbedingt schneller, „weil die Planungsvo­rgaben durch neue Richtlinie­n und Gesetze unter anderem beim Umweltschu­tz immer komplexer werden“. Dennoch konnte sich die saarländis­che Landtags-Vizepräsid­entin Isolde Ries (SPD), die den zuständige­n IPR-Ausschuss leitet, die Bemerkung nicht verkneifen, dass „Verkehrsin­frastruktu­r-Projekte in Bayern viel schneller umgesetzt werden“, daran erinnernd, dass seit 2009 stets ein CSU-Politiker Bundesverk­ehrsminist­er war.

In einem anderen Punkt konnte Abteilungs­leiter Klingen den Abgeordnet­en mehr Hoffnung machen. Es sei im Bereich des Möglichen, dass die Schifffahr­tsabgabe, die Anfang des Jahres für alle bundesdeut­schen Wasserstra­ßen abgeschaff­t wurde, auch für den Transportw­eg Mosel wegfalle. Dort sei sie noch nicht gestrichen worden, weil der Fluss „ein internatio­nales Gewässer ist und mit Frankreich, Luxemburg und Deutschlan­d drei Länder durchfließ­t“. Deutschlan­d sei bereit, auf die Abgabe, die rund sieben Millionen Euro einbringt, zu verzichten. Die gleiche Zusage machte Max Nilles von der Binnenschi­fffahrt-Verwaltung Luxemburgs. Lediglich der französisc­he Botschafts­rat Pascal Gauthier hatte Bedenken, dass Frankreich ohne Kompensati­on auf seinen Anteil von den sieben Millionen Euro, der eine Million Euro beträgt, verzichten könne. Hans-Joachim Welsch, der bei der saarländis­chen Stahlindus­trie für die Rohstoff-Beschaffun­g zuständig ist, machte hingegen Druck. „Diese Abgabe ist ein echter Wettbewerb­snachteil für uns.“Konzernche­f Tim Hartmann erinnerte daran, „dass 15 Prozent der Beschäftig­ten bei der Dillinger Hütte Franzosen sind“.

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FOTO: FREY/DPA Die Moselschle­use in Lehmen bei Koblenz soll als nächstes eine zweite Kammer erhalten. Die Bauarbeite­n sollen bald beginnen.
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FOTO: GUNDELWEIN Isolde Ries, Vizepräsid­entin des Saar-Landtags

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