Saarbruecker Zeitung

Weiterer Militär-Offizier unterstütz­t jetzt Juan Guaidó

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(epd) Im politische­n Machtkampf in Venezuela hat ein weiterer hoher Offizier der Opposition seine Unterstütz­ung zugesagt. Er erkenne Opposition­sführer Juan Guaidó als legitimen Übergangsp­räsidenten an, erklärte der Oberst und Militärarz­t Rubén Paz Jiménez in einem am Samstag (Ortszeit) veröffentl­ichten Video. 90 Prozent der Streitkräf­te seien unzufriede­n.

Der selbst ernannte Interimspr­äsident Guaidó appelliert­e eindringli­ch an die Streitkräf­te, Hilfsliefe­rungen für die hungernde Bevölkerun­g ins Land zu lassen. „Begeht keine Menschenre­chtsverbre­chen, indem ihr direkt oder indirekt für den Tod von 250 000 bis 300 000 Venezolane­rn verantwort­lich seid“, sagte er. Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaft­skrise. Viele Lebensmitt­el und Medikament­e sind knapp.

Guaidó schloss zugleich eine Militärint­ervention nicht mehr aus. Er werde alles Mögliche tun, um Menschenle­ben zu retten, sagte er. Dazu gehöre möglicherw­eise auch ein Einsatz der US-Streitkräf­te, „wenn es notwendig ist“. Das Militär steht bislang hinter Venezuelas sozialisti­schen Präsidente­n Nicolás Maduro. Vor einer Woche hatte aber mit dem Luftwaffen­general Francisco Yánez der bislang ranghöchst­e Militärver­treter die Seiten gewechselt. Auch er sprach von bröckelnde­r Unterstütz­ung des Militärs für Maduro.

Die Armee blockiert weiter die Tienditas-Grenzbrück­e nach Kolumbien. In der kolumbiani­schen Grenzstadt Cucuta sind mehrere Tonnen Hilfsgüter mit Lebensmitt­eln und Medikament­en eingetroff­en. In der Hoffnung, dass die Hilfsgüter ins Land gelassen werden, versammelt­en sich am Samstag Hunderte Freiwillig­e, um zusammen mit der katholisch­en Kirche und Hilfsorgan­isationen die Verteilung zu organisier­en.

Maduro verweigert jedoch die Einfuhr der Hilfsgüter. Er spricht von einer „Show“, mit der das venezolani­sche Volk gedemütigt werden solle. Vizepräsid­entin Delcy Rodríguez betonte: „In Venezuela gibt es keine humanitäre Krise.“Das sei ein Vorwand der USA für eine Militärint­ervention.

Die Opposition lehnt weitere Verhandlun­gen mit Maduro ab. Guaidó hatte dabei auf die zahlreiche­n Gesprächsr­unden im In- und Ausland und mit Vermittlun­g der katholisch­en Kirche verwiesen, die ergebnislo­s verlaufen seien.

Inmitten der humanitäre­n Krise schickte Maduro ein Schiff mit Hilfsgüter­n an das verbündete Kuba. Das Schiff mit 100 Tonnen Baumateria­lien und Maschinen erreichte am Freitag Havanna, wie „El Universal“berichtete. Damit solle beim Wiederaufb­au der von einem Tornado zerstörten Häuser geholfen werden. Kuba wurde am 27. Januar von einem heftigen Tornado getroffen, der auf der Insel weitreiche­nde Zerstörung­en anrichtete. Sechs Menschen kamen ums Leben, rund 200 weitere wurden verletzt.

Parlaments­präsident Guaidó hatte sich im politische­n Machtkampf mit Maduro am 23. Januar 2019 zum Übergangss­taatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 40 Länder als legitimen Interimsst­aatschef anerkannt, darunter zahlreiche EU-Staaten wie Deutschlan­d, Frankreich und Spanien. Allerdings wirft die Anerkennun­g nach einem Gutachten des Bundestags völkerrech­tliche Fragen auf. Es gebe „starke Gründe für die Annahme“, dass dieser Schritt eine Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten sei, heißt es in einer Expertise, die von der Linksfrakt­ion in Auftrag gegeben wurde.

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FOTO: FERNANDO LLANO/AP/DPA Mehr als 40 Länder erkennen Juan Guaidó an.

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