Saarbruecker Zeitung

Wieder Gewalt bei Protesten der „Gelbwesten“

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(dpa) Rund drei Monate nach Beginn der Proteste ist es bei „Gelbwesten“-Demonstrat­ionen in Paris erneut zu Ausschreit­ungen gekommen. Am heftigsten hatte es Paris erwischt. Auf TV-Bildern waren brennende Fahrzeuge und eingeschla­gene Scheiben in der französisc­hen Hauptstadt zu sehen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Zahlreiche Demonstran­ten zogen aber auch friedlich in Paris und anderen Städten durch die Straßen. Anders vor der Pariser Nationalve­rsammlung: Dort gab es am Samstag die heftigsten Zusammenst­öße zwischen Aktivisten und Sicherheit­skräften. Die Demonstran­ten sollen dabei versucht haben, Zäune am Eingang des Unterhause­s des französisc­hen Parlaments zu durchbrech­en, wie der Sender Franceinfo berichtete. Sicherheit­skräfte versuchten, das zu verhindern. Ein Mann wurde dabei schwer an der Hand verletzt und hat vier Finger verloren, wie französisc­he Medien unter Berufung auf die Polizeiprä­fektur berichtete­n. Das Opfer trug keine gelbe Weste, es soll sich um einen Fotografen der „Gelbwesten“handeln. Die genaue Ursache war noch unklar, Berichten zufolge soll eine Blendgrana­te für die Verletzung verantwort­lich sein.

Auch in anderen Städten des Landes wie Bordeaux, Toulouse und Lyon gingen wieder Tausende auf die Straße. Die Zahl der Demonstran­ten sinkt allerdings von Woche von zu Woche. Bis zum Abend zählte das Innenminis­terium 51 400 Demonstran­ten im Land, davon rund 4000 in Paris. Am vergangene­n Wochenende waren es 58 600 landesweit und 10 500 in der Hauptstadt. Dutzende Menschen wurden festgenomm­en.

Nach einer aktuellen Umfrage spricht sich eine deutliche Mehrheit der Franzosen für ein Referendum in den kommenden Monaten aus. Ein solches Referendum ist eine Forderung vieler „Gelbwesten“– sollte es dazu kommen, ist jedoch noch unklar, über welche Themen überhaupt abgestimmt würde. 73 Prozent der Befragten sind für eine solche Volksabsti­mmung, wie das Meinungsfo­rschungsin­stitut Ifop für die Zeitung „Journal du Dimanche“ermittelte. In der vergangene­n Woche gab es Vermutunge­n, dass es ein solches Referendum in Frankreich parallel zur Europawahl am 26. Mai geben könnte.

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