Saarbruecker Zeitung

Eine gefühlte Niederlage

Bundesliga-Spitzenrei­ter Borussia Dortmund vergibt ohne Favre und Reus eine 3:0-Führung gegen 1899 Hoffenheim.

- VON ANDREAS ASEN „Wir haben eine junge Mannschaft, der wir Fehler zugestehen.“ Edin Terzic Co-Trainer von Borussia Dortmund, vertrat am Samstag den erkrankten Trainer Lucien Favre

(sid) Es war nur ein Verspreche­r, doch er spiegelte die Gefühlswel­t bei Borussia Dortmund ziemlich genau wider. „Die Niederlage“, sagte Sebastian Kehl, der Chef der Lizenzspie­lerabteilu­ng, nach dem bitteren 3:3 (2:0) gegen die TSG Hoffenheim, „äh, ich meine natürlich das Unentschie­den, haben wir uns selbst anzukreide­n.“

Nach dem Abpfiff sanken die Spieler enttäuscht zu Boden, nur die wenigen Fans der TSG feierten und sangen im Oberrang. Dieser Punktgewin­n fühlte sich für den Tabellenfü­hrer wie eine Niederlage an. „Das Unentschie­den tut weh“, gab Kehl zu. Vor allem, weil Bayern München die Gunst der Stunde nutzte und mit dem 3:1-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 bis auf fünf Punkte an den BVB heranrückt­e. „Ich hoffe, dass sie nervös werden und die Flatter bekommen“, sagte Bayerns Joshua Kimmich.

Danach hatte es am Samstag zunächst nicht ausgesehen. Trotz der Abwesenhei­t des Kapitäns Marco Reus und des erkrankten Trainers Lucien Favre hatte der BVB bis zur 75. Minute nach Treffern von Jadon Sancho (32.), Mario Götze (43.) und Raphaël Guerreiro (66.) mit 3:0 geführt. Dann traf Sancho noch den Pfosten. Doch dann brach der Tabellenfü­hrer ein. Ishak Belfodil (75., 87.) und Pavel Kaderabek (83.) drehten die Partie und versetzten den Dortmunder­n einen herben Dämpfer. „Wir haben eine unglaublic­h gute Mentalität gezeigt“, schwärmte Gäste-Trainer Julian Nagelsmann. Trotzdem „stehen wir immer noch auf Platz eins“, sagte Dortmunds Co-Trainer Edin Terzic, der Favre vertrat: „Wir haben eine junge Mannschaft, der wir Fehler zugestehen.“

Und diese Mannschaft hat gerade die erste kniffliger­e Situation in einer bislang herausrage­nden Saison zu meistern. Schon beim 1:1 in der Liga bei Eintracht Frankfurt und beim Aus im DFB-Pokal gegen Werder Bremen hatte der BVB eine Führung aus der Hand gegeben.

Der Verlauf des Hoffenheim-Spiels war aber noch dramatisch­er. Er erinnerte fast an das 4:4 im Derby gegen Schalke 04 im November 2017 – da hatte der BVB sogar 4:0 geführt. „Das darf nicht passieren, dann müssen wir es einfach auch mal verteidige­n“, forderte Julian Weigl. Dass Trainer Favre krank im Bett lag und nicht an der Seitenlini­e eingreifen konnte, ließ Weigl nicht gelten: „Wir haben unsere Automatism­en, und die Co-Trainer haben ihre Sache gut gemacht.“Zumal Favre auch während des Spiels im ständigen Austausch mit seinen Assistente­n Manfred Stefes und Terzic stand und versuchte, via Telefon einzuwirke­n. Letztlich vergebens.

„Ganz leicht ist es nicht zu erklären“, gab Kehl zu: „Wir haben angesproch­en, dass Hoffenheim mit Wucht und Körpergröß­e kommen wird. Wir haben uns nicht mehr richtig gewehrt, nicht die Ruhe gehabt.“Bei allem Ärger mahnte der Ex-Profi aber auch an, nun nicht in Hektik zu verfallen. „Wir sind im Erfolgsfal­l ruhig geblieben, und das werden wir auch jetzt so machen“, sagte er – wohlwissen­d, dass sich die Chance zur Wiedergutm­achung am Mittwoch (21 Uhr/Sky) in der Champions League bietet. Das Achtelfina­l-Hinspiel bei Tottenham Hotspur „wird ein ganz anderes Spiel“, meinte Kehl: „Es ist gut für uns, dass wir erst einmal auswärts ranmüssen.“Dann wohl wieder mit Favre an der Seitenlini­e, aber höchstwahr­scheinlich erneut ohne den am Oberschenk­el verletzten Reus.

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FOTO: THISSEN/DPA Mit betretenen Mienen klatschten die Profis von Borussia Dortmund am Samstag nach dem Spiel ihren Fans Applaus. Sie hatten gegen Hoffenheim ein schon gewonnen geglaubtes Heimspiel noch fahrlässig aus der Hand gegeben. „Das darf nicht passieren“, sagte Julian Weigl (links).

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